EDV & Bau
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Die besten CAD- und AVA-Programme in der Report-Umfrage
. Wer hat aktuell die Nase vorne und welche Themen entscheiden über die Marktanteile der Zukunft?
Von Bernd Affenzeller
Der Markt für CAD-Software ist fest in der Hand zweier Konzerne: Nach der Übernahme von Graphisoft liegt Nemetschek in Sachen Marktanteile in Österreich fast schon gleichauf mit der amerikanischen Autodesk. Laut Umfrage des Bau & Immobilien Reports unter heimischen Architekten, Ingenieuren und Planern verwenden 35,7 % AutoCAD von Autodesk, 20,6 % vertrauen auf ArchiCAD von Graphisoft und 14,3 % entfallen auf Allplan von Nemetschek. Dahinter folgen Abisplan, Revit, ebenfalls von Autodesk, und EliteCAD. Im reinen 3D-Bereich liegen ArchiCad und Allplan mit Respektabstand an der Spitze, im 2D-Bereich ist AutoCAD unangefochtener Marktführer.
Wie bei jeder Software müssen sich auch die CAD-Entwickler vereinzelt ziemlich deftige Kritik anhören (»unverschämte Preispolitik«, »zu Updates gezwungen«, »katastrophale Benutzerfreundlichkeit«). Die meisten User stellen dem von ihnen genutzten Produkt aber ein gutes Zeugnis aus. Mehr als 80 % vergeben die Note »sehr gut« oder »gut«, weniger als 5 % verteilen ein »genügend« oder »nicht genügend«. Die zufriedensten Kunden hat die Nemetschek-Gruppe. An der Spitze liegt wie auch im Vorjahr ArchiCAD (88,4 % »gut« oder »sehr gut«), gefolgt von Allplan (83,3 % »gut« oder »sehr gut«).
Auch wenn es immer wieder zu kleineren Verschiebungen kommt, mit radikalen Veränderungen der Marktanteile ist nicht zu rechnen. Nur 11,2 % der befragten User ziehen derzeit einen Softwarewechsel überhaupt in Betracht. Dabei zieht es die Wechselwilligen vor allem in Richtung ArchiCAD (28,5 %), Allplan (24,4 %) und Revit (21,4 %).
Ein zwischenzeitlich immer wieder totgesagtes Thema, das aber gleichzeitig auch kurz vor dem flächendeckenden Durchbruch soll, dürfte beim Kräfteverhältnis der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen: BIM. Building Information Modeling ist ein Prozess, mit dem Architekten, Ingenieure sowie Bauunternehmen und Bauherren ein Projekt anhand eines konsistenten Datenmodells in gemeinsamer Zusammenarbeit vorantreiben können. Einer der größten Vorteile ist, dass mit BIM Gebäudedaten von der Planung bis zum Betrieb eines Gebäudes und über den gesamten Lebenszyklus hinweg detailliert digital analysiert werden können. Während BIM in Skandinavien und im angloamerikanischen Raum längst Standard ist, hinkt Österreich noch deutlich hinterher. Zu den Pionieren am BIM-Sektor zählt Graphisoft. »ArchiCAD bietet schon seit 30 Jahren ein virtuelles Gebäudemodell«, erklärt Alfred Hagenauer vom österreichischen Graphisoft-Partner A-Null. Dass BIM hierzulande immer noch in den Startlöchern scharrt, beunruhigt Hagenauer nicht. »Auch die CAD-Einführung hat zehn Jahre gedauert. Experten gehen davon aus, dass es bei BIM nur halb so lang dauern wird.« Demnach sollte es in knapp zwei Jahren so weit sein und BIM auch in Österreich flächendeckend verbreitet sein. In der Pflicht sind vor allem die Auftraggeber. »Mit Ausnahme einiger öffentlichen Auftraggeber zeigen Bauherren an BIM kaum Interesse«, erklärt Helmut Houdek, Geschäftsführer von der Nemetschek Allplan Österreich Ges.m.b.H. und Auer – Die Bausoftware GmbH.
Aktuell sind es vor allem die großen Bauunternehmungen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Und auch Planungs- und Architekturbüros sind an BIM dran. »Wir sind als eines der ersten Büros in Österreich dabei, BIM vollständig zu implementieren«, sagt Lars Oberwinter, dessen Arbeitgeber Vasko + Partner aktuell zwei BIM-Pilotprojekte am Laufen hat. Bereits einen Schritt weiter ist man bei ATP Architekten und Ingenieuren. Dort wird aktuell das Green Shopping Center in Ljubljana mit BIM entworfen. »BIM ermöglicht den verschiedenen Disziplinen, von der Architektur über die Tragwerksplanung bis hin zu Gebäudetechnik, eng verzahnte Planungsschritte in einem integralen Planungsprozess und dadurch letztendlich die erfolgreiche Realisierung dieses komplexen Shopping-Centers«, erklärt Gerhard Oberrauch, Architekt bei ATP und Gesamtprojektleiter.
Luft nach oben
Bei der Ausschreibung-, Vergabe- und Abrechnungssoftware konnte Auer Success seine Spitzenposition weiter ausbauen. Mit 34,1 % liegt das Erfolgsprodukt unangefochten an der Spitze. Dahinter folgen ABK-AVA (16,5 %), ABIS-AVA (14,1 %) und Sidoun-AVA (12,9 %). 10,5 % planen laut Report-Umfrage derzeit einen Umstieg. Davon sollten Auer Success, ArchiAVA und ABK-AVA gleichermaßen profitieren. Auch wenn der Markt weitgehend als gesättigt gilt, sehen die Hersteller noch Wachstumspotenzial abseits eines brutalen Verdrängungswettbewerbes. »Viele Anwender arbeiten noch mit selbstgestrickten, massiv Ressourcen verschlingenden Notlösungen. Zudem entstehen laufend neue Bereiche, die nach intelligenten Lösungen suchen«, heißt es etwa bei ABK ib-data. Und auch Software-Experte Werner Scheidl sieht noch Wachstumspotenzial. Und das, obwohl er mit seiner W. Scheidl KG die vier umsatzstärksten Jahre seit der Unternehmensgründung 1996 hinter sich hat. »Wir setzen verstärkt auf flexible und bedarfsorientierte Lösungen, die speziell den kleineren Unternehmen ein Werkzeug bieten, mit dem sie frei gestaltete Leistungsverzeichnisse genauso wie Ö-Norm-Dateien erstellen und bearbeiten können«, sagt Scheidl.
Das Problem mit der Wolke
Das absolute Top-Thema in der Softwarebranche wird in der Welt der Bausoftware noch mit ein wenig Skepsis betrachtet. Cloud Computing, also die Auslagerung von Daten und Prozessen in flexible Rechenzentren, die sogenannte Wolke. Die W. Scheidl KG etwa setzt als erster und bislang einziger Anbieter einer echten Cloud-Lösung für Ausschreibung, Angebot, Kalkulation und Abrechnung voll auf die Wolke. »Die Cloud wird den heimischen Bausoftwaremarkt verändern«, ist Werner Scheidl überzeugt. »Die Vorteile sind enorm. Durchsetzen werden sich Lösungen, die plattformunabhängig sind, keinerlei lokale Installation benötigen und keine systemspezifischen Anforderungen stellen.« Andere wie Auer-Geschäftsführer Houdek sind etwas zurückhaltender. Zwar ist auch er davon überzeugt, dass Cloud-Lösungen auch in der Baubranche die Zukunft sind, noch sei es für reine Cloud-Lösungen aber zu früh. »Unsere neue Software Nevaris ist zu 100 % cloudfähig. Wenn der Kunde das will, können alle Daten und die gesamte Business-Logik in der Wolke abgelegt werden. Natürlich ist es aber auch weiterhin möglich, lokal zu arbeiten.«r
> CAD-Software <
- Welche CAD-Software verwenden Sie? n=126
- Planen Sie einen Softwarewechsel?
Ja 11,20 %
Nein 88,80 %
- Wenn ja, zu welchem Programm wollen Sie wechseln?
ArchiCAD 28,50 %
Allplan 24,40 %
Revit 21,40 %
> Der Bau & Immobilien Report dankt allen Teilnehmern der Bausoftwareumfrage. Die Gewinner einer Werbeeinschaltung im Bau & Immobilien Report werden schriftlich verständigt.