Zentralbahnhof
- Written by Redaktion_Report
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Mühsame Rückholung
»Dort, wo es Sinn macht, werden wir auch zentrale Themen wie IT oder Treasury in der Holding ansiedeln«, sagt öBB-General Huber. An die kurze Leine werden nicht nur rote Vorstände wie Goldmann oder Cargo-Chef Gustav Poschaloko gelegt. Woher der neue Wind weht, werden auch die anderen Vorstände zu spüren bekommen. Betriebs-AG-Chef Alfred Zimmermann beispielsweise weigerte sich bislang beharrlich, aus seinem personell gut bestückten Bereich ein größeres Mitarbeiterkontingent an Töchter wie die Bau AG abzugeben, die händeringend schon am freien Markt nach Personal suchen. »Wenn es notwendig ist, werde ich alle Kollegen zurückpfeifen. Die Fakten sind gesetzt«, so Huber lapidar. Ein Spaziergang wird die Rezentralisierung freilich nicht. In der Schublade von Aufsichtsratschef Wolfgang Reithofer liegt schon ein Rechtsgutachten, das den steinigen Weg ebnen soll. Zu planieren sind einige Geburtsfehler, die der öBB-Neu schon in die Wiege gelegt wurden. Zwar schrumpfte durch die Aufteilung - zumindest unter formalen Gesichtspunkten - ganz nach Plan die Machtfülle des kämpferischen Gewerkschafters Willi Haberzettl. Aber auch Holding-Chef Huber ist bislang so etwas wie ein Kaiser ohne Land. Das rigide Aktienrecht und das zahnlos formulierte Bundesbahnstrukturgesetz aus 2003 geben der Holding gegenüber den Töchtern lediglich ein subsidiäres und damit eher symbolisches Durchgriffsrecht. Der langfristige Rückbau zu einer straff und zentral geführten öBB - flankiert von den notwendigen legistischen Maßnahmen - dürfte bereits eine ausgemachte Sache sein. »Darüber ist man sich über Partei- und Interessengrenzen hinweg so gut wie einig«, hört man selbst aus regierungsnahen Kreisen. Der hoch offizielle Umbau wird aber bis nach der Wahl warten müssen. Alles andere wäre ein Eingeständnis des Scheiterns. Bis dahin muss Bahn-Boss Huber aber noch um Mitsprache und direkte Informationen kämpfen. Wie der Flurfunk des Finanzministeriums vermeldet, gaben sich Karl-Heinz Grasser und Tempobolzer Hubert Gorbach jüngst zum brisanten Thema Infrastrukturfinanzierung ein nur wenig amikales Stelldichein. Holding-General Huber, der die ministeriellen Beschlüsse letztendlich exerzieren darf, war dazu freilich nicht eingeladen.