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1 + 0 ist Religion

IT-Fuzzis und Mitarbeiter in Handyshops wissen es schon länger: In der großzügigen weiten Welt des Web, der grauen PC-Kisten und der tiefgründigen Mobilfunknetze ist etwas Unbegreifbares zuhause. Es ist aus dem Datenchaos entstanden und nimmt ruhelos Einfluss auf unsere vernetzte Welt. Zwar ist es noch kaum beschrieben, geschweige denn den meisten Menschen bewusst. Doch ahnen es bereits viele: Der gemeine Blechtrottel birgt kaum Logik, aber viel Metaphysisches in seinem vordergründig stupiden Inneren.

Ein Netzwerkttechniker und braver IT-Jünger nahm mich vor kurzem ins Gebet: Er sprach - um die Vorzüge seiner einzigartigen Geschäftslösung hervorzustreichen - vom »technologieagnostischen« Zugang zu den Dingen. Quod erat demonstrandum, dachte ich mir im Umkehrschluss, schon wieder ein Indiz für den Gott der IT. Dieser ist real, er hinterlässt mir täglich kleine Aufmerksamkeiten des Glaubens auf meinem Desktop: Es gibt dort eine Gruppe Dateien, die seit gut einem Jahr beständig sterben und wieder auferstehen - egal wie oft und auf welche brutale Weise ich sie vorher gelöscht habe. Beim nächsten Mal Hochfahren werden sie garantiert wieder aus dem Metaspace geladen.

Ich bin dazu übergegangen, es zu akzeptieren. Das sollte man ja grundsätzlich mit Andersdenkenden machen, vor allem wenn sie einer Religion angehören. Es ist aber sicher erst der Anfang, wenn man sich die zunehmende Vernetzung unserer Welt vor Augen führt. Mit der Technologieabhängigkeit kommt die Resignation und die Hilflosigkeit. Beste Voraussetzungen für neue Storys zu Fegefeurer und Erlösung.

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