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Klartext

Im folgenden Test finden Sie scheinbar alltägliche Aussagen, wie sie typischerweise immer wieder im beruflichen Alltag vorkommen - aber was will uns der Sprecher damit wirklich sagen?

1. EDV-Fritze: »Unser Mailserver hatte eine kritische Sicherheitslücke und ein mySQL-Problem - dafür musste ich allerdings über Nacht am WiFi-Router eine neue Firmware einspielen und alle Mailaccounts neu aufsetzen.« Im Klartext:
A: »So, falls sich der Chef mal wieder fragen sollte, warum er mich bezahlt! Noch zweimal hier übernachten und ich hab ’ne Woche Zeitausgleich extra!«
B: »Der Praktikant hat die 20 Gigabyte Pornos gefunden, die ich auf den Firmenserver zwischengelagert habe, und ich musste über Nacht alles auf DVDs brennen und die Logfiles vernichten.«
C: »So, Leute, ich hab jetzt alle eure Mails gelesen. Das habt ihr jetzt davon, dass ihr mir nie was erzählt.«

2. Mitarbeiter: »Ich hab jetzt alles genau so gemacht, wie Sie’s gesagt haben, aber irgendwie ist mir da noch das eine oder andere Detail unklar.« Im Klartext:
A: »Ich hab keinen blassen Tau, was Sie von mir wollten, und hab deshalb noch keinen Finger gerührt. Bevor Sie mir jetzt alles noch mal erklären, könnten Sie’s doch vielleicht gleich selbst machen?«
B: »Ihrem lächerlichen Gebrabbel von neulich zufolge haben Sie genauso wenig Ahnung wie ich, also können Sie das Schlamassel grad so gut selbst ausbaden.«
C: »So, die Karre steckt im Dreck. Jetzt schaun wir mal, was der Chef draufhat!«

3. Sekretärin: »Nein, tut mir leid, aber der Chef ist momentan in einer wichtigen Besprechung und will nicht gestört werden. Sonst noch was?« Im Klartext:
A: »Der alte Sack war gestern wieder mal mit seinen Kumpels aus dem Aufsichtsrat unterwegs und schläft gerade unter seinem Schreibtisch seinen Rausch aus. Versuchen Sie’s später noch mal - und bringen Sie Aspirin!«
B: »Sie stören - und zwar mich. Hauen Sie gefälligst schleunigst ab, damit ich mein Marathontelefonat mit Silke aus der Buchhaltung fortsetzen kann.«
C: »Der Chef hat mich vorgewarnt, dass Sie wegen einer Gehaltserhöhung kommen. Den sehen Sie nie wieder!«

4. Buchhaltung: »Bei Ihrer letzten Honorarnote gab’s da ein paar kleinere Unstimmigkeiten, vielleicht kommen Sie mal vorbei, um das Ganze zu besprechen?« Im Klartext:
A: »Ich hab Ihre Zettel verschmissen und keine Lust zu suchen - bringen Sie am besten alles noch mal!«
B: »Wir werden uns jetzt öfter sehen. Jaja, bei dem trockenen Arbeitsfeld braucht man ein bisschen Sadismus, um auf seine Kos­ten zu kommen!«
C: »Hoho, Sie wollen ja tatsächlich Geld von uns - mal sehen, wer früher aufgibt! Der Kampf ist eröffnet!«

5. Chef: »Ich verstehe Ihre schwierige Lage sehr gut. Gut, dass Sie gleich zu mir gekommen sind! Man kann Ihnen da wirklich keinen Vorwurf machen, schließlich habe ja immer noch ich die Verantwortung hier!« Im Klartext:
A: »Wir sind uns also einig, dass Sie der Sündenbock für das Disaster sind - und weil ich die Verantwortung und Sie die Schuld haben, können Sie schon mal packen! Schönes Leben noch!«
B: »Keine Ahnung, was da wieder schief gelaufen ist, aber ich will verdammt sein, wenn das an mir hängen bleibt! Schönes Leben noch!«
C: »Dass Sie gleich zu mir kommen, um Ihre Kollegen anzuschwärzen, imponiert mir irgendwie - erinnert mich an mich selbst, als ich jung war! Jetzt einigen wir uns noch, wer von denen schuld ist. Weiter so!«

Auflösung: Tja, Sie haben’s natürlich durchschaut: A, B und C sind alle richtig. Zum Abschluss aber noch die Warnung vor einem Klassiker der beruflichen Kommunikation, der im Unterschied zu den obengenannten Beispielen durchaus wörtlich zu nehmen ist: »Wir sind hier eine große Familie!« Bei dieser Drohung ist es meist durchaus angebracht, in kalten Schweiß auszubrechen. Schönes Leben noch!

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