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Hoch hinaus

Intelligente Aufzugssystem sollen in Zukunft helfen, den Personenfluss innerhalb von Gebäuden effizienter zu gestalten. Foto: Kone Intelligente Aufzugssystem sollen in Zukunft helfen, den Personenfluss innerhalb von Gebäuden effizienter zu gestalten. Foto: Kone

Seit 160 Jahren werden Personen in mehrstöckigen Gebäuden mit Aufzügen in die höher gelegenen Etagen transportiert. Während es anfangs vor allem um das Thema Sicherheit ging, sind die Anforderungen an die Aufzugsgeneration von heute deutlich höher. Sicherheit wird vorausgesetzt, Aufzüge müssen aber auch optisch ansprechend und energieeffizient sein. Und schließlich sollen sie auch intelligent sein und mithelfen, den Personenfluss im Gebäude zu optimieren.

Weltweit gibt es derzeit geschätzte elf Millionen Aufzüge, Tendenz steigend. Statistisch betrachtet befördern diese Anlagen alle 72 Stunden die gesamte Erdbevölkerung. Ein wichtiger Meilenstein war die Erfindung des absturzsicheren Aufzuges im Jahr 1853 durch den US-Amerikaner Elisha Graves Otis. Bei einer Demonstration vor großem Publikum befand sich Elisha Graves Otis auf einer Aufzugsplattform und ließ das einzige Tragseil von einem Assistenzen durchschneiden. Die Plattform sackte nur wenige Zentimeter ab, bevor sie komplett zum Stehen kam. Die revolutionäre neue Sicherheitsbremse des pragmatischen Mechanikers hatte dafür gesorgt, dass die Plattform nicht abstürzte. »All safe, Gentlemen«, verkündete Otis einem staunenden Publikum.

Mit der Möglichkeit, sichere Personenaufzüge einzusetzen, begann auch der Siegeszug der Hochhäuser. 1857 installierte Otis den ersten Personenaufzug in New York. 1873 begann die weltweite Expansion: Die ersten Aufzüge in Europa wurden im Pariser Eiffelturm eingebaut sowie in der Londoner U-Bahn, im Moskauer Kreml, im britischen Schloss Balmoral und im Burgpalast von Budapest. Einer der ersten Aufzüge in Wien versieht seit 1898 in einem Jugendstilbau von Otto Wagner neben dem Naschmarkt seine Dienste. Ein weiterer Me­thusalem seiner Art ist der Paternoster im Haus der Industrie. 1909 installiert, ist er bis heute ohne Aufsehen in Betrieb und zählt damit wohl zu den ältesten ganz regulär funktionierenden Fahrzeugen der Welt.

Aber auch wenn immer noch zahlreiche Aufzüge in ihrer ursprünglichen Form im Einsatz sind, die technologische Weiterentwicklung ist enorm. Laufend präsentieren die Hersteller neue Innovationen, die Aufzüge effizienter, sicherer und intelligenter machen sollen.

Kone: Intelligenter Personenfluss
Mit der neuen Familie von Personenfluss-Intelligenz-Lösungen, kurz PFI, will Kone seinen Teil dazu beitragen, Gebäude smarter zu machen. »Damit weiß das Gebäude schon beim Betreten, wohin Sie wollen, und leitet Sie ans Ziel«, erklärt Kone-Marketingleiter Günter Baca. Die neuen Zutrittslösungen verbinden die Aufzüge nahtlos mit sämtlichen Zutrittspunkten von Gebäuden, inklusive Drehtüren und automatischen Türen, und versprechen so einen bequemen und effizienten Verkehrsfluss. Die Zielpunkt-Lösungen sorgen dafür, dass man auf direktestem Weg von der Drehtür zum richtigen Lift gelangt. Dabei wird sowohl die Zahl der Personen als auch deren Zielstockwerk berücksichtigt und der Benutzer wird direkt zu dem Aufzug geleitet, der ihn am effizientesten an sein gewünschtes Ziel bringt. Ein weiterer Vorteil ist laut Baca die Flexibilität der Kone-Lösungspalette. Die Lösungen lassen sich den jeweiligen Anforderungen des Benutzers entsprechend programmieren. »Wenn eine Person, etwa ein Rollstuhlfahrer, einen erhöhten Platzbedarf hat, wird sie einem Aufzug mit wenigen Fahrgästen zugeteilt«, erklärt Baca und fügt hinzu: »Die Aufzüge der Zukunft werden mehr wie ein Taxi sein und weniger wie ein Autobus. Wir wollen Benutzer an ihre Ziele bringen – mit möglichst wenigen Haltestellen.«  

Schindler: Flexible, neue Generation
Der Schweizer Aufzugshersteller Schindler setzt mit dem neuen Schindler 5500 vor allem auf den Faktor Flexibilität. Durch eine variable Kabinengröße soll sich der Aufzug leicht an die Gegebenheiten bestehender Gebäude anpassen lassen. Er kann sowohl mit einem Mini-Maschinenraum (MMR) als auch maschinenraumlos eingebaut werden. Die Steuerung ist flexibel und kann auf unterschiedlichen Ebenen installiert werden. Durch diese verbesserte Raumnutzung und eine geringe Zahl an Gebäudeschnittstellen können die vermietbare Nutzfläche des Gebäudes vergrößert und die Baukosten gesenkt werden. Darüber hinaus ist der Schindler 5500 darauf ausgelegt, die Energieeffizienz des Gebäudes zu verbessern. »Mit seiner optimierten Fahr- und Zugkraft, geringem Gewicht und verbesserter Standbyfunktion verbraucht er deutlich weniger Energie als vergleichbare Aufzüge«, erklärt Eric Darmenia, Leiter des Schindler 5500 Projektteams. Er entspricht der Energieeffizienzklasse A nach der VDI-Norm 4707-1. Ziel von Schindler ist, die Auswirkungen seiner Produkte auf die Umwelt möglichst gering zu halten – auch über die Betriebsphase hinaus. Das Unternehmen berücksichtigt daher den gesamten Lebenszyklus der Produkte, angefangen von der Produktion bis hin zum Recycling.
»Außergewöhnlich an diesem Aufzug ist sein modulares System, das verschiedenen Gebäudetypen entsprechend individuell konfiguriert werden kann«, sagt Darmenia. »Der Schindler 5500 erreicht eine Fahrgeschwindigkeit von ein bis drei Metern pro Sekunde und kann eine Last von 630 bis 2.500 Kilogramm tragen. Darüber hinaus bietet der Aufzug eine breite Palette an zusätzlichen Features. All dies trägt dazu bei, dass der Schindler 5500 die Anforderungen moderner Städte überdurchschnittlich erfüllt.«

ThyssenKrupp: Aufzug mit Prognose-Tool
Von ThyssenKrupp kommt das neue Aufzugsdesignkonzept »Evolution Blue«. Dahinter verbirgt sich ein modulares Baukastensystem für einen maschinenraumlosen Aufzug. Je nach Anwendung werden entsprechende Komponenten eingesetzt. Verschiedene Anlagen können durch das einheitliche Steuerungssys­tem einfach zu Aufzugsgruppen verbunden werden. Sie können so höhere Verkehrsaufkommen koordinieren und schneller bewältigen. Systembrüche zwischen neuen und modernisierten Aufzügen sollen somit der Vergangenheit angehören, Montage und Service vereinfacht werden.

Die Schaltzentrale des Systems ist mit einem Verkehrsprognose-Tool ausgestattet, das in Sekundenschnelle erkennen soll, ob das Gebäude aktuell niedrig- oder hochfrequentiert wird. Die Parameter für Geschwindigkeit, Beschleunigung, Verzögerung und »Türoffenhaltezeit« werden individuell an das Nutzungsverhalten angepasst. Durch das automatische Umschalten in den High-Speed-Modus während Stoßzeiten sowie in den Eco-Modus während Phasen geringer Nutzung reduziert E.COR die Warte- und Fahrzeiten sowie den Energiebedarf weiter auf ein Minimum.

Eine weitere Besonderheit des Evolution Blue stellt die neuentwickelte, energierückspeisende Frequenzumrichtergeneration dar. In Kombination mit der E.COR-Steuerung kann die beim Aufzugfahren gewonnene Energie von anderen Stromverbrauchern genutzt werden. Evolution Blue agiert somit phasenweise als hausinterne Stromquelle, die Energie erzeugt und mitlaufende Verbraucher mit Energie versorgt. Für den Betreiber bedeutet dies eine erhebliche Reduzierung der gebäudetechnischen Nebenkosten, heißt es bei Thyssen. Um den Energiebedarf in Ruhezeiten zu reduzieren, verfügt die E.COR-Steuerung über ein mehrstufiges System zur Reduzierung des Energiebedarfes in Stillstandszeiten. Dabei werden Komponenten wie Bedienpaneel, Umrichter oder Fahrkorblicht zunächst in den Standby-Modus versetzt. In einem weiteren Schritt wird der Umrichter auf einen Sleep-Modus eingestellt, um die Betriebskosten auf ein Minimum zu reduzieren.

Otis: Kein »Steckenbleiben« mehr
Aufzugspionier Otis hat mit dem GeN2 Switch ein System entwickelt, dessen Prinzip bisher vor allem aus der Autoindustrie bekannt ist: die Hybridtechnik. Die Otis-Erfindung funktioniert mit einem einphasigen 230-Volt-Strom­anschluss statt wie bisher mit einem dreiphasigen 400-Volt-Anschluss. Damit lässt sich der GeN2 Switch an jeder »Haushaltssteckdose« in Betrieb nehmen und erstmals auch mit erneuerbarer Energie von Sonnenkollektoren oder Wind­rädern versorgen. Bei Stromausfall stellt der Aufzug auf Batteriebetrieb um. Ein »Steckenbleiben« ist damit ausgeschlossen. Bis zu hundert Fahrten sind mit den aufgeladenen Batterien möglich. Die Aufladung erfolgt selbsttätig bei leeren Aufwärtsfahrten oder bei beladenen Abwärtsfahrten. So spart GeN2 Switch Strom. Das wirkt sich positiv auf die Energieeffizienz eines Gebäudes aus. Der Aufzug ist laut Otis einfach zu installieren und soll die ideale Lösung für die Nachrüstung bestehender Gebäude oder für Neubauten ohne dreiphasigen 400-Volt-Anschluss sein.

Wie die anderen Otis GeN2-Aufzüge ist auch der GeN2 Switch mit den patentierten stahlseelenarmierten Polyurethan (PU)-Gurten sowie dem energierückgewinnenden Antrieb ReGen ausgestattet. Der GeN2 Switch ist bis zu 75 Prozent effizienter als herkömmliche Aufzüge und der GeN2 mit dem niedrigsten Energieverbrauch. Das System soll einen ungefähr zehnmal geringeren Anschlusswert als ein vergleichbarer Wohnhausstandardaufzug haben.

Last modified onMontag, 25 November 2013 17:17
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