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Der Musterneffe

\"DerWenn Porr-Chef Wolfgang Hesoun am 1. September die Nachfolge von Brigitte Ederer als Generaldirektor von Siemens Österreich antritt, wird eine langjährige Tradition gebrochen: Die letzten Siemens-Chefs kamen immer aus den eigenen Reihen. Doch zumindest die »österreichische Lösung«, wie sie Konzernboss Peter Löscher wünschte, ist es geworden. Und streng genommen ist auch Hesoun ein Mitglied der Siemens-Familie – zumindest war er es schon zwischen 1982 und 1987, als der HTL-Absolvent zu Beginn seiner Berufslaufbahn bei der deutschen Kraftwerks-Union arbeitete.

Mit 27 Jahren, nach der Geburt seines Sohnes, zog es ihn wieder nach Österreich und er heuerte zunächst bei der Donaukraft AG an. Doch dann ließ sein Onkel, ein gewisser Josef Hesoun – damals Chef der Gewerkschaft Bau-Holz, später Sozialminister – seine Kontakte spielen. Nur fünf Monate später holte ihn Horst Pöchhacker in die Porr AG und baute Wolfgang He­soun als Kronprinzen auf. 2003 trat er in den Vorstand ein, 2007 übernahm er den Chefsessel von Pöchhacker, der in den ÖBB-Aufsichtsrat wechselte. Der 50-jährige Mödlinger empfand den berühmten Namen nach eigenen Angaben nie als Bürde. Heftigen Diskussionen mit seinem Onkel verdankt er den Zugang zur Arbeitnehmersicht, politisch ist Wolfgang Hesoun wie Ederer ohnehin in der Sozialdemokratie zu Hause. Enge Bande pflegt Hesoun, der allseits als umgänglich und bescheiden beschrieben wird, aber auch mit Raiffeisen-Boss Christian Konrad und Hannes Androsch. Beste Voraussetzungen für Großaufträge, die der Siemens-Konzern wie einen Bissen Brot braucht. Seine viel gelobte Sozialkompetenz wird schon bald auf die Probe gestellt werden, denn die Vorgaben aus der Siemens-Zentrale sind hart: schlanke Strukturen und höhere Produktivität. Seit 2001 hat der Konzern rund 85.000 Arbeitsplätze abgebaut, der Sparkurs soll auch in Österreich weiter fortgesetzt werden. Wer Hesoun als Porr-Chef nachfolgt, ist völlig offen. Über eine interne Regelung wird spekuliert. Hesoun hinterlässt nicht gerade eine Erfolgsbilanz: Der Baukonzern hat unter der Wirtschaftskrise stark gelitten, Umsatz und Gewinn sanken 2009 deutlich.

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