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Hungriges Europa

Hätten Sie die Sache nicht im Fernsehen gesehen, wäre die Gaskrise spurlos an Ihnen vorbeigegangen«, meinte der Verbund-Chef Hans Haider vor wenigen Wochen auf die Frage, ob es angesichts einer unsicheren Versorgung zweckmäßig sei, noch Gaskraftwerke zu planen. Die EU-Kommission hält es nicht mit Haider und nahm die Vorfälle um den Jahreswechsel zum Anlass, eine gemeinsame Energiepolitik einzufordern. Das nun vorgelegte Grünbuch enthält drei Schwerpunkte: die Erhöhung der Versorgungssicherheit, mehr Wettbewerb am Energiemarkt und die Forcierung von erneuerbaren Energieträgern. Um diese Ziele zu erreichen, wurde eine Reihe von Maßnahmen genannt. Viel verspricht man sich von der Einsetzung eines europäischen Energieregulators und der Drohung mit Kartellverfahren, wie die Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes auch bei ihrem Wien-Besuch ankündigte. Um kurzfristige Gasengpässe künftig zu vermeiden, sollen Regeln für die Vorratshaltung in den Staaten kommen. Des Weiteren wünscht sich die EU einen rasanten Ausbau der Netzkapazitäten und artikuliert einmal mehr den guten Vorsatz, den Anteil an Erneuerbaren zu erhöhen. Bis 2010 soll der Anteil an der Energieaufbringung durch Wind, Sonne und Biomasse von sechs auf zwölf Prozent gehoben werden. Einige Hoffnung setzt die EU auch in die Idee, dass mit mehr Effizienz bei Raumwärme und Transport der Verbrauch bis 2020 um ein Fünftel zu senken sei. Des Weiteren will die Kommission eine Zielvereinbarung erreichen, die festhält, dass der Energieanteil von öl, Gas und Kohle von derzeit fünfzig Prozent definitiv gesenkt wird. Weil dieses Ansinnen ohne Atomkraft kaum machbar ist, wünscht sich die EU eine offene Diskussion darüber. Wie könnte sie auch anders, wenn große Mitglieder wie Frankreich, Großbritannien und Italien Neubaupläne hegen und in Deutschland der Ausstieg vom Ausstieg aus der Kernkraft so offen diskutiert wird wie nie zuvor.

Zugleich wollen Europas Lenker die Versorgung durch neue Lieferverträge vor allem mit Russland und Nordafrika absichern. Des Weiteren sind Förderungen von Pipelines geplant - darunter auch das Nabucco-Projekt, an dem die OMV beteiligt ist. Damit sollen die großen Gasreserven des politisch sensiblen Iran nach Europa verfrachtet werden.

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