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Wer verkaufen will ...

\"Amerikanische... muss freundlich sein. Von amerikanischen Universitäten kann man richtig Verkaufen lernen. Es ist hohe Kunst, wie sie um Studenten werben. Von Alfons Flatscher aus New York.


Nicht länger als ein Jahr wollte ich ursprünglich Korrespondent des Report Verlages in den USA sein, jetzt bin ich schon das zweite Jahr hier und es ist noch kein Ende in Sicht.

Verantwortlich für den geänderten Plan sind meine Kinder, die jetzt im Sommer 15 und 17 werden. Sie wollten nicht zurück an österreichische Schulen, aber mir dämmert schon, auch die österreichischen Unis werden keine besondere Verlockung sein. Die Konkurrenz aus den USA ist übermächtig.
Die amerikanischen Colleges werfen ihre Netze aus und sie machen das mit ungeheurem Geschick. In zwei Jahren wird mein Sohn die High School abschließen, aber jetzt schon kriegt er regelmäßig Post von Herrschaften mit klingenden Titeln wie Dean, President oder Director of Admission. Und alle wollen ihm bei der Suche nach der richtigen Uni und den richtigen Studienzweigen helfen. »Du bist Teil einer kleinen Gruppe von Studenten, die wir ausgewählt haben und die wir einladen, mehr über den Weg zum akademischen Erfolg zu erfahren«, schreibt etwa das Babson College, und Grant M. Gosselin, der Dean of Admission, vergisst nicht zu erwähnen, dass seine Uni zu den 20 Top-Wirtschaftsinstituten des Landes zählt.

Jeff Rickey, der Vice-President der St.Lawrence University, bringt es auf den Punkt: »Ein guter Schüler wie Du wird natürlich von vielen Universitäten umworben.« Und da hat Jeff Recht: Mehr als 70 solche Schreiben sind schon im Postfach meines Sohnes gelandet und in jedem werden die Besonderheiten der Institute herausgestrichen. St. Lawrence etwa findet sich auf der Liste der »Besten Unis«, die, so berichtet Jeff, von der Zeitschrift U.S. News & World Report erstellt wurde.

Das Flagler College in Florida ist offensichtlich nicht auf dieser Liste, aber Vice President Marc G. Williar streicht ganz andere Qualitäten seines Hauses heraus: Es liegt in der Nähe des Strandes ...

Die vielen Komplimente, die mein Sohn da von Leuten mit beeindruckenden Jobbezeichnungen bekommt, verwirren mich als Vater natürlich. Da ist einmal der Stolz und gleichzeitig die Skepsis, dass die vielen Freundlichkeiten, die Amerikaner so gern von sich geben, vielleicht nicht so ganz ehrlich sind, sondern einen bestimmten Zweck verfolgen. Denn irgendwie erinnern mich die Werbeschreiben der Unis an die vielen Anrufe, die ich erhalten habe, nachdem ich frisch in  Princeton eingezogen war. Bei der Anmeldung des Telefons hatte ich darauf verzichtet, eine Geheimnummer zu nehmen – das hätte mehr gekostet und der Sparefroh in mir hatte zugeschlagen. Daraufhin erhielt ich über Wochen Dutzende Anrufe von freundlichen Leuten, manchmal mit einem starken indischen Akzent. Viele gratulierten mir, ich hätte gewonnen, was bemerkenswert war, denn ich hatte gar nirgends mitgespielt. Eine Weltreise, ein Scheck über 3.000 Dollar, ein wahrer Segen, aber dann, wenn ich voller Begeisterung sagte »Ja, schicken Sie mir den Preis!«, kam der desillusionierende Nachsatz: Natürlich müsse ich vorher etwas kaufen, erst dann könne der Bonus abgezogen werden.

Aber die Telefonverkäufer sind Laien im Vergleich zu den Genies von den Unis, die das Spiel auf beeindruckendem Niveau beherrschen und sich auf die Jagd nach Talenten begeben, die bereit sind, Studiengebühren zwischen 20.000 und 70.000 Dollar pro Studienjahr zu bezahlen ...

 

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