Go-Software düpiert Konkurrenz
- Written by Redaktion_Report
- font size decrease font size increase font size
Zum dritten Mal in Folge hat die nordkoreanische Go-Software KCC Igo die japanische \"Gifu Challenge\" gewonnen. Das Turnier ist der größte jährliche Wettbewerb für Computer, die das asiatische Brettspiel Go spielen, und gilt als Weltmeisterschaft.
Natürlich prahlte die nordkoreanische Nachrichtenagentur mit den Siegen über die Konkurrenz. Sie erklärte den Erfolg zu einem \"klaren Indikator für den auf dem Gebiet der Entwicklung der künstlichen Intelligenz erzielten Fortschritt\", der \"auffallend die schnelle Entwicklung ultra-moderner Wissenschaft und Technologie in der Demokratischen Volksrepublik Korea\" demonstriere. Die Propaganda stellte damit nicht nur ihren Buzzword-Schatz unter Beweis, sondern auch ihre Ignoranz der Etikette des Spiels: Protzen mit Siegen und Herabwürdigung von Gegnern gilt unter Go-Spielern als Fauxpas.
Dennoch ist der aktuelle Erfolgslauf des stalinistischen Landes beeindruckend. Auch wenn es 1998 im Rahmen des FOST Cup, der Vorgängerveranstaltung der Gifu Challenge, nie aufgeklärte Plagiats-Vorwürfe gegen das damals noch Silver Igo genannte KCC Igo gab. Hatte KCC Igo beim Turniersieg 2003 zwei und 2004 noch eine Niederlage zu verzeichnen, ging das Programm heuer zum ersten Mal ungeschlagen aus dem Bewerb hervor.
Computer scheitern am Go-Spiel. Das wahrscheinlich über 4000 Jahre alte, in China erfundene Brettspiel hat deutlich einfachere Regeln als etwa Schach. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, hat es sich lange der \"Computerisierung\" widersetzt. Bis heute können selbst durchschnittliche Go-Spieler die stärksten Computergegner besiegen. Starke Programme können zwar streckenweise gut spielen, machen aber in fast jedem Spiel einige katastrophale Züge. Eine Eigenschaft, die KCC Igo bei der Weltmeisterschaft Ende Oktober nicht aufgewiesen hat.
über die Ursachen für den geringen Erfolg künstlicher Intelligenz sind sich die Experten nicht ganz einig. Teil des Problems ist sicher die Größe des Spielfeldes (19x19 gegenüber 8x8 bei Schach) und die damit verbundene enorme Zahl möglicher Spielverläufe. Die geschätzte Menge möglicher Go-Partien ist höher, als die geschätzte Zahl an Teilchen im beobachtbaren Universum. Daran scheitern die Berechnungen des voraussichtlich sinnvollsten Spielzugs. Es gibt nicht einmal ein Go-Programm, dass das gesamte Spielfeld überblicken und bewerten könnte. Die Auswertung einer Region des \"goban\" genannten Spielbretts muss reichen - dies sei eine Stärke KCC Igo, ist aus Japan zu hören. Während bei Schach jeder Figur ein ungefährer Wert zugeordnet werden kann (Bauer 1 Punkt, Turm 5 Punkte, König unendlich viele Punkte, etc.), ist das bei Go unmöglich. Jeder der \"go-ishi\" genannten Steine kann, je nach Lage und erwarteter Entwicklung, wertlos bis unersetzbar sein. Bei Schach hingegen ändert sich die Figurenwertigkeit nur in Extremsituationen. Komplexer wird die Angelegenheit nicht zuletzt dadurch, dass ein Go-Spieler auch passen darf, er also nicht unbedingt einen neuen Stein setzen muss.
Der Rechenkraft der Hardware wird gegenüber den Fähigkeiten der Software untergeordnete Bedeutung beigemessen. Entsprechend gibt es bei den Wettbewerben keine Regeln über die Art der eingesetzten Hardware. KCC Igo lief zwar auf einem System mit zwei Opteron 2,2 GHz CPU und 1 GByte Arbeitsspeicher - tatsächlich nutzte das nordkoreanische Programm aber nur eine der beiden CPUs.
Für Japan brachte die Gifu Challenge 2005 ein ernüchterndes Ergebnis. Obwohl 11 der 18 teilnehmenden Go-Programme japanischer Provenienz sind, reichte es gerade zum fünften Platz. Der aus dem wenig geliebten Nachbarland Nordkorea stammende Starter siegte deutlich: Zum dritten Mal in Folge und erstmals ungeschlagen. Vizeweltmeister wurde diesmal der Sieger der Jahre 1998 und 2002 \"The Many Faces of Go\" hinter dem der US-Amerikaner David Fotland steht - in seiner Software stecken gar 23 Jahre Entwicklungszeit. Das Programm wird auch kommerziell vertrieben, eine Variante für ein 9x9-Schnittpunkte kleines Brett ist als kostenloser Download verfügbar. Auf den Stockerlplatz schaffte es das freie GNU Go.
Go Ziel des Spiels ist, durch Setzen der eigenen Steine ein möglichst großes Territorium freier Schnittpunkte zu umschließen. Gegnerische Steine kann man durch Umringen mit eigenen Steinen schlagen. Ansonsten verlässt ein gesetzter Stein seinen Platz nicht mehr. Ist man der Meinung, seine Situation nicht verbessern zu können, passt man und verzichtet auf seinen Zug. Passen beide Spieler hintereinander, ist die Partie zu Ende. Eine interaktive Einführung in das Go-Spiel gibt es auch den Go-Server KGS Dort kann man auch online gegen Go-Spieler unterschiedlicher Spielstärken, sowie gegen verschiedene Versionen der GNU Go Software antreten. |