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Industrielle Revolution

Früher einmal, da hatte der Industriebau einen Stellenwert. Industriebetriebe legten Wert darauf, mit ihren Produktionsstätten Selbstbewusstsein und Unternehmensstärke zu demonstrieren. Die Industriearchitektur wurde als Aushängeschild eingesetzt und genoss in der Regel einen solch guten Ruf, dass sich Architekten auch bei anderen Bauaufgaben von ihrem Charme inspirieren ließen, wie etwa Richard Rogers und Renzo Piano beim Entwurf für das in den Siebzigerjahren errichtete Centre Pompidou in Paris. Aber in den Neunzigern habe es in der Industriearchitektur einen Knacks gegeben, meint Christian Deplewski, Leiter der Zentralabteilung Anlagen und Bau bei der Robert Bosch Gmbh in Stuttgart. Ausgehend von der Autoindustrie, die unter massivsten Sparzwängen litt, begannen die Zulieferbetriebe es darauf anzulegen, einen möglichst ärmlichen Eindruck zu machen, um bei sich ja kein Einsparpotenzial ablesbar zu machen. Kam man um einen Neubau nicht umhin, so Deplewskis These, dann wurde unsichtbar gebaut: Der Bau wurde so gestaltet, dass das Gebäude bereits bei der Eröffnung so aussehen musste, als ob es dreißig Jahre am Buckel hätte. Als Rechtfertigung für einen letzten Rest an Gestaltung hätten dann Schlagworte aus der Produktion wie »Form follows function« herhalten müssen, so Deplewski, der anlässlich eines Praxisseminars am Institut für Industriebau an der TU Wien über die Bedeutung von Industriebauten für einen Konzern sprach.
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