Kari Kapsch
- Written by Martin Szelgrad
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Kapsch ist eines der letzten großen Technologie- unternehmen Österreichs, die noch immer im Eigentum der Gründerfamilie stehen. 1892 eröffnete der Urgroßvater eine Feinmechanik- werkstätte in Wien. 118 Jahre später erfolgte unter den Halbbrüdern Georg und Kari Kapsch, der mittlerweile vierten Generation, eine Riesenakquisition am Mobilfunkmarkt. Das Unternehmen katapultierte sich mit der Übernahme von Geschäftsteilen der kanadischen Nortel zum globalen Marktführer im Bereich GSM-R, dem Standard für Zugfunk. Kari Kapsch wird dadurch den Umsatz der gesamten Gruppe im Geschäftsjahr 2010/2011 auf mehr als 650 Mio. Euro steigern.
Der klare Fokus und aggressive Marktauftritt waren nicht immer gegeben. Lange Zeit stand sich die Gründerfamilie quasi selbst im Weg. Die Anteilseigner konnten sich, so erzählte der promovierte Physiker einmal, nicht einmal mehr über die Farbe der Garagentür einigen. Im Jahr 2000 kauften die beiden »Käpsche«, wie sie von Mitarbeitern liebevoll genannt werden, sämtliche Aktieninhaber in der Familie aus, um den Konzern in Eigenregie steuern zu können.
Kari, geboren 1964 und der Jüngere des kongenialen Halbbrüderduos, setzt im Geiste des humanistisch eingestellten Urgroßvaters auf Tugend, Werte und Entrepreneurship. Der leidenschaftliche Skifahrer und Pferdenarr mit eigener Araberzucht fördert gemeinsam mit seinem Bruder auch die Talente seiner Belegschaft. In einem konzerninternen Verbesserungsprogramm werden Ideen zur Effizienzsteigerung in der Firma mit handfesten Prämien belohnt.
Selbst schont sich Kapsch im Tagesgeschäft kaum und auch seine Umgebung weiß, was von ihr verlangt wird. Das kann man auch positiv sehen, wie ein enger Mitstreiter meint: »Mir ist immer noch ein Eigentümer lieber, der selbst die Dinge in die Hand nimmt, als jemand, der wenig Interesse fürs Geschäft zeigt.« Der Boss tritt deshalb auch gerne persönlich bei den Kunden auf. Den Mitarbeitern gibt er unermüdlich Ezzes – auch das hat in dem Unternehmen Tradition. Schon der Firmengründer hatte seine Lehrlinge selbst unter die Fittiche genommen. Heute besetzen zwei enge Vertraute, Thomas Schöpf und Ingolf Planer, kritische Stellen im Vorstand der Tochter KCC. Der eine begann als Trainee bei Kapsch, der andere als Karis persönlicher Assistent.