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Snowdon oder "Snowdown"

Wie Schuppen von den Augen oder einfach Schnee vom Himmel so fällt es den naiven Menschen plötzlich auf, dass moderne Kommunikationstechnologie gespeichert, überwacht und möglicherweise ausgenützt werden kann. Ob die Tätigkeit der NSA in Ordnung ist oder nicht ist schwer zu beantworten. Sie unterliegt letztendlich dem nationalen Interesse der USA. Man kann dem amerikanischen Argument durchaus folgen, wenn es für Geheimdienste darum geht, Informationen zu sammeln, und das auch geheim.

Tatsache ist, dass wir alle Informationen sammeln. Wir sind als Menschen mit dieser Sammlerneigung aufgewachsen. So gehen wir doch alle mit den sozialen Netzwerken, mit der Übermittlung von SMS oder ganz einfach mit Mails sehr sorglos um. In unserer Naivität glauben wir an das Gute im Menschen, dass er diese Informationen nicht ausnutzt. Es sind aber die Systeme, die ja von sich aus schon alles speichern, was über sie läuft. Also versuchen wir doch ein wenig rationaler an die Problematik „Snowdon“ heranzugehen. Dabei muss es primär darum gehen, wie man mit der Tatsache des Datensammelns an sich umgeht, und nicht zuerst gleich nach den Schuldigen sucht.

Da ist ein junger Mann, der sich freiwillig in ein Arbeitsverhältnis mit einem Nachrichtendienst begibt. Vertraglich sich zur Verschwiegenheit verpflichtet und dann ganz plötzlich erkennt, dass er die Arbeit mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann? Schwer zu glauben, dass da nicht ein anderer Gedanke dahintersteckt. Eine von vorne herein geplante Absicht des Aufdeckens lässt sich durchaus erahnen. Oder es ist ein Sendungsbewusstsein welches ihm ermöglicht, sich im Lichte der Öffentlichkeit zu sonnen? Schwer auszumachen, was wirklich dahinter steckt.

Sachlich gesehen, hat dieser Mann eine Straftat begangen. Dass er die Folgen nicht wirklich durchdacht hat, zeigt sich ja in der Bemühung nicht nur in einem Land politisches Asyl zu bekommen, sondern er probiert es gleich in mehreren. Bemerkenswert ist, wenn sich Politiker dann für diese Person stark machen, aber gleichzeitig Menschen den Zutritt in ihre Länder verwehren, die wirklich unter politischen Regimen gelitten haben. Der Januskopf war nicht nur auf alten Münzen abgebildet, er ist heute in der Politik durchaus vorhanden.

Und auf der anderen Seite sehen wir eine Naivität der Politik, welche noch immer nicht die Vernetzung unserer Welt, der Gesellschaft, der Wirtschaft ja unseres täglichen Lebens erkannt hat. Oder will sie uns was anderes verkaufen? Man kann in dieser vernetzten Welt nicht mit den Mitteln der Vergangenheit agieren. Das zunehmende Besinnen auf die nationalen Bedürfnisse kann dieser Entwicklung nicht gegenwirken. Wir brauchen mehr internationales Denken und damit auch in vielen Bereichen Vereinbarungen, die über unser „Kleinbürgertum“ hinausgeht.

Es ist schön, wenn die deutsche Justizministerin feststellt, dass das Sammeln von Daten durch die NSA das deutsche Grundgesetz verletzt. Hat sie eigentlich verstanden, dass moderne Technologien der Kommunikation keine Grenzen kennen? Wenn sich Vertreter der EU im gleichen Sinn beklagen, so ist es doch ein Ausdruck der Schwäche dieses angeblich gemeinsamen Europas. Hier kann nur aus einer Position der Stärke heraus agiert werden und nicht jeder für sich alleine.

Also mehr Mut, meine Damen und Herren der Politik. Die Kontrolle der Systeme ist wichtiger als die Krümmung der Bananen, oder die ähnlich klingenden Namen von Getränken in Italien oder Kroatien.

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