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»Bausparen ist immer zeitgemäß«

Foto: Thomas Köck will mit einer Fokussierung auf Service das »Einkaufserlebnis« seiner Kunden verbessern. Foto: Thomas Köck will mit einer Fokussierung auf Service das »Einkaufserlebnis« seiner Kunden verbessern.

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report räumt der Vorstandsvorsitzende der sBausparkasse, Thomas Köck, mit dem Vorurteil auf, dass Bausparen eine veraltete Veranlagungs- und Finanzierungsform ist. Außerdem erklärt er, was er anders als Vorgänger Josef Schmidinger machen möchte, was er beibehalten wird und was er sich von der neuen Bundesregierung wünscht.

Report: 2016 gab es bei den Neuverträgen ein Plus von 1,2 %, bei den Bauspareinlagen aber ein Minus von 2,4 %. Die Finanzierungsleistung liegt mit 837 Mio. Euro um 11,9 % unter dem Jahr davor. Wie zufrieden sind Sie mit diesen Zahlen? Wohin geht die Reise?

Thomas Köck: 2016 war ein besonderes Jahr, weil die Themen Bauen und Immobilien in der Erste Bank neu strukturiert worden sind. So wurde etwa der großvolumige Wohnbau in einer eigenen Einheit gebündelt. Deshalb glaube ich, dass der Trend 2017 aussagekräftiger ist. Da zeigt sich eine klare Aufwärtstendenz von 9 Prozent bei den Finanzierungen. Bei den Einlagen konzentrieren wir uns jetzt, da die Refinanzierung des großvolumigen Wohnbaus wegfällt, rein auf die prämienbegüns­tigten Bauspareinlagen und auch da verzeichnen wir ein schönes Wachstum.

Report: Ist Bausparen in Zeiten von Niedrigstzinsen noch eine zeitgemäße Anlage- und Finanzierungsform?

Köck:  Auf jeden Fall, und zwar in vielerlei Hinsicht. Menschen sind verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Und die verschiedenen Veranlagungsformen haben in einer Volkswirtschaft unterschiedliche Aufgaben. Die Zinspolitik der EZB hat natürlich zum Ziel, den privaten Konsum anzukurbeln. Dennoch wollen Leute auch Geld anlegen. Und da hat das Bausparen für die breite Masse der Bevölkerung den großen Vorteil, sich mit kleinen Beträgen eine gewisse Summe aufbauen zu können. Das ist immer zeitgemäß. Auch für größere Investitionen braucht es eine Starthilfe. Und auch dafür ist Bausparen bestens geeignet.

Report: Sie haben am 1. Juni die Nachfolge von Josef Schmidinger angetreten. Was werden/wollen Sie anders machen und was wollen Sie beibehalten?

Köck: In der Vergangenheit wurde sehr vieles richtig gemacht. Wir stehen für Verlässlichkeit, Sicherheit und haben eine sehr starke Marke. Darauf wollen wir aufbauen. Die Bedürfnisse, ein Vermögen anzusparen oder sich den Traum vom eigenen Wohnraum zu erfüllen, sind unverändert. Verändert hat sich aber, wie die Menschen diese Bedürfnisse erfüllen und welche Erwartungen sie an ein Unternehmen haben. Das »Einkaufserlebnis« ist ein anderes geworden. Da wollen wir Änderungen vornehmen. Der Kunde erwartet sich schnellere Antworten, transparentere Prozesse und einen einfacheren Zugang zu Informationen. Schlussendlich geht es darum, den Servicegedanken noch weiter in den Fokus zu rücken.

Report: Können Sie dafür Beispiele nennen?

Köck: Nehmen Sie unser »Komme-Was-Wolle-Darlehen«. Damit geben wir den Kunden Sicherheit, indem wir bei unvorhergesehenen Ereignissen auch mal die Tilgung aussetzen. Jetzt geht es darum, das auch entsprechend zu kommunizieren. Da haben wir sicher noch Optimierungspotenzial, denn der Slogan »Komme-Was-Wolle« ist zu viel und zu unklar. Da kommunizieren wir noch zu sehr auf Produkt­ebene und nicht so, wie der Kunde denkt.

Report: Wie sieht der typische Bausparkunde aus?

Köck: Den gibt es nicht. Es gibt über fünf Millionen Bausparkunden im Land, da kann man nicht mehr vom typischen Kunden sprechen. Wir sind auch bei Besserverdienern überproportional vertreten. Wir haben auch sehr konservative Kunden, für die Bausparen ein Traditionsprodukt ist, aber auch sehr moderne Kunden, für die das Bausparen dennoch eine Art letzter Anker ist neben anderen, vielleicht risikoreicheren Veranlagungsformen. Wir sind in allen Bevölkerungsschichten gut vertreten.

Report: Ein zentrales Thema unserer Zeit ist leistbares Wohnen. Welchen Beitrag können Bausparkassen leisten?

Köck:  Da gilt es, mehrere Aspekte zu unterscheiden. Da geht es um Grundstückspreise, um Errichtungskosten und natürlich um die Finanzierung.
In Zeiten niedriger Zinsen sehen wir, dass die monatliche Zinsbelastung zwar zurückgeht, aber die Tilgungsbelastung steigt. Es wird mehr Geld aufgenommen. Die Nachfrage steigt und damit auch die Preise. Da sind wir als Bausparkassen durch das Bausparkassengesetz und damit verbundene Regulierungen ein sehr stabilisierendes Element.
Bei den Baukosten geht es um die Produkterwartungen der Kunden und die Vorschriften, die sich aus den Bauordnungen ergeben. Das ist beides in letzter Zeit gestiegen. Da muss man sich gerade im mehrgeschoßigen Wohnbau natürlich die Frage stellen, ob die Auflagen in dieser Form wirklich auch immer Sinn machen.

Für uns als Bausparkasse ist leistbares Wohnen natürlich ein Kernthema. Dabei geht es aber nicht nur darum, dass ein Kredit heute möglichst billig ist, sondern dass die Belastung über den gesamten Lebenszyklus hinweg leistbar ist. Deshalb stehen bei uns auch Produkte mit Zinsabsicherungen oder Fixzinsvereinbarungen im Vordergrund.

Report: Wenn man vom leistbaren Wohnen spricht, sind wir auch beim Thema Mietzinsobergrenze. Ein probates Mittel aus Ihrer Sicht?

Köck: Berlin ist da ein gutes Beispiel, wo nach Einführung einer Mietzinsobergrenze der Wohnungsneubau deutlich gelitten hat, aus dem einfachen Grund, weil sich eine Vermietung nicht rechnete. Wenn der Staat verhindern will, selbst, mit Steuergeld, Wohnungen errichten zu müssen, dann muss das Angebot am Markt erhöht werden. Und das gelingt sicher nicht mit einer Mietzinsobergrenze. Wer baut, geht ein Risiko ein. Und Risiko muss sich lohnen.

Report: Wenn Sie einen Wunsch an die zukünftige Regierung frei hätten – wie würde der aussehen?

Köck:  Als Bausparkasse würde ich mir wünschen, dass die maximale Betragsgrenze von 180.000 Euro, die wir an Bauspardarlehen an Kunden vergeben dürfen, angehoben wird. Denn damit sind wir angesichts der Preisentwicklung am Immobilienmarkt schon beschränkt. Eine Summe von zumindest 270.000 Euro wäre den aktuellen Entwicklungen sicher angemessen. Zudem glaube ich, dass Maßnahmen wie der Sanierungsscheck unbedingt fortgeführt werden sollten. Das ist nicht nur konjunkturbelebend, das ist auch ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Klimawandel.

Report: Gerade bei solchen Fördermaßnahmen gibt es auch sehr laute Stimmen, die kritisieren, dass damit lediglich Mitnahmeeffekte generiert werden. Was antworten Sie den Skeptikern?

Köck: Der Sanierungsscheck ist ein gute Sache. Unabhängig von eventuellen Mitnahmeeffekten ist damit auf jeden Fall gelungen, ein Bewusstsein für die Wohnraumsanierung zu schaffen. Ich denke schon, dass viele durch die Förderungen animiert wurden, Sanierungsmaßnahmen zu setzen. Damit erzielt man nicht nur langfristig Einsparungen bei den Energiekosten, sondern man steigert etwa durch neue Fenster auch die Lebensqualität. 

Report: Wenn Sie im Juni 2018 eine Bilanz ziehen: Was muss passiert sein, dass Sie von einem erfolgreichen ersten Jahr sprechen?

Köck: Man nimmt sich natürlich viel vor. Ein großer Erfolg wäre, wenn unsere Kunden mit unserer Dienstleistung rundum zufrieden sind und von unserem Service positiv überrascht werden. Und wenn unsere Kunden zufrieden sind, dann bin ich auch guter Dinge, dass wir unseren Wachstumstrend bei den Finanzierungen fortsetzen können.

Last modified onDonnerstag, 04 Januar 2018 12:34
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