Menu
A+ A A-

Was 2011 bringt!

\"Werner Die Top-Entscheider riskieren einen Blick in die Glaskugel. Report (+) PLUS haben sie verraten, was sie vom neuen Jahr erwarten.

Das Schlimmste scheint vorerst einmal überstanden zu sein. Die aktuellen Wirtschaftsdaten präsentieren sich wieder von einer deutlich freundlicheren Seite. Das Jahr 2011 wird zeigen, ob sich die Wirtschaft tatsächlich erholt hat und der Aufschwung anhält.  Für Report(+)PLUS riskieren die Top-Entscheider aus Politik und Wirtschaft einen Blick in die Glaskugel und verraten, was sie vom neuen Jahr erwarten.

Offensiv für Bildung

>> Werner Faymann, Bundeskanzler: »2011 ist für mich zunächst das Jahr der Bildungsreform. Ein Ziel ist es etwa, das Erfolgsmodell Neue Mittelschule all jenen österreichweit zur Verfügung zu stellen, die es auch haben wollen. Das heißt: Die derzeitige 10-Prozent-Grenze wird fallen. Das kostet im ersten Jahr rund 50 Millionen Euro, sollte also mit der anspringenden Konjunktur und den zusätzlichen Steuereinnahmen leistbar sein. Die Verhandlungen mit dem Koalitionspartner werde ich mit äußerster Bestimmtheit führen.

2010 wurde das Budget konsolidiert. Heuer müssen wir diesen Pfad weitergehen, aber gleichzeitig darauf achten, dass Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Dazu gehört etwa, dass große Vermögen zum Steueraufkommen bisher relativ niedrige Beiträge leisten. Im OECD-Schnitt sind wir seit Jahren weit abgeschlagen. Aber bei der Belastung von Arbeit sind wir Spitze. Die­se Schieflage muss man ausgleichen. Das wird nicht alles sofort passieren, aber der Weg in Richtung einer Steuerstrukturreform, von der unsere Mittelschichten profitieren, muss eingeschlagen werden.«

 

\"FinanzministerZartes Pflänzchen weiter pflegen

>> Josef Pröll, Finanzminister: »Das vergangene Jahr stand in Österreich und auch weltweit vor dem Hintergrund der Bekämpfung der internationalen Krise. Mit unseren umfangreichen Maßnahmen – von Steuerreform 2009 über die Konjunkturpakete bis zu den beiden Arbeitsmarktpaketen – konnten wir in Österreich die Krise weit erfolgreicher als andere Länder bekämpfen. Eine niedrige Arbeitslosenquote und ein höheres Wirtschaftswachstum als im EU-Durchschnitt gibt unserem Erfolg Recht.

Dennoch müssen wir es gerade dieses Jahr schaffen, das zarte Pflänzchen Konjunktur weiter zu pflegen, um den heimischen Wirtschaftsmotor weiter anzukurbeln. Einen ersten wichtigen Schritt haben wir mit dem Budget 2011 gesetzt, denn wir haben den Weg aus der Schuldenfalle eingeschlagen. Von heutigen 4,5 Prozent des BIP wird die neue Verschuldung voraussichtlich bis 2014 unter 2,2 Prozent sinken. Jedoch müssen wir jetzt auch dringend notwendige Reformen einleiten. Eine der zentralsten Herausforderungen für die Zukunft ist, eine Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel zu finden, die die jungen Menschen in unserem Land im Sinne der Generationengerechtigkeit nicht überfordert. Auch müssen wir unser Sozial- und Gesundheitssystem nachhaltig absichern und ein Steuersystem schaffen, das leistungs- und familiengerecht ist.

Diese schwierigen Aufgaben müssen wir alle gemeinsam meistern, um Österreich nach vorne zu bringen und den hart erarbeiteten Wohlstand nachhaltig zu sichern und auszubauen.«

 

Die Krise meistern

>> Manfred Asamer, Obmann Fachverband der Stein- und keramischen Industrie: »Die Geschäftserwartungen der Stein- und keramischen Industrie bleiben für 2011 verhalten. Nach dem Umsatzeinbruch von elf Prozent im Jahr 2009 und der Stagnation 2010 werden wir 2011 die Talsohle erreichen. Die Wohnbaubewilligungen werden heuer mit 37.500 Einheiten ihren Tiefpunkt ansteuern. Die Budgetrestriktionen beim weiteren Ausbau von Schiene und Straße werden zu wirken beginnen. Als besonders nachteilig für den Geschäftsgang unserer kleinen und mittleren Betriebe erweist sich die Investitionsschwäche der Gemeinden. Einige Hoffnungen setzen wir in den internationalen Konjunkturaufschwung. Die weltweite Erholung der Sachgüterproduktion wird die Investitionen von Industrie und Gewerbe beschleunigen und die Exporte ankurbeln.

National und international erwarten wir uns 2011 mehr Beachtung für die mineralischen Rohstoffe. In Österreich sollten die Bundesländer den vom Wirtschaftsministerium 2010 fertig gestellten Rohstoffplan in den Raumordnungsvorschriften umsetzen. Auf EU-Ebene muss zur sicheren Versorgung Europas mit den notwendigen Industriemineralien die Rohstoffinitiative der Kommission weiterentwickelt werden.

Der Fachverband Steine-Keramik wird 2011 einen starken Akzent in Sachen Bildungspolitik setzen. Er wird das Projekt einer HTL für Roh- und Baustoffe beginnen in die Praxis umzusetzen. Am Standort Leoben soll ab dem Schuljahr 2012/2013 eine zielgerichtete Ausbildung angeboten werden. Dadurch soll das Qualitätsniveau im Roh- und Baustoffsektor weiter angehoben werden.«

 

Alles bleibt besser!

>> Peter Drobil, Präsident Österreichische Marketing-Gesellschaft: »Der Kulminationspunkt ist überschritten, es geht wieder aufwärts – hurra!

Die USA haben gerade die Notenpresse angeworfen und 600 Milliarden Dollar gedruckt – toll!Es gibt nach wie vor keine Anzeichen für eine Inflation – noch toller!
Die Menschen konsumieren – auch gut!
Die Menschen konsumieren immer gieriger – noch besser!
Das könnte aber auch gewaltig schiefgehen und die Inflation explodieren – oder?
Hat die Welt(politik) nichts aus 2008 gelernt? Wurden nach den schönen Worten überhaupt keine Taten gesetzt, um aus 2008 die richtigen Lehren zu ziehen? Wo bleibt die staatliche Regulierung der maßlos überzogenen Managerboni, gegen die auch der US-Präsident etwas gesetzlich unternehmen wollte?
Je gieriger die Unternehmen und damit die Menschen dahinter werden, umso fester wird der CS-Mantel geschnürt und vielleicht auch noch der Kragen aufgestellt, damit der Wind weniger spürbar ist.
Alles paletti – Prosit 2011!«

 

\"HannesFokus und Innovation

>> Hannes Ametsreiter, Generaldirektor Telekom Austria Group: »Die heute transportierten Datenmengen waren noch zu Beginn des Millenniums kaum vorstellbar: Kunden nutzen immer stärker multimediale Inhalte, Bewegtbilder und Games mobil, vor allem via Smartphones. Dieser Tatsache trägt die Telekom Austria Group durch Investitionen in den weiteren Ausbau ihrer Netzinfrastruktur im In- und Ausland Rechnung. Darüber hinaus gibt es einen klaren Branchentrend in Richtung Konvergenz von Festnetz und Mobilkommunikation: Genau dafür haben wir uns in Österreich mit der 2010 umgesetzten Fusion von mobilkom austria und Telekom Austria zur A1 Telekom Austria aufgestellt. In Bulgarien, wo wir in der Mobilkommunikation Marktführer sind, haben wir zwei Anbieter von Glasfasernetzwerken erworben, um auch dort konvergente Angebote zu offerieren. Je nach Marktreife verfolgen wir diesen Ansatz auch in den anderen Ländern, in denen wir tätig sind. Denn unser Ziel ist es, der innovativste und effizienteste Telekommunikationsanbieter in Ost- und Zentraleuropa zu werden.«

 

\"PeterDer Zug der Lemminge

>> Peter Filzmaier, Universitätsprofessor für Politische Kommunikation in Krems und Graz und geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Strategieanalysen (ISA) in Wien: »In Österreich ist man nur für Veränderung, solange möglichst alles beim Alten bleibt. Das Wunschbild eines Politikwissenschaftlers und die realistischen Erwartungen für 2011 klaffen daher auseinander. Vor allem sollten als Generationendialog ältere Menschen zum Verbleib im Arbeitsleben motiviert und den Jüngeren ohne leere Versprechungen Zukunftsperspektiven aufgezeigt werden. Parallel dazu stehen Herausforderungen einer Staats-, Bildungs- und Gesundheitsreform an. Die Wirklichkeit wird von Kompromissen als kleinste gemeinsame Nenner geprägt sein: ein paar Umschichtungen in der Verwaltung sowie homöopathische Steigerungen des Pensionsalters, Strukturkosmetik für Hochschulen und punktuelle Abteilungssynergien in Krankenhäusern. Ebenso ein Traum bleiben werden Modernisierungen im politischen System – vom mehr personenbezogenen Wahlrecht und echter Stärkung der Direktdemokratie bis hin zur Föderalismusdebatte. Doch die Parteien werden Lemmingen ähnlich wie bisher weitermachen. «

 

Erholung erst mittelfristig

>> Wolfgang Hesoun, Vorstandsvorsitzender Siemens AG Österreich: »Ich gehe davon aus, dass die Krisenfolgen in Mittel- und Südosteuropa kurz- bis mittelfristig weiterhin spürbar bleiben. Eine volle Erholung ist erst mittel- bis langfristig zu erwarten. Nach wie vor bewegt sich das österreichische BIP weit unter dem Vorkrisenniveau. Die Lage im Wirtschaftsraum CEE stellt sich insgesamt sehr heterogen dar. Wir haben es also nach wie vor mit einem kompetitiven wirtschaftlichen Umfeld zu tun. Mit der Konzentration auf die weiterhin wachsenden CEE-Märkte, in denen Siemens tiefe historische Wurzeln hat, sowie auf unsere umweltfreundlichen Infrastrukturlösungen befinden wir uns auf einem guten Weg und schaffen bereits heute die Basis für eine nachhaltig positive Entwicklung von morgen. Durch unsere strategische Festlegung, in Zukunft verstärkt Städten als Technologiepartner mit integrierten Lösungen aus dem grünen Siemens-Portfolio zur Seite zu stehen, wollen wir unsere führende Position in diesem Bereich noch weiter stärken.«

back to top