Wohin mit dem Geld
- Written by Mag. Angela Heissenberger
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Die konservativste Anlagestrategie hilft nichts, wenn selbst Staatsanleihen nicht mehr als sicher gelten. Europa und USA taumeln im Schuldenstrudel, auf die Finanzmärkte ist kein Verlass. In welchen Investments stecken die kleinsten Risiken?
Sparbuch oder Sparstrumpf? Angesichts der niedrigen Zinsen müssten auch Bankmanager eher zum Lagern unter der Matratze raten. Die Inflation liegt deutlich über den Angeboten der meisten heimischen Geldinstitute, weshalb Anleger mit Sparbüchern derzeit Verluste machen. Die Laufzeit spielt dabei keine wesentliche Rolle. »Die Realverzinsung ist seit Beginn des Jahres unabhängig von der Bindung negativ«, sagt Johannes Turner, Leiter der Hauptabteilung Statistik in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Bei täglich fälligem Geld war dies ohnehin schon länger der Fall, inzwischen trifft es aber auch Sparbücher mit mehrjähriger Bindung. Derzeit liegen die Zinsen für jederzeit behebbares Geld bei nur 0,125 %, bei Direktbanken sind 1,5 % möglich. Der Großteil der Sparer tendiert zu Laufzeiten bis zwei Jahre, diese werfen derzeit zwei bis 2,7 % Zinsen ab. Beliebt sind auch festverzinsliche Anleihen, bei drei bis vier Jahren Laufzeit liegt die Minimalverzinsung bei 2,15 %.
Die niedrigen Zinsen drücken den ÖsterreicherInnen aufs Gemüt. Die Sparquote dürfte 2011 nach Schätzungen der OeNB mit weniger als 9 % unter dem langjährigen Schnitt liegen. Bereits in den vergangenen zwei Jahren war die Quote unter die früheren Werte gefallen. Trotzdem sind die privaten Haushalte nach wie vor die wichtigsten Geldgeber der Banken, wie OeNB-Direktor Andreas Ittner betont. Zur Jahresmitte 2011 betrugen die Einlagenbestände recht konstant 44 % des Gesamtvermögens (471 Mrd. Euro). Dem steht ein Schuldenstand der privaten Haushalte von 163 Milliarden Euro, davon 106 Milliarden Euro für Wohnbaukredite, gegenüber. Statistisch gesehen verfügt also jeder Österreicher über ein Geldvermögen von 37.000 Euro. Dieser Wert liegt, ähnlich wie in Deutschland, über dem europäischen Durchschnitt, aber unter dem Niveau der Schweiz oder Großbritanniens.
Von 110 Euro, die im Durchschnitt pro Monat in Österreich veranlagt werden, fließen knapp drei Viertel in Einlagen und festverzinsliche Papiere. Die Anleger präferieren schnell verfügbares Geld, um genügend liquide Mittel greifbar zu haben und jederzeit Umschichtungen im Portfolio vornehmen zu können. Fast ein Drittel der privaten Einlagen (208 Mrd. Euro) liegen auf täglich fälligen Sparkonten, weitere 47 % sind maximal zwei Jahre gebunden.
Sicherheit geht vor
Für mehr Sicherheit nehmen die ÖsterreicherInnen geringere Renditen in Kauf. Das gilt auch für Fonds. Allerdings lag der nominelle Zinssatz bei fast allen Anlageformen zuletzt unter der Inflationsrate. Bezüglich Renditeprognosen zeigen sich die Banken durchwegs zugeknöpft – weder die anstehenden Entscheidungen infolge der Euro-Schuldenkrise noch die weitere Zinsentwicklung wären derzeit abzuschätzen. Bessere Zinssätze sind deshalb auch bei langfristigen Optionen eher schwierig zu bekommen. Viele Anleger warten lieber ab, das Geld wird zwischengeparkt.
Generell sei zu beobachten, so Statistikchef Turner, dass die ÖsterreicherInnen bei der Veranlagung »das Heft wieder stärker selbst in die Hand nehmen«. Zertifikate wurden vermehrt abgestoßen, nur 4 % des gesamten Geldvermögens sind in börsennotierte Aktien investiert. Weniger als ein Fünftel aller Haushalte hält überhaupt Aktien, die Durchschnittsbürger sind somit von den starken Kursschwankungen auf den Finanzmärkten nur indirekt betroffen. Auffallend: Auf die wichtigsten 30 Aktien entfallen 60 % des Aktienvermögens – im Wesentlichen konzentriert sich der Bestand also auf Indexschwergewichte aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und den USA.
Neben Finanzprodukten veranlagen die Haushalte auch gerne in Wertgegenstände; vor allem Gold erfreut sich noch großer Beliebtheit, wenn auch der Run schon etwas nachgelassen hat. Kursrückgänge von 15 % innerhalb weniger Wochen im September führten zu großer Ernüchterung unter den Anlegern. Mangels Kapitalgarantie raten Experten zur Vorsicht. »Als Basisinvestment ist Gold nicht geeignet. Es ist kein Substitut für sicheres Sparen«, heißt es seitens der Arbeiterkammer.
Auch Goldsparpläne, die derzeit im Internet massiv beworben werden, hat die AK unter die Lupe genommen. Bei diesen Verträgen erwirbt der Anleger mit festgelegten monatlichen Beträgen Anteile an physischem Gold, das entweder in der Depotbank aufbewahrt oder dem Anleger zugeschickt wird. Für 25 Euro monatlich kauft man beispielsweise Barren ab ein Gramm Gold. Der Haken an der Sache: Hinweise auf die Volatilität des Goldpreises sowie anfallende Spesen und Gebühren fehlen meist völlig. Ein Anbieter verspricht »risikolos immer gewinnen«, ein anderer stellt eine »moderate« Goldpreissteigerung von 12,5 Prozent pro Jahr in Aussicht. Laut Arbeiterkammer sind diese Aussagen »eine grobe Verharmlosung der Charakteristik des Goldpreises«.
Wohnungen mit Potenzial
Konservative Anleger sind mit Immobilieninvestments derzeit noch am besten bedient. Der Trend zu Vorsorgewohnungen ist seit einigen Jahren ungebrochen, hat aber auch die Kaufpreise in guten Lagen stark angetrieben. Wer sich also eine Wohnung oder ein Zinshaus zulegt, um aus der Vermietung Einnahmen zu lukrieren, muss sich inzwischen mit geringeren Erträgen zufriedengeben. Bei einer klassischen Vorsorgewohnung übernimmt ein institutioneller Anbieter – meist eine Bank – Kauf, Vermietung und Verwaltung. Das geht ins Geld: Pro Monat und Quadratmeter ist mit etwa 50 Cent an Gebühren zu rechnen. Die Mietrendite (Anteil der Jahresmiete am Kaufpreis) liegt bei maximal drei bis vier Prozent. Anfangs sogar noch darunter, da Nebenkosten für die Grundbucheintragung sowie die Grunderwerbssteuer zu Buche schlagen. Auch die Erhaltungskosten und etwaige Leerstände sind zu berücksichtigen. Höhere Renditeangaben in Prospekten von 8 % und mehr sind deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Eine Steigerung der Rendite ermöglichen zunächst lediglich Steuerzuckerln: Vermietet man die Wohnung als Unternehmer selbst, kann man die Umsatzsteuer sparen, muss aber in den ersten 20 Jahren mehr einnehmen als ausgeben. Auch Kreditzinsen und die Abschreibung kann man als Verluste aus der Vermietung steuerlich geltend machen. Für eine Einzimmerwohnung ist man mit 50.000 Euro an Eigenmitteln (zwei Drittel fremdfinanziert) dabei. Für Anleger, die mangels attraktiver Zinsen ihr Geld in Immobilien stecken wollen, ist das allerdings keine Option – sie verfügen in der Regel über ausreichend Eigenmittel und bezahlen die Wohnung zur Gänze bar. Die meisten Käufer hoffen deshalb auf eine Wertsteigerung der Immobilie. Entscheidend dafür ist die Lage: In Wien sind Wohnungen innerhalb des Gürtels am begehrtesten, aber auch teuer. Günstiger sind Wohnungen in den Außenbezirken mit U-Bahn-Anbindung. Auch Graz und Salzburg bieten sich an. Luxusappartements eignen sich nicht als Vorsorgewohnungen, für sie findet man schwieriger Mieter.
Als »reale« Werte sind Immobilien ein recht sicherer Schutz gegen die Inflation. Da Mieten meist indexiert sind, werden sie laufend der Inflation angepasst. Und auch wenn die Entwicklung der Wohnungspreise hinter den Erwartungen bleibt, schneiden Immobilien im Vergleich mit anderen Investments langfristig noch immer recht rentabel ab.