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Fachkräftemangel: eine Frage der Betrachtungsweise

Nach dem Motto »Und täglich grüßt das Murmeltier« werden wir immer wieder von der Wirtschaft mit dem Thema Fachkräftemangel konfrontiert. Haben wir wirklich einen Fachkräftemangel in ­Österreich?

Wir leben in einer Gesellschaft, in der es unseren Kindern immer besser gehen soll. Das bedeutet für viele Eltern aber, dass ihre Kinder eine höhere Schule besuchen müssen, egal ob ihre Talente überhaupt dort liegen. Gleichzeitig verabschieden sich Wirtschaftstreibende immer mehr von der Lehrlingsausbildung. Die Folgen sind sinkende Lehrlingszahlen und überfüllte höhere Schulen. Schulabbrecher, Maturanten und sogar Akademiker landen immer öfter direkt beim Arbeitsamt oder müssen als Taxifahrer arbeiten. Dann war das lange Schulbankdrücken aber für die Katz und zusätzlich wurden auch noch Beitragszeiten verschenkt.
Aber genau in dieser verzwickten Situation sehe ich eine große Chance, die Attraktivität der Lehre zu steigern. Was ist dazu notwendig? Auf der einen Seite muss die Wirtschaft bereit sein, mehr Lehrlinge auszubilden. Dazu bedarf es zusätzlicher Anreize für Betriebe und zukünftige Lehrlinge. Firmen, die ausbilden, sollen finanziell entlastet werden. Die Schaffung eines Berufsausbildungsfonds wäre das geeignete Mittel dafür. Auf der anderen Seite muss den Lehrlingen und ihren Eltern ein völliges neues und verbessertes Bild vermittelt werden, welche Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten sich in ihrem Arbeitsleben dank einer Lehre ergeben. Einer steilen Karriere nach der Lehre sind keine Grenzen gesetzt: vom Lehrling zum Meister, Techniker, Kalkulant bis hin zum Unternehmer selbst.
Die vielen österreichischen Europa- und Weltmeister bei Berufsbewerben beweisen, dass wir im internationalen Vergleich noch immer den besten Nachwuchs haben. Das muss auch in Zukunft so bleiben. Dazu ist aber ein Umdenken aller Beteiligten – von den Eltern und Jugendlichen über die Arbeitgeber bis hin zur gesamten Gesellschaft – notwendig.

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