Wer bei Qualität spart, verliert Kompetenz
- Written by Redaktion
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(+) plus: Warum gibt es den Staatspreis Unternehmensqualität?
Konrad Scheiber: Noch vor zehn, 15 Jahren ging es beim Staatspreis vor allem um Produkt- und Dienstleistungsqualität. Es ist aber aus meiner Sicht sehr wichtig, zwischen der Produkt- und Dienstleistungsqualität einerseits und der Unternehmensqualität andererseits zu unterscheiden. Diese Qualitätsaspekte korrelieren nur mittelbar. Bei der Unternehmensqualität geht es ganz essentiell um Strategien, Prozesse und Ergebnisse, um Werte, Haltung und Unternehmenskultur. Das spielt bei der Produkt- und Dienstleistungsqualität nur eine untergeordnete Rolle.
(+) plus: Was können Kunden vom Staatspreissieger erwarten?
Scheiber: Ein Staatspreissieger muss zahlreiche Kriterien erfüllen, die im EFQM Business-Excellence-Modell formuliert sind. Assessoren bewerten anhand vieler Fragen die Umsetzung. Die Bewertung ist nachvollziehbar. Damit bekommt Transparenz einen ganz neuen Stellenwert. Bei einem Staatspreissieger kann der Kunde davon ausgehen, dass das Unternehmen über eine transparente Führungsqualität verfügt, eine ausgeprägte Erneuerungsfähigkeit besitzt und einen ständigen Veränderungswillen inklusive Verbesserungsprozess lebt. Diese Transparenz ist für die siegreichen Unternehmen natürlich auch ein Wettbewerbsvorteil. Studien zeigen auch, dass der Staatspreissieg eine Langzeitwirkung entwickelt. Es geht nicht um Einmaleffekte. Wenn die Unternehmen am Thema dranbleiben, dann hat das ganzheitlich positive Auswirkungen auf das Unternehmen, von der Mitarbeiterzufriedenheit über die Kostenstruktur bis zum Börsewert.
(+) plus: Die eine Krise ist weitgehend überwunden, die nächste steht schon vor der Tür. Wie wichtig ist der Faktor Qualität in wirtschaftlich schwierigen Zeiten?
Scheiber: Unternehmensqualität zu gestalten ist eine unendliche Geschichte. Es gibt kein definiertes Ziel, das man erreicht und dann hat man es geschafft. Wie schon Professor Risak feststellte: Wer sich ausruht, auch auf hohem Niveau, ist auf dem direkten Weg in die Komfortzone. Der eigentliche Nutzen besteht ja nicht in Zertifikaten oder Auszeichnungen, sondern in weiterentwickelten Kompetenzen. Und diese Kompetenzen, die auch für den Staatspreis ausschlaggebend sind, bekommen in Krisenzeiten einen enormen Stellenwert. Wenn ein Unternehmen bei der Qualität zu sparen beginnt, verliert es an Kompetenz. Das geht bis zur Existenzgefährdung. Unternehmen, die in schwierigen Zeiten bei der Qualität nicht sparen, sondern sogar versuchen, diese auszubauen, kommen immer gestärkt aus einer Krise heraus.
(+) plus: Was kostet es Unternehmen, auf den Faktor Unternehmensqualität zu setzen?
Scheiber: Das ist von vielen Faktoren abhängig, etwa von der Unternehmensgröße, der Komplexität und dem Produktportfolio. Es hängt auch davon ab, ob man externe Hilfe ins Haus holt oder eigene Kompetenzen aufbaut. Die entscheidende Kostengröße ist aber die Integration des neuen Gedankenguts in die Unternehmensabläufe. Das ist nicht mit einem Workshop erledigt. Da geht es um eine völlig neue Wertewelt und eine Geisteshaltung jedes einzelnen Mitarbeiters.
(+) plus: Gibt es den einen, richtigen Moment, sich dem Thema Unternehmensqualität zu widmen?
Scheiber: Jeder Zeitpunkt ist der richtige Zeitpunkt. Wichtig ist nicht, wann ein Unternehmen beginnt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, sondern dass es beginnt. Aber es sind natürlich schon Motive erkennbar, die vermehr als Initialzündung dienen. Dazu gehört der Generationswechsel ebenso wie die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen sowie sich ändernde Anforderungen der Kunden.