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»Wir erwarten ein deutliches Marktwachstum«

Foto: »Heuer werden drei Stück TB260E in der 6-Tonnen-Klasse entwickelt und gebaut. Als weiteres E-Modell im kommenden Jahr ist der TB2150E in der 15-Tonnen-Klasse geplant«, erklärt Daniel Dyntar. Foto: »Heuer werden drei Stück TB260E in der 6-Tonnen-Klasse entwickelt und gebaut. Als weiteres E-Modell im kommenden Jahr ist der TB2150E in der 15-Tonnen-Klasse geplant«, erklärt Daniel Dyntar.

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Daniel Dyntar, Geschäftsführer der Huppenkothen-Tochter Suncar HK, über die Vorteile von elektrisch betriebenen Baumaschinen, die Entwicklungen in der Batterietechnologie, die Amortisationszeiten, die durch Elektromaschinen steigenden Chancen bei der Auftragsvergabe sowie das Marktpotenzial von E-Bagger und Co.

Report: Wo sehen Sie die größten Vorteile von elektrisch betriebenen Baumaschinen?

Daniel Dyntar: Grundsätzlich sind unsere Baumaschinen leiser, umweltfreundlicher, wartungsärmer und emissionsfrei im Vergleich zu den dieselbetriebenen Maschinen. Den größten Vorteil sehe ich primär beim Schutz der Mitarbeiter und Personen, welche sich in Nähe des Baggers aufhalten. Dieselabgase beinhalten in hohem Maße giftige Substanzen, welche unter anderem das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen wie Schlaganfälle stark ansteigen lassen. Dessen sind sich aber leider die wenigsten bewusst.

Somit sind unsere Bagger sehr gut geeignet für Arbeiten in geschlossenen Räumen, dicht besiedelten Gebieten sowie Naturschutzzonen. Auch immer mehr europäische Städte wie zum Beispiel Frankfurt oder Paris entscheiden sich, dieselbetriebene Fahrzeuge und Maschinen wegen der Feinstaubproblematik zu verbannen.
Außerdem entfallen die Wartungskos­ten für das Dieselaggregat wie auch die Dieseltreibstoffkosten. Die Batterien wie auch der Elektromotor sind langlebig und wartungsfrei. Die neu entwickelten Euro 6 Dieselmotoren werden hingegen mit der Harnstoff-Beimischung und dem aufwendigen Abgasstrang immer komplexer und somit serviceanfälliger.

Report: Um wie viel höher sind die Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Maschinen und wann kann man mit einer Amortisation rechnen?

Dyntar: Ganz grob geschätzt liegt der Preis für den batteriebetriebenen Bagger beim Zweifachen der Originalmaschine. Dafür entfallen aber die Dieselkosten und die Wartungskosten sinken massiv.

Für die Senkung der Amortisationszeit müssen zudem alle wichtigen Faktoren miteinberechnet werden, wie zum Beispiel die höheren Chancen bei der Auftragsvergabe. Auch die stark fluktuierenden Preise von Strom und Diesel fließen stark in die Berechnung ein. Eine allgemeine Aussage ist diesbezüglich also schwierig. Daher wird diese individuell mit dem Endkunden ermittelt.

Report: Die Elektromobilität steht und fällt mit der Batterietechnologie. Wie leis­tungsfähig ist die aktuelle Batterie-Generation aus Ihrer Sicht vor allem in Hinblick auf den Einsatz in Baumaschinen?

Dyntar: Grundsätzlich muss zwischen der Batteriezelle und dem fertigen Batterietrog unterschieden werden. Dies gilt für die Anwendung wie auch für den Preis. Die Zellen an sich müssen keine spezifischen Eigenschaften für unsere Anwendung in Baumaschinen aufweisen. Der Batterietrog hingegen schon, da bei den Baggern die Erschütterungen stärker und deutlich häufiger auftreten als beispielsweise bei Automobilen. Auch die Anforderungen an die Lebensdauer sind bei unseren Anwendungen höher. Matchentscheidend für die Lebensdauer der Batterie ist das Kühl- und Heizkonzept, denn die Wohlfühltemperatur der Batterie liegt analog zum Menschen etwa bei 22° Celsius.

Batteriesysteme, wie sie bei uns im TB1140E verbaut werden, weisen eine hohe Lebensdauer auf und ermöglichen inklusive der kalendarischen Alterung weit über 3000 Ladezyklen. Danach ist die Batterie immer noch einsatzfähig und besitzt in der Regel eine Restkapazität von 80 %.

Report: Was passiert, wenn die Batterien während eines Arbeitseinsatzes leer werden?

Dyntar: Erreicht der Bagger einen sehr tiefen Batterieladestand, dann wird automatisch die Leistung der Maschine zurückgefahren. Wenn dann nicht in der Nähe einer Steckdose gearbeitet wird und die Batterie ganz entleert wurde, kann über ein selbst entwickeltes Remotesystem auf alle unsere Bagger zugegriffen und eine Art  Reservemodus freigeschalten werden. Dies erlaubt dem Maschinisten, den Bagger für weitere fünf bis zehn Minuten in Betrieb zu nehmen und zur nächsten Stromdose zu fahren. Ausserdem besteht bei allen unseren Baggern die Möglichkeit auch im reinen Kabelbetrieb zu arbeiten.

Report: Welche Fortschritte sind in der Batterietechnologie kurz- und mittelfristig zu erwarten?

Dyntar: Die Roadmaps namhafter Zellenhersteller zeigen bis ins Jahr 2020 ungefähr eine Verdoppelung der heutigen Batteriekapazität. Bereits 2018 soll BMW die 120 Ah Zelle für seine Fahrzeuge  einbauen, was bei gleichbleibendem Volumen einer Steigerung von 30 % entspricht.

Report: Sie haben aktuell mit dem TB216E und dem TB1140E zwei Elektrobagger im Angebot. Wie groß ist die Nachfrage? Welche Branchen fragen welche Produkte nach?

Dyntar: Die Nachfrage ist besonders bei den kleinen Baggern überraschend hoch. Letzten Herbst haben wir die erste TB216E 5er Serie fertiggestellt. Einer der Bagger ist im November 2016 nach Norwegen verkauft worden, wo er sich auch bei kalten Temperaturen bestens bewährt. Die restlichen vier Bagger stehen im Mietpark von Huppenkothen und sind praktisch in Dauervermietung. Diesen Sommer werden weitere 20 Stück TB216E vom Band rollen. Die kleinen Bagger werden vor allem für den Einsatz in geschlossenen Räumen, die großen primär für Arbeiten in Naturschutzgebieten und in dicht besiedelten Gebieten eingesetzt.

Report: Inwieweit unterscheiden sich die umgebauten Elektrobagger von ihren konventionellen Pendants?

Dyntar: Für den Baggerfahrer ändert sich vor allem die Geräuschkulisse, welche nun geringer ausfällt. Auch die Bedienung und Anzeige für Licht, Heizung/Klima oder Ladestand wird über das neu eingebaute Display angezeigt und gesteuert. Dieses ist äußerst intuitiv und informativ gestaltet. Die bewährte und fein dosierbare Hydraulik von Takeuchi wie auch die Baggerleistung bleiben wie gewohnt beziehungsweise unverändert.

Report: Welche Marktchancen sehen Sie generell für elektrisch betriebene Baumaschinen? In welchen Segmenten sind sie aus Ihrer Sicht am größten?

Dyntar: Die Elektrifizierung hält mehr und mehr Einzug in die Mobilität, gerade auch im Baumaschinenbereich. Dies bestätigen unsere Nachfragen nach batteriebetriebenen Baggern. Somit erwarten wir kurz- und mittelfristig ein deutliches Marktwachstum. Wo wir seit längerem eine hohe Nachfrage feststellen, ist bei Anwendungen im Innenbereich und schlecht durchlüfteten Orten wie Kanalbaustellen.

Report: Gibt es konkrete Pläne, weitere Baumaschinen zu elektrifizieren?

Dyntar: Ja, dieses Jahr werden drei Stück TB260E in der 6-Tonnen-Klasse entwickelt und gebaut. Diese werden eine Batterielaufzeit von circa sechs Stunden aufweisen und die Möglichkeit bieten, den Bagger auch am Kabel zu betreiben. Als weiteres Modell im kommenden Jahr ist der TB2150E in der 15-Tonnen-Klasse geplant. Zusätzlich laufen weitere Entwicklungen im Nutzfahrzeug- und Flughafenfahrzeugbereich, in welchem auch eine hohe Nachfrage herrscht.

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