Calling Cards droht jähes Aus
- Written by Redaktion_Report
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Eine Gebührenexplosion bei Telefonzellen droht dem boomenden Geschäft mit Calling Cards für Auslandsgespräche den Garaus zu machen. Die Regulierungsbehörde plant, der Telekom Austria die Einführung einer \"Payphone Access Charge (PAC)\" zu genehmigen. Der Bescheidentwurf, der auf der Website der Behörde veröffentlicht wurde, sieht eine Gebühr von bis zu 10,58 Cent je Minute vor. Diese sollen die Betreiber von 0800-Nummern an die TA für jeden von einer \"öffentlichen Sprechstelle\" aus eingehenden Anruf zahlen, zusätzlich zum nach wie vor kassierten Terminierungsentgelt von 0,71 (Nebenzeit) bis 1,28 Cent (Hauptzeit) je Minute. Dies entspricht einer Preissteigerung von 827 bis 1.490 Prozent. Beantragt hatte die TA sogar 15,60 Cent oder bis 2.197 Prozent. Damit sollen die Kosten für Telefonapparate und -zellen, deren Beleuchtung, Wartung und Reinigung, sowie die entsprechenden Kapitalkosten abgegolten werden.
Viele soziale Dienste wie Seelsorge oder Kinder- und Jugendanwaltschaft könnten sich die neuen Gebühren nicht leisten, sie wären von Telefonzellen nicht mehr erreichbar. Hart getroffen würden auch die Anbieter von Calling Cards und deren Kunden, in erster Linie Geringverdiener ohne eigenen Festnetzanschluss mit Migrationshintergrund. In bestimmte Auslandsdestinationen wird der Großteil des Verkehrs über vorausbezahlte Calling Cards abgeführt. Die hohen Kosten für die 0800-Einwahlnummern würden die Tarife der Calling Cards um etwa 25 bis 30 Cent je Minute erhöhen - ein Vielfaches der meisten aktuellen Tarife. Zu den 10,58 Cent je Minute addieren sich nämlich nicht nur Umsatzsteuer und Gewinnspanne. Auch alle nicht verrechenbaren Einwahlkosten wie Anrufversuche ohne zustande gekommenes Gespräch, müssen auf die verrechenbaren Minuten umgelegt werden.
Der VAT (Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber), dessen Mitglieder eTel, Colt, MCI Worldcom und Tele2 Gegner der Telekom Austria in den PAC-Verfahren sind, befürchtet einen Rückgang der Nachfrage von 85 Prozent. Wie aus Unterlagen der Regulierungsbehörde (RTR) hervorgeht, erwartet die TA einen Rückgang von bloß 24 Prozent. Unklar ist, wie dies errechnet wurde. Die TA verweigert jede Stellungnahme zur Causa. Offenbar hofft sie, dass ein Teil der bisherigen Calling Card Umsätze im TA-Festnetz oder bei der Mobilkom landet. Außerhalb der großen Städte stehen die Chancen dafür nicht schlecht; in den Städten jedoch wird die PAC vor allem das Wachstum der Call Shops und deren Provider beschleunigen. Insider erwarten eine Verdoppelung von etwa 250 auf rund 500 Call Shops in österreich.
Redsamer ist VAT-Präsident Achim Kaspar: \"Damit ruiniert die Regulierungsbehörde über Nacht ein wichtiges Service für die Konsumenten und ein ganzes Geschäftsfeld für die Anbieter.\" In einer VAT-Aussendung heißt es: \"Die Entscheidung stellt eine 180° Kehrtwendung dar, denn die Regulierungsbehörde hatte bereits im Jahr 2002 die Forderung der TA nach einer PAC zu beurteilen - und hat sie damals abgelehnt. Diese Rechtsansicht der Regulierungsbehörde wurde auch vom Verwaltungsgerichtshof bestätigt (VwGH 2002/03/0273-7 vom 25.2.2004).\" Der TA würden die Kosten für die Telefonzellen sowieso aus dem Universaldienstfonds ersetzt.