Martin Szelgrad ist Chefredakteur der Fachmagazine "Telekom & IT Report" und "Energie Report", der Plattform "eAward" sowie ständiger Autor im Wirtschaftsmagazin "Report (+) Plus". Geboren 1973, ist er zwischen zwei Welten geraten: Jener des neuen Arbeitens mit all ihren Vorteilen und Herausforderungen dank IT-Werkzeugen und jener der bislang...
Martin Szelgrad ist Chefredakteur der Fachmagazine "Telekom & IT Report" und "Energie Report", der Plattform "eAward" sowie ständiger Autor im Wirtschaftsmagazin "Report (+) Plus". Geboren 1973, ist er zwischen zwei Welten geraten: Jener des neuen Arbeitens mit all ihren Vorteilen und Herausforderungen dank IT-Werkzeugen und jener der bislang traditionellen Unvereinbarkeit von Arbeit und Freizeit. Die Wahrheit liegt freilich dazwischen, Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich - zum Positiven.
Während die KI-Technologie für die Wirtschaft vor allem Hoffnungsträger ist, schürt sie im privaten Umfeld bei vielen Menschen Unsicherheit, erläutert eine Studie des Unternehmens SAP Concur folgerichtig. Knapp 70 % der Befragten geben an, KI überhaupt nicht zu nutzen. Ich frage mich, was die anderen 30 % nutzen – künstliche Intelligenz kann es schon rein technisch nicht sein.
Mit der EU-Ratspräsidentschaft, die Österreich in den nächsten Monaten inne hat, steht die Bundesregierung unter dem Druck, die Verhandlungen der letzten Sub-Themen des großen Clean-Energy-Package der EU zu einem konstruktiven Ende zu bringen. Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingen wird. Erstens hat die bulgarische Ratspräsidentschaft bereits gute Vorarbeit geleistet. Und zweitens haben wir auch die richtigen ExpertInnen dazu, die den Markt kennen und auf österreichische Art und Weise einen Konsens zwischen den unterschiedlichen Interessen der Staaten und der Stakeholder herstellen können.
Wir feiern mit dieser Ausgabe 20 Jahre Telekom & IT Report (Link zu E-Paper und PDF) und damit auch zwei Jahrzehnte IKT-Markt – der damals, in den Anfangsjahren des Mobilfunks, frecher, verrückter und dynamischer war, als jedes andere Wirtschaftssegment. 1997/1998 war das älteste GSM-900-MHz-Netz in Österreich gerade einmal drei Jahre alt. Die Auguren sprachen zu Beginn des Zeitalters der allgegenwärtigen Vernetzung von 200.000 Teilnehmern, die sich für den Masseneinsatz von Handys in Österreich interessieren würden. Nun, es kam anders, wie Sie heute auf ihrem Smartphone googeln können. Wir denken nicht mehr über die Technologie nach, die im Hintergrund läuft, wenn wir Katzenfotos posten. Diese Selbstverständlichkeit zu ermöglichen, das war das erklärte Ziel des Marktes vor 20 Jahren.
In einer unserer bislang umfangreichsten Recherchearbeiten haben wir Ladeinfrastrukturen für Elektromobilität in den großen europäischen Städten unter die Lupe genommen. Insgesamt untersuchte die Redaktion 75 Städte und war dort, wo sie Ansprechpartner zu diesem Thema gefunden hatte, direkt mit den Stadtverwaltungen in Kontakt. Schon allein eine Rangliste zu erstellen, welche Kommunen heute führend bei Ladepunkten im öffentlichen und halböffentlichen Raum sind, ist nicht einfach. Städte und Regionen definieren und gewichten Daten dazu teils sehr unterschiedlich. Wir haben trotzdem einen Vergleich gewagt und glauben, damit Neuland betreten zu haben. Ländervergleiche gibt es bereits. Unseres Wissens liegt nun aber die erste umfangreiche Erhebung von EV-Ladepunkten im Städte-Ranking vor. Lesen Sie dazu mehr hier (Link).
Die nächste Mobilfunk-Generation »5G« wird nicht nur schnellere Services, breitbandigere Anwendungen und kürzere Latenzzeiten bringen – sie wird die gesamte Branche in ihren Grundfesten erschüttern. Die Monopole der Mobilfunker werden mit 5G auf zumindest lokaler Ebene ihr Ende finden, denn Sende- und Empfangsequipment wird so klein, so verteilt und so zahlreich sein, dass auch Fahrzeuge, Gebäude und Maschinen massiv damit bestückt werden.
Die Herausforderungen im Betrieb der Stromnetze steigen weiter. Die Aufwände für das Engpassmanagement in Österreich haben 2017 in den ersten zehn Monaten bereits ein Mehrfaches des Aufwands in den Vorgängerjahren betragen. »Niemand weiß, wo der tatsächliche Kipppunkt liegt und wie lange es noch gut gehen wird«, zitiere ich an dieser Stelle den umtriebigen Zivilschutz-Experten Herbert Saurugg.
Der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber – kurz VAT – warnt gemeinsam mit der ISPA – Internet Service Providers Austria vor einer seit Jahren »bedenklichen Entwicklung« des Breitbandmarktes: Österreich war bis 2008 Vorreiter in Sachen Wettbewerb bei Breitbandinternetzugängen über das Festnetz. Seither reduziert sich der Marktanteil alternativer Anbieter kontinuierlich und liegt mittlerweile deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Der heimische Marktführer A1 Telekom Austria kontrolliert den Großteil der Breitbandinfrastruktur, wobei diese zu überwiegenden Teilen aus der ehemals staatlichen Infrastruktur besteht.
Die weltweite Energiewende hin zu 100 % erneuerbarer Stromversorgung ist nicht mehr eine reine Zukunftsvision, sondern greifbare Realität. Das hat eine Studie der finnischen Lappeenranta University of Technology zusammen mit der Energy Watch Group ergeben. Die Studie ist im November im Rahmen der Klimakonferenz der Vereinten Nationen COP23 in Bonn präsentiert worden.
Die Übernahme von Tele2 durch den Mobilfunker Drei markiert ein vorläufiges Ende der Marktkonsolidierung unter den großen Telekommunikationsprovidern in Österreich. Für Drei bedeutet die zugewonnene Leitungsinfrastruktur – der Glasfaser-Ring der ehemaligen Silver Server in Wien und die Festnetz-Assets in Form von entbündelten Leitungen des vormaligen UTA-Netzes – näher an den Marktführer A1 Telekom Austria rücken zu können.
Die Industrie und Energiewirtschaft sind ebenso wie alle Wirtschaftszweige von der Digitalisierung betroffen. Wobei: Der Terminus »betroffen« zielt natürlich eher auf jene Unternehmen ab, die sich den kommenden Veränderungen gegenüber uneinsichtig zeigen.
Bei einem Gespräch des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie empfahl Obfrau Brigitte Ederer der EU (und damit allen Staaten, auch Österreich), ihre Förderpolitik zu überdenken.
Die Europäische Kommission hat im November des Vorjahres das »Clean Energy for all Europeans«-Paket vorgestellt. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Anpassung des Strommarktdesigns.
Bei einer Veranstaltung der E-Control Anfang Juni wurde das Legislaturpaket zum Umbau des Energiesystems breit diskutiert (Hier geht es zum Nachbericht der E-Control). Bei einem Podiumsgespräch von »Eurokraten« aus Brüssel und der europäischen Agentur ACER mit Vertretern der österreichischen Energiewirtschaft und Sozialpartner wurde offensichtlich, dass große politische Ideen zwar ALLE gutheißen. Wenn es zur Umsetzung und Beschneidung von Kompetenzen in Österreich kommt, wird es aber holprig.
Was können Unternehmen tun, damit ihre IT-Service-Paletten verfügbar bleiben? Abgesehen von Industrieunternehmen mit kritischen, vorgeschriebenen Prozessen, war dies vor wenigen Jahren eine Themenstellung, die IT-Ausfälle mit einer Dauer von wenigen Stunden behandelte. In der modernen Wirtschaft und Gesellschaft wissen wir: Bereits Downtimes von wenigen Minuten sind heute bei breiteren Skalierungen katastrophal. Sie führen zu Umsatzeinbrüchen, die Kundschaft wandert zur Konkurrenz und es droht – weitaus am schlimmsten – ein nachhaltiger Imageverlust.
Mittlerweile ist es völlig egal, warum es zu einer Störung eines Services kommt. Was zählt, ist die Zeitspanne bis zur Wiederherstellung. Bei Tier-1-Systemen gehen diese Spannen sogar bis auf wenige Sekunden hinunter, bis etwas passiert – oder seitens der IT-Abteilung etwas passieren sollte (Telekom & IT Report, Ausgabe 3/2017, Seite 8, E-Paper). Das Problem: Für die Unternehmen ist die digitale Transformation ein schöner Begriff. Doch wer die Verfügbarkeit der IT-Basis nicht in den Griff bekommt, hat vom Wandel nichts.
Versorgungssicherheit in der IT gerät immer mehr zu einer wesentlichen Säule des Geschäfts, ohne diese extra benennen zu dürfen. Denn eigentlich sollten funktionierende IT-Systeme selbstverständlich sein. Eigentlich, wohlgemerkt – denn hundertprozentige Verfügbarkeit gibt es in der IT ebenso wenig wie absolute Sicherheit.
Software als Schmiermittel für eine sich ständig verändernde Welt – Nie zuvor, und das lässt sich sicherlich zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte der EDV behaupten, bestimmten Codes und Algorithmen so stark unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Mit Software werden Millionen Prozesse und Vorgänge in der Welt gesteuert. Diese Bandbreite wird entlang von Trends wie dem Internet der Dinge, Automatisierung und künstliche Intelligenz noch weiter wachsen.
In der Energiewirtschaft geht es ähnlich wie in der IT-Branche zu: Seit jeher produzieren Männer für Männer. Produktdesign, Geschäftsmodelle, Kundenzugang – das alles ist homogen auf die Hälfte Bevölkerung ausgerichtet, den männlichen Teil. Warum das ein Problem ist? In einer Zeit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche kann sich kein Unternehmen mehr leisten, auf heterogene Teams in der Technik und der Unternehmensführung zu verzichten. Zu groß sind die Vorteile eines offenen, kreativen Zugangs zu Problemstellungen, Herausforderungen und Planung. Nachdem Schubladen dortbleiben sollten, wo sie stecken, sei noch einmal betont: Weder Frauen noch Männer lassen sich in bestimmte Richtungen pressen. Wer kommunikativ, sozial oder technisch kompetent ist, bestimmt immer noch er oder sie selbst.
Ich wiederhole mich nur ungern, aber auch in der Dezemberausgabe des »Energie Report« müssen wir immer noch feststellen: Angesichts der verzögerten Begutachtung und Entscheidung über die kleine Ökostromnovelle sehen wir schwarz für das Erreichen der Klimaziele in Österreich. Dass die Regenerativen nicht nur für unsere Umwelt und alle nachfolgenden Generationen, sondern auch für den Wirtschaftsstandort enorm wichtig sind, ist beinahe allen klar. Schwer verständlich ist nun, dass die Regierungskoalition das Thema nicht einhellig bei den Hörnern packt und wirkungsvolle Maßnahmen setzt. Und ja – die Elektromobilitätsinitiative ist ein guter Schritt, da unser Emissionsproblem zu einem großen Teil von Verbrennungsmotoren verursacht wird. Das hat man schon richtig gemacht. Wenn wir allerdings wirtschaftliche Perspektiven für Österreich betrachten, liegen Milliardeninvestitionen im Kraftwerksbereich brach – bei den Erneuerbaren ebenso wie effizienteren Gaskraftwerken im fossilen Bereich.
Unsere Gespräche mit Unternehmen – sowohl IT-Anbietern als auch deren Kunden – drehen sich immer stärker in Richtung einer automatisierten IT. Das Resultat daraus ist, nachdem die IT ja längst in alle Bereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft eingezogen ist, eine bald völlig automatisierte Welt.
IBM propagiert »Cognitive Computing«: Assistierende Systeme in allen IT-gestützten Prozessen werden den menschlichen Bearbeitern und auch den Konsumenten Entscheidungshilfen anbieten. Diese werden aus den entsprechenden Analysen der gesammelten Daten generiert. IBM spielt dieses Hilfsmittel über seine Watson-Plattform: Aus der Cloud kann der Service einfach genutzt werden, etwa von Ärzten, die so effizient Studien- und Bildmaterial weltweit auf Knopfdruck vergleichen können. Das ist etwas, was ein einzelner Mensch nicht schafft, für die Patienten aber – fachkundig begleitet – zwischen Leben und Tod entscheiden kann.
Auch in der IT selbst wird die Automatisierung Riesenveränderungen bringen. Der erste Schritt sind Systeme, die sich und andere IT-Teile selbst konfigurieren und reparieren können. Auch die Softwareentwicklung setzt bereits auf die automatisierte Code-Generierung. Damit wird der klassische Programmierer überflüssig. Es ist ein Berufsbild, von dem wir uns langsam verabschieden können. Wir brauchen damit nicht Maurer, sondern mehr Architekten.
Der Umbau des Energiesystems in eine nachhaltige Ressourcenwirtschaft birgt seit Jahren Diskussionsmaterial. Der Ausbau der Erneuerbaren, die unterschiedlichen Fördermodelle und die Ökostromabgabe der Haushalte – das alles sind Stellschrauben in einem komplexen Geflecht von Angebot und Nachfrage, Marktpreisen, Steuern, Gesetzen und Regulierung. Sobald man an einer Schraube dreht, entstehen am Markt Gewinner und Verlierer. In der öffentlichen Diskussion werden dabei oft ökonomische mit ökologischen Zielsetzungen vermischt.
Jedes Unternehmen – sei es ein etablierter Energieerzeuger mit Kohle- und Gaskraftwerken oder ein Windkraft-, Solar- oder Biomasse-Vertreter – hat berechtigte Sorgen um sein Geschäft, seine Investitionen und Arbeitsplätze. Jede politische Maßnahme – im schlimmsten Fall: gesetzliche Maßnahme – verzerrt den Markt, wie wir ihn bisher gekannt haben. Genau das wiederum ist aber die Aufgabe von Wirtschaftspolitik: Über Unternehmensgrenzen hinaus für Wachstum und Wohlstand zu sorgen. Der Ausbau der Erneuerbaren kostet Geld.
Aber auch der Bau von anderen Infrastrukturen verschlingt große Summen. Die Erneuerbaren argumentieren, dass es volkswirtschaftlich sinnvoller sei, in neue heimische Anlagen zu investieren, als jährlich Milliarden für Öl- und Gasimporte auszugeben. Der Umbruch im Verkehr, der Trend zur Elektromobilität, wird – wenn man es in Österreich richtig macht – die Importe verkleinern. Das benötigt aber auch neue Spielregeln.
Der geplante Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Staatengemeinschaft ist ein herber Rückschlag für das hehre Ziel eines gemeinsamen Binnenmarkts. Das Abwenden der Briten von Kontinentaleuropa schwächt auch die europäische Stimmengewalt gegenüber den großen Wirtschaftsregionen USA und Asien. Beim Brexit geht es aber nicht alleine um die Rückkehr von Zollschranken und Schlagbäumen im Personenverkehr – die gab es in Großbritannien zum Teil ja auch davor. Es sind die globalen Herausforderungen für unsere Gesellschaft und Wirtschaft, die nicht mit Standesdünkel und Schrebergartenmentalität gelöst werden können. Flüchtlingsströme, Arbeitsmarktpolitik aber auch Technologiethemen wie IT-Sicherheit und Datenschutz ebenso wie die Energiemärkte – das alles sind Aufgaben, die wir nur gemeinsam bewältigen können.
Es mag sein, dass UK in vielen Bereichen wie ein Inselbetrieb funktioniert – die Erfahrungen der vergangenen Jahre rund um den Ausbau der Erneuerbaren und der globalen Klimadiskussion haben eines gelehrt: Einzelkämpfertum im Energiemarkt geht stets auf Kosten der anderen. Das Brexit-Voting hat gezeigt, dass die Energiemärkte hochliquide sind und Finanzbörsen ähnlich auf politische Veränderungen empfindlich reagieren. Der Energiemarkt tut es Brokern und Anlegern gleich – er reagiert nervös auf politischen Umbruch. Ein Hochziehen von Zäunen verstärkt auf Dauer nur die Nervosität.