Leasingmarkt: »Wenig Dynamik«
- Written by Mag. Angela Heissenberger
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(+) plus: 2009 war für die Leasinggesellschaften das Jahr der Konsolidierung. Wie ist das Geschäft 2010 gelaufen?
Rudolf Fric: Es liegen uns zwar noch keine endgültigen Zahlen vor, es ist aber absehbar, dass sich das Kfz-Leasing-Neugeschäft 2010 wieder kräftig nach oben entwickelt hat. Im Bereich Mobilien- und Immobilienleasing erwarten wir eher eine Seitwärtsbewegung, da die Investitionsneigung in der Wirtschaft nach wie vor sehr zurückhaltend war.
(+) plus: Der Autohandel meldet Rekordumsätze. Profitiert davon auch die Leasingbranche? Und wird sich diese Entwicklung heuer weiter fortsetzen?
Fric: Wir sehen derzeit zwei starke Einflussfaktoren: Das niedrige Zinsniveau für Sparer veranlasst viele Privatkunden, ihr neues Auto bar zu kaufen; auf der anderen Seite beginnt sich das Fuhrpark- und das Nutzfahrzeuggeschäft wieder zu erholen. Hier besteht Nachholbedarf bei der Fuhrparkerneuerung, weil viele Unternehmen die Fuhrparkleasingverträge krisenbedingt verlängert hatten und erst jetzt auf neue Fahrzeuge umsteigen.
(+) plus: Im Immobilienbereich zeigten sich die Unternehmen im Vorjahr noch sehr zurückhaltend. Sehen Sie inzwischen mehr Investitionsbereitschaft?
Fric: 2010 war wenig Dynamik zu verspüren. Wachstumsimpulse kamen aus einigen Sale-and-Lease-back-Transaktionen, bei denen Unternehmer Leasing dazu nützten, gebundene Liquidität freizuspielen.
(+) plus: Auch die öffentliche Hand hat ihre Investitionen weitgehend gebremst. Welche Auswirkungen haben die Sparbudgets auf das Leasinggeschäft?
Fric: Leasing bietet ideale Voraussetzungen, um auch bei Sparbudgets notwendige Investitionen Maastricht-gerecht zu tätigen, soweit der politische Wille dazu besteht. 2010 wurden etwa in der Krankenhauserneuerung besonders große Ausschreibungen durchgeführt, die aufgrund der mehrjährigen Bauphase auch in den Leasingstatistiken der Folgejahre einen positiven Einfluss haben werden. Auch bietet Sale-and-Lease-back im kommunalen Bereich Fantasie.
(+) plus: Hinsichtlich des Wirtschaftswachstums steht Osteuropa besser da als der Großteil der EU. Wie weit ist der Leasingmarkt in diesen Ländern entwickelt? Haben Sie diesbezüglich Pläne?
Fric: Langfristig gesehen sind wir überzeugt davon, dass Osteuropa weiterhin sehr attraktive Wachstumsmöglichkeiten bieten wird. Die aktuelle Lage ist aber sehr differenziert zu beurteilen, wie die Beispiele Polen und Ungarn zeigen. Insgesamt ist der Leasingmarkt in Süd- und Osteuropa krisenbedingt stark geschrumpft. Es erfordert einiges an Durchhaltevermögen, trotz des kleineren Kuchens gut selektiertes Neugeschäft zu machen. Genau das tun wir.