Leistung muss sich lohnen. Daher wir alles daran gesetzt an der Spitze zu stehen. Betrachten wir den Dopingskandal beim Langlauf unter diesem Gesichtspunkt. Der Schuldige ist identifiziert, hat gestanden und wird jetzt mit allen Mitteln der veröffentlichten Meinung hingerichtet. Es ist unbestritten, dass der betreffend Sportler gegen Gesetze und Bestimmungen verstoßen hat und daher auch zur Rechenschaft gezogen werden muss. Dies gilt für ihn wie für jede andere Person im Land.
Warum die Tat begangen wurde, warum sich Sportler überhaupt dazu verleiten lassen - diese Diskussion wird nur hinter vorgehaltener Hand geführt. Gibt es dieses Doping nur im Umfeld des Sportes? Wie sieht es in der Wirtschaft damit aus?
Der Präsident des ÖSV maßt sich in einer ersten Stellungnahme an, gleich eine ganze Gruppe an Sportausübenden in Frage zu stellen. Veranstaltungen, Wettkämpfe erst gar nicht zu ermöglichen. Hat er hier als Unternehmer, sprich „Besitzer“, von ein paar Bergen gesprochen oder als Repräsentant eines Sportverbandes?
„Die Tätigkeit des ÖSV ist nicht auf Gewinn gerichtet, sondern verfolgt gemeinnützige Zwecke. Hauptziel des Verbandes ist die Förderung von Skilauf und Snowboard zum allgemeinen Wohl, zur körperlichen Ausbildung und positiven Entwicklung sowie als wesentlicher Beitrag zur Gesundheit.“ So lautet der erste Absatz in den Statuten des ÖSV zum Verbandszweck. Diese Aussage ist in Vereinbarkeit mit der Präsidentschaft und mit der des gewinnorientierten Unternehmers zu hinterfragen.
Wieso kann es dazu kommen, dass Menschen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen, ihre Gesundheit aufs Spiel setzten um diesen Verbandszweck zu erfüllen? Sportler, die über Monate, wenn nicht länger, nur mit schmerzlindernden Mitteln zu Wettkämpfen antreten sind doch auch gedopt. Ganz klar, es geht um Brot und Zirkusspiele. Brot vor allem für die Medienlandschaft, die natürlich an den Sensationen am besten verdienen. Brot natürlich auch für die Industrielandschaft, die auch Arbeitsplätze schafft und sichert. Zirkusspiele aber für die breite Masse, die sich an den dargebotenen Schauspielen ergötzt, Leistungen der „Schausteller“ fordert, beurteilt ohne wirklich zu wissen wie mühsam man sich diese erarbeiten muss.
Wir alle dopen uns doch tagtäglich. Auch im Arbeitsleben, im sozialen Umfeld. Besser dazustehen als der oder die Nächste. Zu zeigen, dass wir uns leisten können. Und dann passiert es. Die hinterzogene Steuer, das Schnellfahren auf der Autobahn, das manipulieren von Bilanzen, das Aufblähen von Finanzinstituten um egomanische Erfolge zu feiern. Ist dies nicht auch eine Form des Doping? Es entwickelt sich doch ein gewisses Suchtverhalten: Immer mehr, immer besser zu sein.
Leistung ist notwendig und natürlich, dieses Verhalten steckt in uns Menschen. Gehen wir in unseren Forderungen nicht manchmal zu weit? Vergessen wir ganz darauf, dass nur nachhaltige Leistung zum Erfolg führt und nicht die kurzfristige. Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft können hier durchaus gezogen werden. Wir leben von und mit Bewertungen. Schon in der Schule werden wir damit konfrontiert und wir messen uns auch daran. Aber bitte mit Maß und Ziel und gesundem Menschenverstand.
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://archiv.report.at/