Plug & Drive
- Written by Redaktion
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Elektromobilität kann einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlichen Mobilität leisten.
Am 25. Jänner 2011 wurde die 3.000. Stromtankstelle in Österreich registriert. Zum Vergleich: In Österreich gibt es insgesamt 2.659 öffentliche Tankstellen (WKO, 03/2011). Das Ladeproblem scheint damit gelöst, sowohl für die derzeit vorhandenen 353 E-Pkw wie auch für künftig 250.000 Fahrzeuge (Daten Umweltministerium). Das Problem liegt jedoch im Detail. Unter die mittlerweile 3.018 E-Tankstellen fallen neben den öffentlichen Ladevorrichtungen auch private und halböffentliche. Privatpersonen wie Elektrotechniker, Landwirte und Energieberater sind ebenso registriert wie Hotels, Landes-EVUs und Einkaufszentren. Damit wird die Gesamtzahl der E-Tankstellen verzerrt, da eine private Ladestation erst nach Rücksprache mit dem Eigentümer zur Verfügung steht. Bei allen E-Tankstellen ist eine technische Voraussetzung zu beachten: 16 Ampere Dauerstrom dürfen nicht unterschritten werden. Ansonsten erfolgt keine Ladung und es kann laut Bundesinnung der Elektro-, Alarmanlagen- und Kommunikationselektronik zum Brand kommen. Dazu Roman Bartha, Geschäftsführer der Austrian Mobile Power: »Steckdose und Stromzuleitung müssen die maximale Dauerleistung vertragen. Da wir für die Zukunft davon ausgehen, auch mit höheren Leistungen zu laden, werden neue Stecker wie der Menekes Stecker (geeignet für 230V-Anschluss und dreiphasigen 400V-Anschluss bis 63 Ampere) notwendig.«
Wer Österreichs Grenzen überschreitet, ist ebenfalls gut versorgt. Laut Peter Zeller von LEMnet, dem internationalen Verzeichnis aller öffentlichen und privaten Stromtankstellen, sind Elektrofahrzeuge im europäischen E-Tankstellennetz durchaus gut bedient (siehe unten), die Ladestationen sind auch leicht zu finden. Laut Zeller gibt es eine Android App »LEMnet«, die Stromtankstellen in der Nähe anzeigt. »Für iPhones ist das in Vorbereitung, auf Navisysteme können POI-Dateien geladen werden.«
>> Stehzeit = Ladezeit <<
Infrastruktur für Elektromobilität bedeutet in erster Linie genügend Ladestationen. In welche Richtung sich diese entwickeln, ist noch nicht endgültig geklärt. Derzeit stehen private, halböffentliche und öffentliche Lademöglichkeiten zur Verfügung (siehe unten).
Bei Parkgaragen ist die E-Tankladung oft in der Parkgebühr inkludiert, auch bei Telefonzellen erfolgt sie noch kostenlos. »Einkaufszentren sagen, der Kunde kauft ohnedies drei Stunden bei mir ein, da kommt es auf ein wenig Ladestrom nicht an«, so Bartha. »Wir verfolgen mit den Ladestationen derzeit keine kommerziellen Ziele, sondern wollen unseren Kunden ein zusätzliches Service bieten und einen Beitrag für den Start einer neuen Mobilitätsform leisten«, informiert Corinna Tinkler, Pressesprecherin und Leiterin der Unternehmenskommunikation von REWE International. 14 Merkur-Parkplätze sind derzeit mit Grünstrom-E-Tankstellen ausgerüstet, angeboten wird Langsamladung. Die Ladeinfrastruktur wird sich aber laut Bartha ändern müssen. »E-Säulen kosten zwischen 7.000 und 10.000 Euro. Bei einer einzigen Langsamladung ist die Säule bis zu acht Stunden blockiert. Auf diese Weise rechnet sich die Ladeinfrastruktur nicht. Noch gibt es aber kein laufendes Businessprojekt, weshalb am häufigsten Flattarife angeboten werden, oder der Strom ist gratis.« Öffentliche Ladestationen sind für die austrian mobile power wichtig, um Elektromobilität sichtbar zu machen und um E-Fahrern das sichere Gefühl zu geben, dass eine ausreichende Infrastruktur zur Verfügung steht. Hier ist der Bedarf an Standardisierung am größten, um überregional den problemlosen Ladezugang zu ermöglichen.
In der ersten Phase der Elektromobilität wird zumeist nichts verrechnet. Die Verbuchung und der Rechnungsdruck würden austrian mobile power zufolge dem Unternehmen mehr kosten als die reinen Energiekosten. Nötig ist nur die Registrierung an der Zapfsäule. Derzeit werden drei Varianten diskutiert: Autorisierung mittels RFID-Karte, Bankomatkarte oder SIM-Karte.
Für den Ladevorgang selbst stehen derzeit drei einsetzbare Varianten zur Verfügung: die langsame Ladung, die schnelle Ladung, der Batteriewechsel sowie die induktive Ladung (Details siehe unten). Allerdings befindet sich die induktive Ladung noch im Entwicklungsendstadium. Einige Experten sehen in der Langsamladung die Zukunft. Im Schnitt steht ein Auto 23 Stunden am Tag, ausreichend Zeit für eine Langsamladung. Andere Fachleute glauben, dass der Menekes-Stecker und die Schnelladung an Bedeutung zunehmen werden. Das dauert aber laut Bartha noch, denn Batterien sind für die Schnellladung noch nicht ausgereift, und langfristige Erfahrungswerte fehlen.
>> Norm & Plug <<
In den Bauordnungen finden sich E-Ladestationen bislang kaum. Ein erstes Lebenszeichen kommt aus Niederösterreich. Die Reform der Bauordnung sieht eine E-Ladestation je zehn öffentliche Parkplätze vor. Auf Bundesebene soll ein interministerieller Prozess die Elektromobilität vorantreiben. Dieser wird laut Josef Hochwald vom BMWFJ ein halbes Jahr dauern, aber die Devise lautet schon jetzt: Plug & Drive.
> Ladrvarianten:
- Langsame Ladung: 230 Volt, Haushaltssteckdose, technisch unkompliziert, Ladedauer 5 bis 8 Stunden.
- Schnelle Ladung: 400 Volt, Dreiphasenstrom oder Gleichstrom, spezielle technische Anforderungen (Starkstrom), langfristige Auswirkungen fehlen noch, Lebensdauer der Batterie wird verkürzt, Ladedauer 15 bis 20 Minuten.
- Batteriewechsel: technisch komplexer Vorgang, hoher Lagerbestand an Wechselbatterien ist erforderlich, rascher Tausch, einheitliche Standards fehlen.
- Induktive Ladung: Ladevorgang erfolgt über elektromagnetische Schwingkreise (ähnlich dem Zahnbürstenprinzip), Ladedauer 7 bis 8 Stunden.
> Aktuelle Möglichkeiten:
- Privat: laden zu Hause, sofern Privatgrund vorhanden ist.
- Halböffentlich: laden auf privatem Grund, aber öffentlich zugänglich, z.B. Firmenparkplatz, Parkhaus oder Einkaufszentrum.
- Öffentlich: Ladestation auf öffentlichem Grund, die sämtlichen Interessenten zur Verfügung steht.