Die Wachstumsfalle: Oft ist im Kontext von Wirtschaft auch gleichzeitig von Wachstum die Rede. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass ein Unternehmen zwangsläufig wachsen müsse, um die entstandenen Produktivitätsgewinne gewinnbringend einzusetzen und um “Ressourcen”, in den meisten Fällen ist damit Personal gemeint, zu halten. Käme es nicht zu dem erwarteten Wachstum, so müsse man sich zwangsläufig von Mitarbeitern trennen, um die Existenz eines Unternehmens nicht zu gefährden.
Warum ist diese Annahme gefährlich? Warum sägen Unternehmen damit sogar am eigenen Ast? Erfahren Sie mehr in der mehrteiligen Reihe „Gefangen in der Wachstumsfalle“.
Welche Annahmen werden zugrunde gelegt?
Der Begriff Wachstum tritt in der Unternehmenswelt in verschiedenen Ausprägungen zu Tage. Beispielsweise werden Umsatz- oder Gewinnziele formuliert oder Produktivitäts- bzw. Effizienzsteigerungen werden anvisiert. In meiner Berufslaufbahn ist es mir schon öfters untergekommen, dass Produktivitätssteigerungen im kleinen einstelligen Prozentbereich als völlig unzureichend galten. Die Manager der Vorstandsetagen messen sich gegenseitig nicht nur an der Höhe ihres persönlichen Gehalts und der Größe ihres Dienstwagens, sondern auch an den erzielten Produktivitätssteigerungen.
Durch die Annahme eines gewissen Wachstums werden Investitionsentscheidungen gerechtfertigt und getätigt. Die Fixkostenstrukturen folgen diesen Annahmen. Tritt das erwartete Wachstum nicht ein, fallen die Fixkosten dennoch an und es kann zu zwei grundsätzlichen Szenarien führen:
In beiden Fällen werden der Markt und das Verhalten der Kunden für das Ausbleiben des Wachstums und die daraus resultierenden Konsequenzen verantwortlich gemacht. Doch was bringt das? Ist es wirklich so wichtig, immer nur zu wachsen?
Wachstum: Ein fatales Dogma
Die Natur kennt ein immerwährendes Wachstum nur in einer einzigen Lebensform. Diese Lebensform vernichtet jedoch den Organismus, von dem sie lebt. Ein Krebsgeschwür wächst immer weiter und weiter, bis der Körper, von dem er lebt, nicht mehr lebensfähig ist. In der Folge tötet kontinuierliches Wachstum, es ist extrem ungesund. Genauso verhält es sich auch in der Wirtschaft. Unternehmen, die ständig auf Wachstum ausgerichtet sind, tun alles dazu, sich selbst zu vernichten. Dies ist vielleicht nicht unmittelbar eindeutig, wird aber klarer, wenn man die langfristigen Konsequenzen beleuchtet.
An diesen Punkten sieht man deutlich, dass die Gesetzmäßigkeit, die auf natürliche Organismen zutrifft, auch für Unternehmen gilt.
Nicht erwähnt wurden bisher die sozialen Folgen eines einseitig auf Wachstum ausgerichteten Handelns. Wenn Menschen lediglich auf “Ressourcen” reduziert werden und aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen ihre Existenzgrundlage verlieren, besteht eine große Gefahr sozialer Spannungen, wie man sie aktuell in vielen Ländern der Welt, auch in Europa, beobachten kann. Durch die immer größer werdende Spreizung zwischen “arm” und “reich” fühlen sich viele Menschen abgehängt, was sich unter anderem am Wählerzulauf zu fragwürdigen und extremistischen Parteien und Kandidaten zeigt.
Erfahren Sie im zweiten Teil der Serie „Gefangen in der Wachstumsfalle“, was Unternehmen tun können beziehungsweise sogar müssen, um in Zukunft erfolgreich zu sein.
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