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Grenzerweiterung

\"DerVielfältige Möglichkeiten, zahlreiche Projekte. Auf dem T-City-Tag der Deutschen Telekom in Friedrichshafen dominieren IT-Lösungen, intelligente Netze und der vernachlässigte Bau eines kleines Stückes Autobahn.

Martin Szelgrad aus Friedrichshafen

„Das schau ich mir an. Das will ich sehen“, hatte Angela Merkel am Messestand der Deutschen Telekom anlässlich der Fülle der präsentierten IT-Lösungen bei ihrem CeBIT-Besuch 2010 gesagt. Prompt lud Telekom-Boss René Obermann die deutsche Kanzlerin in die Partnerstadt Friedrichshafen ein. Knapp ein Jahr später, kurz vor der nächsten CeBIT, war es dann soweit. Merkel nahm Ende Februar an einem T-City-Tag in der Stadt am Bodensee teil und ließ sich Projekte zu Smart Metering, Elektromobilität, Breitband und Onlineplattformen demonstrieren. Rund 40 Themen wurden in dem urbanen Forschungslabor gemeinsam mit Partnerunternehmen bereits in reale Lösungen umgewandelt. Sie alle sollen zeigen, wie Informations- und Kommunikationstechnologie die Lebensqualität und den Standortfaktor einer Stadt steigern kann.

Gemeinsam mit dem deutschen Telco begleitet die Zeppelin Universität Friedrichshafen wissenschaftlich die Aktivitäten in der T-City. Einen Schwerpunkt bilden Themen aus E-Government und E-Business – etwa die Einrichtung der Rufnummer 115 als einheitliches Eingangstor zu Verwaltungsleistungen. Andere Projekte widmen sich dem Stadtgedächtnis und ihren elektronischen Pendants, den Stadtwikis. Auch wurden intelligente Stromzähler getestet, die in Haushalten den Stromverbrauch stundenaktuell überwachen und neuen Aufschluss über den Energiehunger einzelner Geräte geben.

Der Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand sieht den Technologiefokus als eine der Ursachen für die positive Wirtschaftsentwicklung der Region in den vergangenen Jahren. Gerade einmal 3,6 Prozent Arbeitslosenquote sind Brand zufolge das Ergebnis der Offenheit gegenüber einer neuen IKT-Welt, gepaart mit schwäbischen Erfindergeist natürlich. „Ich habe einen Traum“, sagt Brand, „von einer Elektrifizierung der Autobahnen. Eines Tages werden Elektrofahrzeuge durchgehend von Friedrichshafen nach Berlin fahren können.“ Das kommt bei den Menschen gut an. Die Region wartet seit Jahrzehnten auf den Ausbau eines Autobahnteilstücks. Die B31 ist so auch anlässlich des Besuches der Kanzlerin im Zeppelin-Hangar in der Zukunftswerkstatt Friedrichshafen groß Thema. Sie verspricht, dass die Causa in Berlin bei den Verkehrsplanern nun angekommen sei. Applaus beim Publikum.

„Innovation, Beschäftigung und Wachstum sind eng verschränkt“, bekundet auch Deutsche-Telekom-Chef Obermann. Bei der Begeisterung der Bevölkerung in der Partnerstadt für die vielen Projekte bleibt bei Obermann eigentlich nur ein Wunsch offen. Bei einer VDSL-Abdeckung von 98 Prozent ist trotzdem nur jeder vierte Haushalt Breitbandkunde. „Das könnten noch mehr sein. Ich lade Sie ein, es zu versuchen“, wendet er sich ans Publikum. Auch Merkel weiß worum es hier geht: „Ab einer bestimmten Altersgrenzen geht die Fähigkeit zur Einbürgerung in diese IT-Welt verloren – man bleibt stets Digital Immigrant.“    

\"PlattformTransparenz in der Stadt

Zurück zur Informationstechnologie. Unter den vorgestellten Projekten dominieren E-Health-Lösungen, ein Elektroauto steht zum Probesitzen bereit und die aufstrebende Welt der intelligenten Stromnetze wird anschaulich erklärt. Unter den vielen Themen stechen einfache, aber geniale Ideen hervor. So wird mit dem Projekt „KindergartenOnline“ neue Transparenz für Eltern und Verwaltung geschaffen. Über das webbasierte Portal können sich Mütter und Väter über die verschiedenen Einrichtungen in der Stadt informieren. Passen der Standort und das pädagogische Angebot, werden die Kind per Mausklick im Kinderkarten vormerkt. Die Einrichtungen selbst müssen nicht in Software investieren. Für Kindergärten erleichtert die modulare Lösung die internen Verwaltungs- und Planungsprozesse und schafft mehr Transparenz.
Mehr unter www.kindergarten.friedrichshafen.de

\"Intelligente

Flexible Mitfahrbörse
Die Plattform flinc.org führt Anbieter und Suchende für Mitfahrgelegenheiten zusammen.  Fahrer und Mitfahrer müssen sich dazu nicht persönlich verabreden – sie finden über den Service automatisch zueinander. Das Projekt „Spontane Mitfahrgelegenheit“ verbindet die Navigationssoftware des Fahrers mit den Smartphones potenzieller Mitfahrer. Durch eine Analyse von Verkehrsbewegungen vermittelt das System dem Mitfahrer in wenigen Sekunden freie Sitzplätze in Autos auf seiner angefragten Route. Der Fahrer gibt an, wie viel Cent er pro Kilometer haben möchte. Die Smartphone-Applikation errechnet daraus den Fahrpreis und ermöglicht auch das Begleichen der Rechnung über ein Ein-Click-Bezahlsystem. Flinc-Manager Klaus Dibbern erwartet einen Preis von rund 15 Cent pro Kilometer, der über die Plattform bei erfolgreichen Mitfahrten umgesetzt wird. Er will den Service künftig auch stark mit Social Networks kurzschließen. Projektpartner in Österreich und Südtirol wären für Dibbern ebenso interessant. Zu Beginn des Sommers soll flinc endgültig auf den Markt kommen.
Mehr unter www.flinc.org

Standard in Wohnungen
\"Kleines
Das Unternehmen Fonium hat einen Notruf- und Monitoring-Service entwickelt, um die häusliche Pflege auch aus der Ferne unterstützen zu können. Vitalwerte der Patienten – beispielsweise zu Blutzucker - werden von den Messgeräten über Bluetooth zu einem zentralen, kleinen Gerät namens „derButler“ übertragen. Bei aktiviertem Sturzmelder stellt die Lösung im Fall eines Sturzes automatisch eine Sprachverbindung zu einer Notrufzentrale her. Zusätzlich lassen sich weitere Funktionen aktivieren, wie zum Beispiel eine Medikamenten-Erinnerung. Der Butler ist handlich genug, um auch auf einen Spaziergang oder zum Einkaufen mitgenommen werden zu können. Fonium-Manager Peter Braak-Will spricht auch von weiteren Zielgruppen, wenn es etwa um Arbeitsplatzsicherheit geht. Schwerpunkt bleibt bei dem Telekom-Partner aber der vernetzte Haushalt. „Wir wollen wie die Mikrowelle in der Küche zu einem Standard in Wohnungen werden“, setzt sich Braak-Will ein definitives Ziel. Seit 2001 ist Fonium mit dem Butler bereits am Markt. Die nächste Erweiterung des Leistungsspektrums des Geräts wird auch Videokommunikation einbeziehen.
Mehr unter www.fonium.de

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