Menu
A+ A A-
Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 2558

Eine Branche im Aufwind

\"Ausbauschub.Während die Windkraft in den letzten Jahren weltweit einen Boom erlebte, ging die Entwicklung in Österreich eher verhalten voran. Doch der Ausbauschub des vergangenen Jahres sowie das neue Ökostromgesetz 2012 lassen die Branche wieder hoffen. Auch die Hard Facts in Österreich bestätigen diesen globalen Trend.


Am 15. Juni war  der »Tag des Windes«. Seit 2006 finden in Österreich und seit 2009 auch international rund um diesen Tag verschiedenste Events statt, um den Wandel im Energiebereich zu feiern. Doch wie steht es insgesamt mit der Nutzung dieser unerschöpflichen Energiequelle?
Klimawandel, steigender Strombedarf und Verknappung der fossilen Energieressourcen – vor diesem Hintergrund gewinnen die erneuerbaren Energien schon seit einigen Jahren weltweit immer mehr an Bedeutung. So wurde in der EU seit 2008 jedes Jahr insgesamt mehr Kraftwerksleistung aus erneuerbaren Energien aufgebaut als aus fossilen Energieträgern. Dabei befindet sich vor allem die Windkraftbranche seit einigen Jahren im Aufwind: Im vergangenen Jahr stammten bereits 71,3 % – ein Großteil der gesamten neuinstallierten Kraftwerksleistung – aus erneuerbaren Quellen. Rund 21 % der neuen Kraftwerkskapazitäten stellte der Windenergieausbau. Dabei stieg die Leistung der Windkraft um rund 11 % und deckt damit zurzeit rund 6,3 % des europäischen Stromverbrauchs. Insgesamt wurden 2011 in der EU 12,6 Mrd. Euro in den Ausbau der Windkraft investiert. »Europa ist nach wie vor der Windkontinent Nummer eins, auch wenn China bereits zum Überholen ansetzt«, erklärt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. 2011 konnte China 43 % des weltweiten Windkraftausbaus für sich verbuchen.

>> Enormes Potenzial <<

»Das Potenzial der Windbranche ist enorm«, so Martin Fliegenschnee-Jaksch, Sprecher der IG Windkraft. 2010 hätte die Windbranche bereits 32 Mrd. Euro zum BIP der EU beigetragen. »Diese Summe ist höher als der Beitrag der gesamten Schuhindustrie oder eines Drittels der Bekleidungsindustrie der EU.« Auch die Arbeitsplätze in der Windbranche stiegen von 2007 bis 2010, trotz hoher Arbeitslosenzahlen im EU-Raum, um rund 30 %.  

>> Vom Stillstand zum Ausbauschub <<

Ganz im Gegensatz zu diesem europäischen Trend kam es in Österreich in den vergangenen Jahren de facto zu einem Stillstand des Windkraftausbaus. Der Grund dafür seien ungeeignete Förderbedingungen gewesen, so Fliegenschnee-Jaksch. Erst 2011 erholte sich die Branche und es kam wieder zu einem Ausbauschub von 31 Anlagen mit 73 Megawatt. Mittlerweile stehen in Österreich über 660 Windräder mit einer Leistung von 1.100 Megawatt und erzeugen Strom für rund 630.000 Haushalte. Damit stehe Österreich in diesem Bereich aber erst am Anfang seiner Entwicklung, so Moidl. »Die wichtigste Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Windkraft ist das Ökostromgesetz 2012.« Mit Inkrafttreten des Gesetzes Anfang Juli 2012 wird die Förderhöhe für neue Windkraftprojekte neu bemessen und auch die Einspeisetarife für Ökostrom werden neu gesetzt. Für eine langfristige positive Entfaltung des Ökostromgesetzes und den konstanten Ausbau der Windenergie sei vor allem die Verordnung von Einspeisetarifen in adäquater Höhe notwendig. Gemeinsam mit der Ökostromverordnung soll das Ökostromgesetz auch Warteschleifen bei der Fördervergabe abbauen. Damit soll Investoren bei der Planung ihrer Projekte, die zumeist Großteils von der Hilfe von Fremdfinanzierungsbeiträgen anhängig sind, mehr Sicherheit gegeben und somit auch der weitere Ausbau gefördert werden. »Im Jahr 2012 rechnen wir mit der Errichtung von rund 140 Windkraftanlagen mit insgesamt 376 MW Leistung, wir steigern damit die bestehende Leistung um gut ein Drittel«, freut sich Moidl.  

>> Langfristige Investition <<

Die Windbranche ist in Österreich sehr homogen strukturiert. Die Planung und den Betrieb von Anlagen übernimmt meist ein- und dieselbe Firma. Das Geschäftsmodell der Stromerzeugung durch Wind ist stark von den bestehenden Förderungen abhängig, der Eigenmittelanteil der meisten Anlagen liegt zwischen 20 und 30 %. Betreiber einer Windkraftanlage geben den erzeugten Strom während der gesamten Förderzeit eines Projekts an die Ökostromabwicklungsstelle (OeMAG) und bekommen diesen über einen fixen Tarif abgegolten. Innerhalb des Förderzeitraumes müssen die Kredite zurückgezahlt werden, erst anschließend beginnt die Windkraftanlage Gewinne abzuwerfen. Die Beteiligung an Projekten der Windenergie ist dementsprechend langfristig zu sehen.  

>> Internationaler Markt »lebenswichtig« <<

Mehr als 120 Unternehmen sind in Österreich bereits im Zuliefer- und Dienstleistungsbereich der Energieerzeugung durch Windkraft engagiert. »Trotz positivem Aufwärtstrend war der internationale Markt für die österreichischen Windkraftbetreiber in den letzten Jahren lebensnotwendig«, erklärt Fliegenschnee-Jaksch. Viele Betreiberfirmen wählten mit ihren Projekten den Schritt ins benachbarte Ausland um Entlassungen im eigenen Unternehmen zu umgehen. Ebenso war für die österreichische Windzulieferbranche der internationale Markt von großer Bedeutung. Auch jetzt wird noch fast die gesamte Produktion exportiert. »Allein ein Drittel der österreichischen Windzulieferbranche erwirtschaftet bereits ein Exportvolumen von weit mehr als 500 Mio. Euro«, beschreibt Fliegenschnee-Jaksch die Situation.  

>> Vom Waldviertel bis nach Kanada <<

So hat sich beispielsweise das österreichische Energieerzeugungsunternehmen W.E.B. Windenergie AG in den letzten Jahren stark an den Zukunftsmarkt Kanada angenähert. Durch die Gründung einer Tochtergesellschaft und den Kauf erster Einspeisetarife will W.E.B. die Strukturen schaffen, um auf diesem Markt mittelfristig um etwa 20 % zu wachsen. »Kanada bringt sehr viel Potenzial im Windenergiebereich«, meint Andreas Dangl, Vorstandsvorsitzender der W.E.B.. Bis 2015 strebt die W.E.B. einen Ausbau ihrer Kraftwerkskapazität von 239 Megawatt auf 450 Megawatt an. Auch in Österreich befinden sich wieder einige Projekt in Planung oder bereits in der Durchführung. Mit dem internationalen Windkraftanlagenhersteller Vestas hat W.E.B. einen Vertrag mit einem Gesamtvolumen von 120 Mio. Euro über die Lieferung von insgesamt 14 Windkraftanlagen für 2013 sowie weiteren 13 Anlagen des Typs V112 für 2014 und 2015 unterzeichnet. Diese Anlagen sollen im Rahmen von Windkraftprojekten in Niederösterreich und dem Burgenland zum Einsatz kommen. So hat W.E.B. unter anderem gemeinsam mit dem Wirtschaftsforum Waldviertel die Windinitiative Waldviertel gegründet. Dieses Programm soll einen kräftigen Wachstumsimpuls für die Region bringen. »Mit einer überschaubaren Anzahl von Windkraftanlagen soll  der Strombedarf einer ganzen Region erzeugt werden«, so Dangl. Als Bürgerbeteiligungsunternehmen mit rund 3.200 – großteils privaten – Aktionären bietet die W.E.B. mit ihren Aktien eine alternative Anlageform. Darüber hinaus hat die W.E.B im Jahr 2010 die erste Windkraftanleihe Österreichs ausgegeben.  

>> Österreichs Potenzial nutzen <<

Auch der globale Konzern Vestas möchte seine Kraftwerkskapazitäten in Österreich weiter ausbauen. »Bis Ende 2011 hatten wir in Österreich 422 Megawatt am Netz und wir streben danach, dies auszubauen. Das Gesetz sieht vor, dass bis 2020 zur bestehenden Leistung von circa 1.075 Megawatt zusätzlich 2.000 Megawatt Windenergie errichtet werden. Für uns heißt es, das Potenzial zu nutzen und nun zeitnah und zuverlässig Windparks zu errichten«, sagt Wolfgang Schmitz, President Vestas Central Europe. Neben verschiedenen Projekten in Österreich, Deutschland und europaweit hat Vestas kürzlich über die Lieferung von Anlagen für das Botievo-Projekt den Markteintritt in der Ukraine geschafft. Nach Fertigstellung soll dieses Kraftwerk eine geplante Kapazität von 195 Megawatt umfassen. »Die Ukraine ist ein vielversprechender Windenergiemarkt mit exzellenten Windressourcen«, so Schmitz. 

More in this category: « Neu an Bord Paradigmenwechsel »
back to top