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»Potenzial ausschöpfen«

\"ArnoGastkommentar von Arno Gasteiger, Vorstand der Salzburg AG

Österreich ist vom Stromexporteur  zum Importeur geworden. Deshalb fließt auch Strom aus Kernenergie durch die heimischen Netze, denn der Stromfluss lässt sich nicht steuern. Das kann sich nur ändern, wenn Österreich sein Potenzial an erneuerbarer Energie ausschöpft.

Österreich ist Europameister beim Verzicht auf die Nutzung der Kernenergie. Österreich gehört zu den wenigen europäischen Ländern, die kein Kernkraftwerk besitzen, und darüber hinaus ist Österreich innerhalb der Europäischen Union das Land mit dem größten Anteil an erneuerbarer Energie für die Stromproduktion. Trotzdem wurde die Debatte über den Ausstieg aus der Kernenergie in Österreich genauso heftig wie in anderen Ländern geführt.
In einer Nationalratsdebatte nach Fukushima sah sich die Regierung mit dem Vorwurf eines Abgeordneten konfrontiert, sie sei wegen ihres zu geringen Kampfgeistes gegen die Kernenergie dafür mitverantwortlich, dass es 196 Atomkraftwerke in Europa gäbe. Österreich macht sich gern klein, wo es stark ist – z. B. Verzicht auf Kernenergie –, und stark, wo es schwach ist – z.B. in der Bildungspolitik.

Stromfluss kann nicht gesteuert werden

Begleitet wurde die Kernenergiediskussion von der Forderung, keine Kilowattstunde Strom aus Kernenergie in den österreichischen Netzen zuzulassen. Dazu ist anzumerken, dass der Stromfluss im europäischen Netz nicht gesteuert werden kann. Nach den Kirchhoff‘schen Gesetzen fließt Strom dorthin, wo er entnommen wird. In allen österreichischen Regionen, die in der Nähe von ausländischen Atomkraftwerken liegen, und in der Nähe von Hochspannungsleitungen, die eine Verbindung herstellen, muss es große Mengen von Strom aus Kernenergie in den Netzen geben. Wo es im nahen Ausland keine Atomkraftwerke gibt und keine Netzverbindungen, wird der Anteil von Strom aus Kernenergie im Netz relativ gering sein. Wie groß der Anteil da und dort konkret ist, kann niemand sagen. Die europäische Stromwirtschaft ist mit einem großen See vergleichbar, in den aus hundert Kanälen Wasser einfließt und aus dem aus hundert Kanälen Wasser abgeleitet wird. Es ist unmöglich festzustellen, welcher Zufluss wohin abgeleitet wird.

Bedarf wird weiter steigen

Österreich hat bis vor einigen Jahren mehr Strom erzeugt als verbraucht. In der Zwischenzeit ist aus dem Exporteur ein Importeur geworden. Je nach Wasserführung unserer Flüsse müssen 5 bis 10 Prozent des österreichischen Strombedarfs eingeführt werden. Wenn Österreich sein Potenzial an erneuerbarer Energie insbesondere im Bereich der Wasserkraft energisch ausbaut und die Anstrengungen zur Verbesserung der Energieeffizienz verstärkt, kann die Bilanz wieder ausgeglichen werden. Trotz aller Sparmaßnahmen wird der Strombedarf in Österreich deshalb nicht sinken, weil es kaum eine technische Erneuerung gibt, die ohne Strom funktioniert.

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