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Großes Baggern

Kurz vor dem Startschuss für den umstrittenen Ausbau der Donau hat sich der Bund jetzt von seinen Wasserbauschiffen und -baggern getrennt. Gekauft hat den Großteil des Equipments, nämlich 24 Schiffe, das Transport- und Bauunternehmen Felbermayr mit Sitz in Wels. Der Erlös für den Bund beträgt rund vier Millionen Euro. Felbermayr will die Schiffe für Transporte und Bauaktivitäten nutzen, wie Firmenchef Horst Felbermayr erklärt. Nun könnte man auf den ersten Blick meinen, Felbermayr hat beste Chancen, den Kaufpreis bald wieder einzufahren. Demnächst soll möglicherweise ein 200-Millionen-Projekt an der Donau östlich von Wien zur Ausschreibung gelangen. »So sicher ist das noch nicht«, kommentiert Wolfram Mosser-Brandner, Geschäftsführer der Firma Wasserbau Brandner, die seit mehreren Generationen auf dem Wasser zu Hause ist. Er hat im Herbst 1993 einen Teil der jetzt von Felbermayr erworbenen Gerätschaft an den Bund verkauft und kennt die Kähne. »Die Geräte sind nicht mehr Stand der Technik«, urteilt Mosser-Brandner, der zu Beginn des Bieterverfahrens ebenfalls mit an Bord war. Aus seiner Sicht war die Gerätschaft zu teuer. Trotzdem ist er froh, nun einen privaten Mitbewerber zu bekommen. »Früher wurde seitens der Bundesgesellschaft zu Dumpingpreisen auf Drittmärkten angeboten«, klagt er. Jetzt sei mit Felbermayer wenigstens ein Privater am Zug, der erst beweisen muss, dass er das zu Wege bringt, was das Familienunternehmen Brandner seit rund 200 Jahren zu Wasserwege schafft. Mosser-Brandner hat da seine Zweifel, weil beim Wasserbau neben dem Gerät auch das Personal viel zählt. Angst davor, dass Felbermayr nun bei Brandners Mitarbeitern anklopfen könnte, hat Mosser-Brandner nicht. »Wir haben eine hohe Mitarbeiterbindung, unsere Kapitäne gehen bei uns in Pension«, erklärt er. Die vergangenen eineinhalb Jahre waren für den Wasserbau, wie Brandner ihn betreibt, eine Durststrecke. »Wir hatten gar keine Arbeit«, sagt Mosser-Brandner, der auch als Fachverbandsobmann Schifffahrt in der Wirtschaftskammer fungiert und verweist darauf, dass der Bund alles in allem pro Jahr lediglich rund zwei Millionen Euro für die Erhaltung der Wasserstraßen ausgibt. Selbst wenn die Eintiefung der Fahrrinne unterhalb des Kraftwerks Freudenau komme, sei der Plan dazu ein langfristiger, der den 200-Millionen-Auftrag auf zehn oder fünfzehn Jahre verteilt. Und es sei lange nicht gesagt, dass die Arbeiten von heimischen Firmen erledigt werden. Slowakische und ungarische Firmen könnten ebenfalls mitbieten. Zudem beginnen sich die deutschen Mitbewerber verstärkt für die Donau in österreich zu interessieren. Konkret sind das der mittelständische Wasserbauer Domarin aus dem bayrischen Vilshofen und die Firma Reinhold Meister GmbH mit Hauptsitz in Deggendorf. Letztere hat soeben den ehemaligen Donautechnik-Standort Ybbs erworben und will sein österreich-Engagement verstärken.
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