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Perspektiven der E-Wirtschaft

\"W.Gastkommentar von Walter Boltz, Vorstand der E-Control Austria.

Die Energiewirtschaft steht in den kommenden Jahren vor großen Umwälzungen. Die Geschehnisse in Fukushima und der darauf folgende Atomausstieg Deutschlands werfen zusätzlich viele Diskussionen hinsichtlich steigender Preise und mangelnder Sicherheit bei der Energieversorgung auf. Mit Vehemenz steht die Frage im Raum, wie sich die Energiewirtschaft entwickeln wird bzw. sollte.

In der österreichischen Energiepolitik sehen wir als eine große Herausforderung die Konkretisierung der im Jahr 2010 definierten und veröffentlichten Energiestrategie Österreichs mit Fokus auf Infrastrukturprojekte, dezentrale Energieversorgung sowie Smart Grids und Smart Metering als Mittel zur Dienstleistungsorientierung und zur Stärkung der Kundeninteressen durch die heimische Energiewirtschaft. Das Ziel für die kommenden Jahre wird es zudem sein, den österreichischen Strom- und Gasmarkt mit den benachbarten Märkten noch besser zu integrieren, um liquidere Märkte zu schaffen, einen effektiven Regulierungsrahmen für Infrastruktur­investitionen zu gestalten, der eine sichere, zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung gewährleistet, sowie dem Endkunden seine Chancen und Rechte im liberalisierten Markt noch transparenter und selbstverständlicher zu machen.

Energieverbrauchsreduktionen sind das Gebot der Stunde

Wesentlich für die Zukunft wird sein, wie es mit dem Energieverbrauch weitergeht. Bisher steigt der Energieverbrauch im Schnitt um etwa 2 Prozent kontinuierlich an. Ohne verstärkte Maßnahmen zur Energieeffizienz wird hier keine Umkehr möglich sein. Wir werden in Zukunft somit viel sorgsamer mit der Ressource Energie umgehen müssen. Das Energiebewusstsein zu stärken ist der erste und ein sehr wichtiger Schritt hin zu mehr Energieeffizienz. Denn nur der bewusste Umgang mit Energie kann auch dazu führen, dass künftig weniger Energie verbraucht wird. Das erfordert jedoch umfassende Verbraucherinformationen. Eine rasche Einführung von Smart Metern, mit denen zeitnahe Informationen für den Strom- und Gasverbrauch jedes Kunden möglich werden, sind daher eine notwendige Voraussetzung.

Neue Erzeugungstechnologien, aber auch Infrastrukturausbau

Vor dem Hintergrund der 20-20-20 Ziele, den Anteil der erneuerbaren Energien um 20 Prozent zu erhöhen, und mit dem deutschen Ausstieg aus der Atomkraft wird der Ausbau der erneuerbaren Energien eine der wesentlichsten Bestrebungen der Zukunft sein. Die Umstellung auf erneuerbare Energien kann jedoch nicht innerhalb von wenigen Jahren möglich sein. Entscheidend für die Entwicklungen in den nächsten Jahren wird sein, die öffentliche Akzeptanz und Genehmigungsfähigkeit für die Errichtung neuer Ökostromanlagen vor allem in den Bereichen Wind- und Wasserkraft sowie von Stromnetzausbaumaßnahmen inklusive neuer Stromleitungen zu erlangen. Vor allem was den koordinierten und effizienten Infrastrukturausbau betrifft, wird sich in den nächsten Jahren einiges tun müssen, ist er doch die Voraussetzung für die Energiewende. Rahmenbedingungen für Investitionen müssen daher weiter forciert und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.

Nichts geht ohne Europa

Wir müssen uns bewusst sein, dass wir nur in Koordination und enger Zusammenarbeit mit der EU und den Partnerländern im weltweiten Wettbewerb um die Primärenergieträger wie Gas und Öl bestehen können. Und nur gesamteuropäisch kann auch die Energieversorgung optimiert werden. Die Vision des 3. Energiemarkt-Liberalisierungspakets, einen integrierten Großhandelsmarkt mit »möglichst« niedrigen Preisen für Kunden und attraktiven Investitionen für die Strom- und Gaswirtschaft zu schaffen, gilt es in Zukunft umzusetzen. Auch der verstärkte Einsatz neuer Technologien wie Windkraft kann nur europaweit erfolgen. In diesem Sinne müssen sich die einzelnen Länder mit ihren jeweils individuellen Stärken und Möglichkeiten zur nachhaltigen Energieversorgung vernünftig ergänzen.

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