Die Hitzewelle der letzten Tage lässt auch klimapolitisch mittlerweile niemanden mehr kalt. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Experte oder zumindest jene, die sich auch für solche halten, einen Beitrag zur Rettung des Weltklimas abgeben – nicht selten aus reinem Eigennutz. Was gute und sinnvolle Lösungen gegen den Klimawandel angeht, muss sich der Bausektor nicht verstecken. Aber vielleicht müsste man die Erfolge besser kommunzieren.
Das Potpourri an vorgeschlagenen Maßnahmen ist dabei beinahe unerschöpflich groß. Bei vielen liegt der Verdacht allerdings nahe, dass man aus der Diskussion lediglich Kapital für seine eigenen Interessen schlagen will. Oder wie ist es sonst erklärbar, dass es zu jedem Vorschlag – unlängst auch zum Energieträger Wasserstoff – Kritik hagelt? Und dies ist nur ein Beispiel von vielen.
Der Bausektor muss sich in Sachen Klimawandel hingegen keineswegs verstecken, aber sich mitunter den Vorwurf gefallen lassen, seine Potenziale und Erfolge nicht zu vermarkten. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurden nicht nur neue Bauweisen entwickelt (z.B. Bauteilaktivierung), um den Energieverbrauch des Gebäudesektors zu reduzieren. Es wurde auch massiv an den Materialkomponenten geforscht, um den Rohstoffeinsatz zu minimieren, Konstruktionen zu optimieren und gleichzeitig die Qualität – und damit die Langlebigkeit – auszubauen. Auch in Sachen Kreislaufwirtschaft muss kein Versteck gesucht werden. So werden im mineralischen Bereich beinahe alle Baurestmassen wiederverwertet. Vieles wurde automatisiert und dadurch zweifelsfrei optimiert. Dem Ziel, den Energieverbrauch und Emissionen sowohl in der Nutzungs- sowie Rückbauphase eines Bauwerks als auch bei der Produktion der Baustoffe zu senken, wurde ebenso entsprochen.
Es wäre an der Zeit, diese Errungenschaften in den Kontext miteinzubeziehen, anstatt die platten Forderungen der letzten 30 Jahre gebetsmühlenartig zu wiederholen, nämlich vermehrt auf nachwachsende Rohstoffe im wandbildenden Segment zu setzen, deren Wiederverwertungspotenzial enden wollend ist – ausgenommen die thermische Verwertung. Die Vielfalt macht den Bausektor zum Gewinner und Innovationstreiber, ein Eingriff in den Wettbewerb durch falsche politische Signale wäre jedenfalls kontraproduktiv und würde weitere Innovation behindern.
Und den Zweiflern sei ein Blick über den Tellerrand geraten. Denn auch mit mineralischen Produkten lassen sich nachhaltige Gebäude errichten, für die uns die Nachwelt dankbar sein wird. Oder wussten Sie, dass das älteste genutzte Gebäude Österreichs ein Ziegelbau aus dem 4. Jahrhundert ist? 1600 Jahre Nutzung eines Gebäudes ist wohl ausreichend Beleg für Nachhaltigkeit.
Vieles ist nachhaltiger und klimaschonender, als es auf den ersten Blick zu erwarten ist. Lediglich der Standpunkt bestimmt die Sichtweise. Nur wenn wir Vielfalt zur Erreichung der Ziele zulassen werden, bleiben wir am Bausektor weiterhin nachhaltig und werden mit unseren Lösungen zum Klimaschutz beitragen können.
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