Weiter optimistisch
- Written by Martin Szelgrad
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Zehn Jahre Stromliberalisierung in Österreich: Die Energieversorger haben das vergangene Jahrzehnt gut gemeistert und stehen vor einem veränderten Markt.
Gut aufgestellt für die Zukunft sehen sich die heimische Energieversorger zehn Jahre nach dem Start der Liberalisierung des Strommarkts (siehe Energie Report, Septemberausgabe). Gemäß EU-Binnenmarktrichtlinien und des österreichischen Elektrizitätswirtschaft- und Organisationsgesetzes (ELWOG) bekamen die Haushalte im Jahr 2001 die Möglichkeit, ihren Stromversorger frei zu wählen. Österreich hatte die EU-Direktive zur Öffnung des Marktes relativ schnell umgesetzt und darf sich zu den Pionieren der Marktliberalisierung in Europa zählen. Zwar kam es unmittelbar nach der Liberalisierung zu einem Rückgang der Investitionen in den Kraftwerkspark der Betreiber, ab 2006 stiegen die Investitionen aber wieder an. Das heutige Investitionsniveau von rund 600 Millionen Euro pro Jahr liegt sogar deutlich über jenem Niveau vor der Liberalisierung, heißt es in einer Studie des Marktanalysten Booz & Company. Seit der Marktöffnung wurden von der E-Wirtschaft rund vier Milliarden Euro in die Stromerzeugung und fünf Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur investiert. Die Liberalisierung hat auch zu einer größeren Vernetzung der E-Wirtschaft untereinander geführt.
Von der Politik fordern die Energieversorger ein Bekenntnis zu den erneuerbaren Energien und funktionierende Modelle für ihren Ausbau. »Jeder Job in der E-Wirtschaft sichert 1,5 Jobs in anderen Branchen. Die geplanten 15 Milliarden Euro Investitionen der E-Wirtschaft bis 2020 sichern 140.000 Jobs«, bekräftigt Barbara Schmidt, Generalsekretärin des Branchenverbandes Oesterreichs Energie.
Herausforderungen
Österreich steht heute mit gut zwei Dritteln Wasserkraftanteil an der Stromerzeugung, und weiteren, kleineren Mengen bei Windkraft, Biomasseanlagen und Solarenergie gut da. In Gesamteuropa passieren lediglich 17 Prozent der Stromerzeugung mittels erneuerbaren Energien. Mehr als 50 Prozent entfallen auf fossile Träger wie Kohle und Gas, 28 Prozent auf Nuklearenergie. Dennoch ist auch die heimische Wirtschaft von der weltweit ungleichen Verteilung der fossilen Rohstoffe betroffen. Die Verbraucherzentren in Europa schaffen den Bedarf nach Öl und Gas, besitzen diese Ressourcen in der Regel aber nicht.
Werden in Staaten Energiestrategien ganzheitlich betrachtet (neben Verkehr und Wärme nimmt der Stromsektor 20 Prozent Anteil am gesamten Energieumsatz ein), wird schnell klar: die Thematik lässt sich nicht auf Länderebene lösen. Auch hier sehen Energieversorger in Österreich bereits eine goldene Zukunft. Das Alpenland, gesegnet mit mehr Wasser, als es jemals verbrauchen kann, wird künftig als »grüne Batterie« Europas zur Speicherung von Energie beitragen. Besonders der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik in Deutschland erfordert nun ein entsprechendes Backup – damit nicht das Licht ausgeht, wenn Windstille herrscht oder der Himmel verdunkelt ist. Hier verfügen Pumpspeicherkraftwerke über Reservoirs, die bei Stromüberschüssen im Netz angelegt wurden. Die Stromerzeugung in Zeiten der Knappheit bringt den Betreibern dann ordentlich Reibach.
Doch geht es bei dem künftigen Geflecht von Erneuerbaren, Ausgleichsenergie und länderübergreifenden Übertragungsnetzen längst nicht nur ums Geschäftemachen. Experten fordern massive Veränderungen im Energiesektor vielmehr zum Zweck der Schadensbegrenzung für künftige Generationen. Denn bei der Klimaerwärmung begeben sich die Staaten auf ein Parkett, dessen Dimension heute kaum jemand begreifen kann. Wenn aber irgendwo auf dieser Welt zwei Grad Klimaerwärmung stattfinden, dann merken wir das auch in Österreich.
>>Statements und Kommentare zur Strommarktliberalisierung und den Herausforderungen in Österreich lesen Sie im aktuellen Energie Report.