Im letzten Teil der Serie „Gefangen in der Wachstumsfalle“ (Links zu Teil 1, Teil 2, Teil 3) geht es um die persönliche Verantwortung und einen Ausblick in die Zukunft. Ja, ich weiß, das ist unangenehm. Jeden Tag im Unternehmen selbst mit gutem Beispiel voran gehen, die Welt im Blick haben, Ideen entwickeln und diese voranzutreiben, das ist mühsam. Noch dazu, wenn die Ideen nicht nur auf monetärer Basis erfolgreich sein sollen.
Dieser Aufwand ist enorm, aber nötig. Die Kunden und Kundenbedürfnisse ändern sich immer schneller und die Unternehmen sind mehr denn je darauf angewiesen, sich öfters und schneller weiterzuentwickeln. Ein Mehr vom Gleichen, wird auf lange Frist nicht zielführend sein.
In der Arbeitswelt der Zukunft wird daher die Wandlungsfähigkeit immer bedeutender (Link, Artikel "Zukunftsfähigkeit"). Hier ist Kreativität gefragt und diese kann man nicht verordnen. Damit Menschen kreativ handeln, benötigen sie Freiräume, also Zeit und somit Ressourcen. Die Themen Führung und Wertschätzung lasse ich in diesem Kontext außen vor, denn das sind eigene Themen. Das klassische Streben nach immer mehr Effizienz steht im totalen Widerspruch zur Kreativität und der Wandlungsfähigkeit, denn diese ist erstmals nicht effizient, aber sehr effektiv.
Den Menschen wird bei den anstehenden Herausforderungen eine besondere Rolle zufallen und diese wird aktuell im Kontext von Digitalisierung und Industrie 4.0 massiv unterschätzt. Es ist augenscheinlich, dass Mitarbeiter mit höheren Qualifikationen gefragt sein und gewisse manuelle Tätigkeiten langsam durch Maschinen ersetzt werden. Doch der Mensch wird nie aus dem Unternehmen verschwinden. Das Zauberwort heißt daher Wertschätzung.
Wirtschaft und Gesellschaft
Außerdem wird es auch auf anderer Ebene Zeit umzudenken. Ich erlebe es in meinem Berufsalltag oft, dass versucht wird Wirtschaft und Gesellschaft zu trennen. Das ist fatal, denn die Auswüchse des Neoliberalismus betreffen uns alle und der Markt regelt nicht alles. Wir steuern auf das Primat des Stärkeren zu und erleben immer häufiger, dass Konzerne und ihre Lobbyverbände versuchen die Gesetzgebung einseitig zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die Konsequenzen muss die Gesellschaft, also wir alle, tragen. Das sogenannte „Leistungsprinzip“, dass durch viele Manager und teilweise auch Politiker propagiert wird, wirkt sich immer mehr auf unser soziales Gefüge aus und existiert in seiner eigentlichen Bedeutung nicht.
Unternehmen müssen sich gerade in der heutigen Zeit weit mehr als in der Vergangenheit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein. Nur so sind ein langfristiger wirtschaftlicher Erfolg und eine friedliche Gesellschaft möglich.
Unternehmen versus Umwelt
Der Produktivitätszuwachs darf nicht auf Lasten anderer erfolgen: Über die Mitarbeiter, Lieferanten und die gesellschaftliche Verantwortung haben wir schon gesprochen. Doch wie sieht es mit Umweltaspekten aus? Auch das ist ein unangenehmes Thema, das gerne ausgeklammert wird.
Unternehmerische Verantwortung in Bezug auf Wachstum schließt auch umweltpolitische Aspekte mit ein, u.a.: Was wird überhaupt erstellt (Ressourcenverbrauch, Umwelteinflüsse)? Wo wird produziert? Wo wird vertrieben? Wie wird die dazu nötige Energie bereitgestellt? Wie sind die Produkte designt (Cradle to Cradle versus Einwegverpackungen)?
Gravierende Beispiele sind etwa Nestlé oder Coca Cola, die ihren Gewinn mit Produkten in billigen Plastik-Einwegverpackungen machen, deren Entsorgung aber der Gesellschaft, also uns allen, aufbürden. Ist es tatsächlich so billig alles quer über den Globus zu fliegen oder zu schiffen? Derzeit schon, da für Kerosin keine Steuer anfällt, doch die Umweltauswirkungen für alle Menschen sind enorm.
Fazit
Diese nicht monetären Aspekte werden im Unternehmensalltag bei Wachstumsentscheidungen wenig bis gar nicht berücksichtigt, was fatal ist. Daher möchte ich mit einem eindringlichen Aufruf diese Blogserie beenden:
Solange man Wachstum als eine Form der Erneuerung und Weiterentwicklung versteht, ist es eine gesunde Angelegenheit. In dem Moment, wenn Wachstum als Mittel des immer größer werdenden Profits verstanden wird, sägt man am Ast der eigenen unternehmerischen Existenz.
Eine reine auf Betriebswirtschaft ausgerichtete Unternehmensführung hat heute schon keine Zukunft mehr. Dies sieht man derzeit sehr deutlich an der Finanzindustrie, die sich in großen Teilen zu einem Selbstzweck verwandelt hat. Dieser Effekt dürfte sich künftig noch weiter verstärken und zu massiven Problemen in Bezug auf Gesellschaft und Umwelt führen.
Wenn nur einige wenige profitieren und die Mehrzahl der Mitarbeiter wegrationalisiert wird, bleibt schlussendlich keiner mehr übrig, der die Waren und Dienstleistungen konsumieren kann und dann hat am Ende niemand etwas davon.
Es ist unternehmerische Überzeugung gefragt, eine Mischung aus Fakten, gesunden Annahmen und Intuition. Das immerwährende Streben nach grenzenlosem Wachstum steht dem völlig entgegen. Deswegen bin ich der Meinung, Herausforderungen von morgen brauchen Ideen für morgen.
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