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Klimakrise versus persönliche Verantwortung

Über das mögliche Wirtschaftswachstum oder einen eventuellen Rückgang wird auf allen Kanälen berichtet. Währenddessen ist der Report des IPCC (UN Weltklimarat) nur eine Randnotiz und man geht zum Tagesgeschäft über. Mit diesem Beitrag werde ich keine Sympathiewerte gewinnen, aber das Thema muss besprochen werden.

Laut IPCC wird mit hoher Sicherheit zwischen 2030 und 2052 der Temperaturanstieg von 1,5 Grad im Vergleich zur Beginn des industriellen Alters erreicht. Wir sind derzeit nicht einmal in der Lage das 2,0 Grad Ziel zu erreichen, sondern steuert auf 2,6 bis 4,0 Grad mehr zu.(1) Welche Dimensionen das haben kann, durften wir diesen Sommer bereits erleben und die Berichte über das Hochwasser und die Murenabgänge in Kärnten sind auch noch frisch.

Aber warum passiert nichts?

Diese Frage beschäftigt mich schon länger. Meine Antwort lautet: Wir alle ändern unser Verhalten nicht oder nicht ausreichend, da wir die Auswirkungen unseres persönlichen Tuns nicht unmittelbar sehen und spüren.

Ein Beispiel: Jemand stellt seinen Müll direkt vor Ihrer Tür ab. Dann beschweren Sie sich zu Recht. Wie verhält es sich aber, wenn Sie von Frankfurt nach Dubai fliegen? Dann entstehen 1450 kg CO2.(2) Sie bekommen am Zielort kein Paket mit knapp 1,5 Tonnen CO2 in die Hand gedrückt, um das Sie sich kümmern müssen. Nein, Ihr Paket wird in der Atmosphäre ausgeleert und die restlichen 7 Milliarden Menschen und jede Menge weiterer unschuldiger Lebewesen auf diesem Planeten müssen sich auch vor ihrer Tür darum kümmern. Nur 3 % der Menschen flog im letzten Jahr und beeinflusst die Atmosphäre der anderen 97 %.(3)

Unsichtbarkeit als Problem

Durch diese „Unsichtbarkeit“ ist das Problembewusstsein scheinbar nicht da oder das Problem wird in Kauf genommen. Noch schlimmer verhält es sich, wenn sich die Emittenten auf die persönliche Freiheit berufen, da man sich ja etwas (Flugreise, übermotorisiertes Fahrzeug, ausufernder Lebensstil) leisten könne und wolle. Eine solche Einstellung kann man nur mit Ignoranz und Egomanie erklären.

Unser Fußabdruck liegt bei durchschnittlich 7,2 Tonnen CO2 in Österreich und 8,93 Tonnen CO2 in Deutschland (Basis Jahr 2015).(4) Somit sind wir noch weit weg von einem klimaverträglichen Budget mit maximal 2,3 Tonnen CO2 pro Jahr.(2)

Ich ahne es, jetzt kommt an dieser Stelle wahrscheinlich eines dieser Totschlag-Argumente: „Wir alle setzen sowieso zuviel CO2 frei, da ist das bisschen mehr auch schon egal.“ oder „Andere, wie in den USA oder China, sind noch viel schlimmer.“

Eigene Verantwortung

Ja, das mag sein, es entbindet Sie und mich nicht von unserer EIGENEN Verantwortung. Ich will es einfach nicht hinnehmen, dass man die Schuld von sich weist und es sich in scheinbarer Unwissenheit bequem macht. Also was kann man tun? Auch wenn Sie die folgenden Punkte schon kennen, kann es nicht schaden das eigene Verhalten regelmäßig diesbezüglich auf den Prüfstand zu stellen. 

  • Über das Elektroauto wird heiß und innig diskutiert, es ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, aber eine Möglichkeit von fossilen Rohstoffen weg zu kommen. Man darf sich nämlich nicht über Migranten beklagen, aber einen Benziner oder Diesel fahren. Denn unser Verhalten beeinflusst auch die Lage im Nahen Osten.
  • Bevor Sie das nächste Mal aus Bequemlichkeit ins Auto steigen, gehen Sie zu Fuß oder nehmen Sie das Fahrrad. Das schon die Umwelt und Sie tun etwas für Ihre Gesundheit.
  • Nehmen Sie jemanden mit und gründen Sie eine Fahrgemeinschaft. Fragen Sie Ihre Nachbarn, ob Sie ihnen etwas vom Supermarkt oder Baumarkt mitbringen können. Das stärkt das nachbarschaftliche Verhältnis und entlastet die Umwelt.
  • Muss es unbedingt eine Flugreise in die Ferne sein? Wie wäre es mit einer Bahnfahrt zu einer Destination in Mitteleuropa?
  • Wie sieht es mit Ihrem Konsum aus? Wie viele Kleidungsstücke hängen ungetragen in Ihrem Kleiderschrank? Muss man sein Mobiltelefon alle ein bis zwei Jahre gegen ein neueres Modell austauschen? Fragen Sie sich beim nächsten Mal, bevor Sie etwas kaufen, ob Sie das Teil tatsächlich brauchen und auch nutzen.
  • Ist es notwendig Fleisch- und Milchprodukte tatsächlich in diesem Ausmaß zu essen? Muss mein Obst und Gemüse um die halbe Welt reisen? Woher beziehen Sie diese Produkte? Abgepackt in Plastik beim Lebensmittelhandel, vom Metzger in der Nähe oder direkt vom Bauern?
  • Haben Sie einen Ökostrom Tarif? Wenn nicht, wechseln Sie Ihren Stromanbieter. Das Ganze dauert 15 Minuten.
  • Werden Sie aktiv! Falls Sie über die deutsche Autoindustrie verärgert sind, dann schreiben Sie Briefe an die zuständigen Politiker und die Vorstände der Autofirmen. Ich habe Frau Bundesminister Köstinger bereits geschrieben.

Jede Aktion zählt, denn Ihr und mein Konsumverhalten hat Auswirkungen!

Es geht nicht um Alibi-Green-Washing, sondern um nachhaltige Veränderung, auch wenn das Wort „nachhaltig“ abgedroschen ist. Mir ist schon klar, dass ein vollkommener CO2 neutraler Lebensstil in Europa sehr schwer umsetzbar ist, aber wir müssen auf dieses Ziel hinarbeiten.

Falls wir damit scheitern, werden wir unsere Bequemlichkeit selbst zu spüren bekommen, sowie den nachfolgenden Generationen aufbürden und als egoistisch und blöd in die Geschichte eingehen.

Wenn Sie sich das nächste Mal vor einer der oben genannten Entscheidungen stehen und überlegen, ob es nicht bequemer oder einfacher wäre nichts oder alles gleich wie immer zu tun, dann würde ich mich freuen, wenn Sie sich Folgendes in Erinnerung rufen: Je mehr Leute beim Seilziehen mitmachen, desto weniger zieht jeder Einzelne, da er oder sie sich auf den anderen verlässt.

Ausreden gelten nicht!

Kurzum: Sie und ich müssen ständig unser Handeln hinterfragen, Verantwortung übernehmen und uns ständig verbessern, auch wenn das mühsam ist. In diesem Sinne, packen wir es an.

Quellen:

  1. Spiegel.de über IPCC-Weltklimabericht
  2. Atmosfair über das persönliche Klimabudget
  3. DW über das internationale Flugverhalten
  4. Statista über CO2 Emissionen nach Ländern 
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