Digitalisierung ist weit mehr als die Einführung neuer Technologien und Tools. Unternehmen der nächsten Generation sind proaktiv und erfinden sich oftmals neu. Ein Gastkommentar von Thomas Schmutzer, Präsident des Forschungsinstituts Next Generation Enterprise
Vor Weihnachten nutzen wir Online-Stores, um Geschenke zu bestellen; sichtbar an den Stapeln von leeren Amazon-Packerln im Müllraum. Für einen Skiurlaub buchen wir über Plattformen wie »booking.com« eine Unterkunft – natürlich eine, die gratis WLAN anbietet. Auch Rezepte für die Feiertage suchen wir online und fügen die Zutaten in eine Einkaufslisten-App wie »Bring!« ein, um sie immer dabei zu haben. Die Weihnachtsmusik kommt nicht mehr aus dem CD-Player, sondern von iTunes oder Spotify. Unsere Lieblingsserie schauen wir lieber über Netflix, statt im Fernsehen durch häufige Werbeunterbrechungen herausgerissen zu werden. Privat sind wir längst ein Teil der digitalen Welt.
Veränderungshebel
Was haben diese Beispiele gemeinsam? Wir nutzen Angebote von Unternehmen der nächsten Generation, die digitale Vertriebs- und Servicekanäle einsetzen und so ihr Geschäft verlagert und vollkommen neu bzw. quer gedachte Geschäftsmodelle aufgebaut haben.
Entstehen diese Unternehmen der nächsten Generation aus dem Nichts? Hierzu ein ganz klares Nein als Antwort. Unternehmen, die rechtzeitig verstanden haben, dass unsere Lebens- und Geschäftswelten sich inzwischen ganz grundsätzlich verändern und verschieben, passen sich proaktiv an und erfinden sich oftmals neu. In vielen Bereichen kann man das beobachten: Reisebuchungen, Buchkäufe, Kleidungskauf, das Konsumieren von Musik finden immer weniger offline statt. Und der Lebensmittelhandel ist die nächste Branche auf dem Sprung in diese Richtung. Für etablierte Unternehmen bedeutet das, den Weg mitgehen zu müssen oder massive Einbußen zu riskieren, schlimmstenfalls sogar vom Markt zu verschwinden. Beispiele dafür sind uns allen wohl bekannt.
Unternehmen, die sich den Bedingungen des digitalen Strukturwandels nicht anpassen, laufen Gefahr, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auszusterben oder zumindest in die Bedeutungslosigkeit zu fallen. Es bleibt – de facto – nur die Flucht nach vorne.
Und diese Flucht nach vorne hat noch weitere Konsequenzen: Mit der Modernisierung oder der Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen geht auch die tiefgreifende Veränderung von Arbeitsprozessen in Unternehmen einher. Virtuelle Realität oder künstliche Intelligenz optimieren nicht nur bestehende Abläufe und Arbeitsweisen, sondern können diese dematerialisieren. Neue Arbeitszeit- und Jobmodelle, mobiles
Arbeiten und die Digitalisierung des Arbeitsplatzes sind nur einige Veränderungshebel, die auf dem Weg zum Unternehmen der nächsten Generation bedient werden müssen.
Digitalisierung ist aber weit mehr als die Einführung neuer Technologien und Tools. Das Thema ist bedeutend größer und lässt sich nicht auf veränderte Zusammenarbeit einschränken. Überlegungen beginnen vielleicht auf Kundenprozess-Ebene oder betreffen die interne Zusammenarbeit, setzen sich aber dann rasch fort und ziehen sich letztlich durch das gesamte Unternehmen.
Digitalisierung sollte immer nach den drei Dimensionen People, Place und Technology gemeinsam behandelt werden. Gemäß dem Prinzip »Besser schnell als perfekt« macht es wenig Sinn, Transformationen mit genauem Projektplan und bis ins kleinste Detail zu planen, da sich vieles auch erst im Laufe des Weges ergibt.
Vielmehr ist es wichtig, Leitplanken und grundlegende Aspekte zu definieren und sich dann Schritt für Schritt weiter zu hanteln. Das erhöht die Geschwindigkeit der Transformation und gibt Gelegenheit, von Erkenntnissen und Learnings rasch und einfach zu profitieren.
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://archiv.report.at/