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»Alles in die Public Cloud auslagern, ist falsch«

\"''CloudNahed Hatahet im Interview.

Der Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Hatahet productivity solutions über den Hype rund um die Cloud und warum nicht alles Gold ist, was glänzt.

Report: Derzeit kommt man vor allem bei Business Software kaum noch am Trend zu Cloudservices vorbei. Wie sehen Sie den Gang der Unternehmens-IT in die Wolke?

Nahed Hatahet: Was die Cloud betrifft, gibt es ja genügend Lobgesang – doch muss man dieses Thema auch kritisch betrachten dürfen. Ich habe das Gefühl, dass viele Hersteller prinzipiell darauf setzen, um einfach ihre Vertriebsziele zu erreichen. Mit teils unseriöser Beratung wird dann Kunden mehr versprochen, als sie überhaupt brauchen, beziehungsweise werden Dinge zugesagt, die zum Beispiel in der Public Cloud gar nicht in der benötigten Form lieferbar sind. Wir bieten jedenfalls ehrliche Beratung und räumen gerne mit manchem Missverständnis auf. So lassen sich längst nicht alle Unternehmensprozesse sinnvoll mit Lösungen aus der Wolke abbilden. Dies gilt auch für die Microsoft-Welt: Auch bei SharePoint Online sind nicht alle Funktionalitäten in der Cloud abbildbar - beispielsweise wird bislang noch keine Dokumentenarchivierung oder das Routing von Dokumenten über ein Record Center in der Public Wolke unterstützt. Auch raten wir ab, auf die praktische Suchkonfiguration im eigenen Intranet zu verzichten. Sie ist mit der SharePoint On-Premise-Version einfach besser abgedeckt und kann auch wesentlich mehr. Die Kombination beider Welten ist hier auf jeden Fall zu empfehlen. Eine unserer Hauptaufgaben ist daher eine Beratung in Richtung hybrider Lösungsmodelle.

Prozesse rund um Kollaboration oder Kommunikation lassen sich bereits optimal mit Public Clouddiensten abbilden. Komplexere Vorgänge mit vor allem großen Datentransaktionen, wie etwa bei Business-Intelligence-Anwendungen oder großen Dokumentenablagen, sind dagegen noch nicht für die Cloud geeignet. In einem hybriden Ansatz können Teamräume nach Bedarf auf einer Public Cloudplattform errichtet werden. Verbunden werden diese Services dann mit den erweiterten Funktionalitäten, die außerhalb der Cloud auf den eigenen Servern des Unternehmens liegen können. Somit ist die Integration von Daten aus der On-Premise Welt in die Public Cloud mittlerweile sehr gut möglich.

Alles in die Public Cloud auslagern zu wollen, ist nach wie vor falsch und auch technisch einfach nicht immer möglich. Der zunehmende Konkurrenzdruck, den die Hersteller untereinander verspüren, kurbelt nun aber den Markt an. Dies führte dazu, dass es bereits die ersten Preisnachlässe von bis zu 20 % in den verschiedenen Mietvarianten von zum Beispiel Microsoft Office 365 gab.

Report: Wenn hybride Lösungen gerade in der Office-Welt derzeit noch Sinn machen – wer kann dann seine Kunden besser beraten: Cloudprovider oder Unternehmen, die der althergebrachten IT-Welt entstammen?

Hatahet: Man muss die On-Premise Welt schon sehr gut kennen, um hybride Lösungen umsetzen zu können. Viele Cloud Spezialisten haben beispielswiese noch nie zuvor einen Exchange-Server On-Premise aufgesetzt und sollten diesen dann mit einer Public Cloud Infrastruktur integrieren. Sie schaffen diesen Spagat nicht alleine und müssen deshalb wieder auf andere Partner zurückgreifen. Da haben Berater, die jahrelange Erfahrungen im On-Premise Geschäft haben und sich nun der Cloud Thematik widmen, einfach die besseren Karten, als jene, die mit der Vergangenheit wenig zu tun hatten. Hybrid bedeutet einfach beide Welten zu kennen um diese verbinden zu können. 

Report:
IT-Prozesse werden nun zunehmend ausgelagert. Schafft sich die IT-Mannschaft eines Unternehmens nun selbst ab?

Hatahet: Nein, im Gegenteil. In der Cloud laufen hochtechnische Prozesse, die mehr denn je die Expertise von IT-Fachleuten erfordern, vor allem im hybriden Lösungsansatz. Die Verknüpfung von On-Premise mit Cloud-Daten ist nicht trivial, etwa bei der Einbindung von SAP-Daten in Teamräume einer Cloud. Auch bessert Microsoft die Funktionalitäten und Möglichkeiten seiner Cloudpalette kontinuierlich nach. Früher gab es ja die berüchtigten Service-Packs, ohne die man neue Betriebsumgebungen erst gar nicht installieren wollte. Heute, in der Public Cloud, werden ständig Updates in die Systeme eingespielt. Dies ist ein Vorteil zentralisierter IT-Dienste – und zugleich eine ständige Herausforderung für die IT-Abteilung. Der moderne IT-Leiter muss strategisch denken und selbst alle Möglichkeiten kennen, die neue, flexible Plattformen bieten können. Wenn es heute die eigene IT nicht binnen weniger Stunden schafft, geforderte Prozessstrukturen aufzusetzen, dann holen es sich die Fachabteilungen selbst aus der öffentlichen Wolke. Dem gegenüber steht wiederum die Frage der Datensicherheit, wie riskant eine Auslagerung von Dokumenten für ein Unternehmen überhaupt ist und hier kommt dann der Private Cloud Ansatz ins Spiel. IT-Leiter müssen serviceorientierte Leistungen anbieten, ähnlich einfach, wie es die Public Cloud heute schon kann und dazu braucht man IT-Fachkräfte, vor allem wenn man seine eigene Private Cloud selbst betreiben will.

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