Wenn man sich über die Zeitachse der letzten 100 Jahre den zu jeder Zeit idealen „Typus“ des Managers ansieht kann man sehr gut Wandlungen und Moden im Auftreten und Verhalten von Managern feststellen. In vielen Fällen war der Grad der Anpassung an die Erfordernisse des gerade bevorzugten Typs eines Managers der erste und wichtigste Schritt auf der Karriereleiter. Es war immer nur wenigen herausragenden Persönlichkeiten vorbehalten zum erfolgreichen Manager zu werden, indem sie Ihr wahres Wesen ausgedrückt haben. Meistens war das Image wichtiger als der Wesenskern und in diesem Sinn die Maske wichtiger als der persönliche Gehalt.
Es sollte daher nicht verwundern, dass auch die Sprache und Kommunikation von Managern als deren wesentlichstes Werkzeug und primärer Ausweis Ihres Denkens wesentlich und in erster Linie überformt werden.
Kommunikation als Schlüssel zum Management
Wenn das so ist, dann ist die Kommunikation eine der wesentlichsten Faktoren um das Image eines Managers zu prägen. Die Pflege des Images ist aus diesem Grund in vielen Fällen eine der aufwändigsten und auch anstrengendsten Tätigkeiten eines Managers. Oft sind Inhalte die von Unternehmen aus vorgeblichen Sachzwängen oder aufgrund von abstrusen Denkmodellen umgesetzt werden müssen sogar diametral der eigentlichen Einstellung eines Managers als Mensch und Individuum entgegengesetzt. Sehr oft müssen und werden hier zum Teil unerträgliche Kompromisse geschlossen zwischen der wahren Denkweise und Haltung des Menschen, der in jedem Manager steckt.
In diesem Sinn verstanden bekommt der Begriff des Neusprech und Doppeldenk aus dem Roman 1984 von George Orwell seine wahre Bedeutung. Das war keine Erfindung sondern eine Beobachtung. Wenn man „freigesetzt“ wird statt „gekündigt“ und damit die Freiheit zurückbekommt, die man im Unternehmen verloren hatte, dann darf man die Frage nach dem Sinn in moderner Kommunikation durchaus stellen und sich auch fragen wie es um die mentale Gesundheit derer bestellt sein muss, die sich als Manager ununterbrochen für Geld und Erfolg der Erfindung und Verbreitung solchen Wahnsinns aussetzen.
Die Frage
Die Frage an dieser Stelle sollte sein, ob es eine sinnvollere und vor allem langfristig erfolgreiche Alternative in der Imagepflege und Kommunikation von Managern gibt?
Tatsächlich bewähren sich die heute gängigen Kommunikationsformen im Management zumeist nur in der Kurzfristigkeit der jeweiligen Erfolgsziele und der verkürzten Betrachtung in der Kostenwahrheit. Würden langfristige Ziele und die wahren Kosten in der Betrachtung eine Rolle spielen, würden sich sehr schnell die kurzen Beine der Argumente und der gängigen Kommunikation herausstellen. Hier werden die tiefen Hintergründe der Fehlstellung in der Wirtschaft manifestiert und dadurch auch in den sprachlichen Formen reflektiert.
Die Antwort
Die Antwort ist ja. Denn wenn die Illusion unbeschränkter Ressourcen und unbegrenzten Wachstums an der Wirklichkeit einer beschränkten Welt scheitern, dann müssen sich auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern. Es wird notwendig sein, mit wachsender Intelligenz die beschränkten Ressourcen zu nutzen und auch der Natur noch mehr auf die Finger zu schauen, um zu lernen, wie Ressourcenkreisläufe funktionieren. Es ist nicht zu früh dafür, es ist höchste Zeit!
Nicht neu, nicht anders, nur erinnern!
Der Glücksfaktor in dieser Anforderung ist, dass die Wirtschaft ursprünglich genau so funktioniert hat. Wir brauchen nichts neues Lernen sondern uns nur besinnen. Wenn wieder Wertarbeit zum bestimmenden Faktor wird und dass ein Werkstück sich am Geist und den Fähigkeiten des Werkmeisters misst und wenn die Langfristigkeit im Gebrauch und die spurlose Ersetzbarkeit von Verbrauchsteilen ebenso wie die restlose Wiederverwertung der Reste wieder zu Ihrem Recht kommen, dann wird auch die Hochwertigkeit der Entwicklungs- und Arbeitsleistung wieder anerkannt werden. Was wir schätzen ist unser Schatz. Wenn uns die Beliebigkeit und Ersetzbarkeit von Gütern, Menschen, Ideen und Leistungen vermittelt wird, warum wundern wir uns dann dass niemand mehr etwas wirklich schätzen kann? Wenn es immer mehr zu einer Umwandlung der Prinzipien in Wirtschaft und Gesellschaft kommt, wobei das eine ohne das andere nicht stattfinden kann, dann wird es immer wichtiger sein, die handelnden Menschen durch die Wirrnisse dieser Umwandlung zu führen. Es wird nötig sein, zuzugeben, dass man nicht weiß, wie man das Schiff zum Ziel steuern muss aber, dass das Schiff bereits fährt.
Wer will die Menschen zu außerordentlichen Leistungen bewegen, die für diese Umwandlung erforderlich sein werden, wenn er nicht die Sprache des Herzens und der bedingungslosen Ehrlichkeit spricht? Die Menschen wollen eigentlich nichts anderes als ehrlich und von Herzen in eine offensichtlich unsichere Zukunft geführt zu werden. Wenn es nicht mehr darum geht, das Arbeitsleben als sinnloses Leid zu erfahren sondern als einen zukunftsweisenden Weg, der in Hingabe begangen werden will. Das höhere Ziel dabei ist es, die Welt und die persönliche Existenz für unsere Kinder lebenswert zu erhalten.
Das Paralleluniversum der Manager
Wenn man sich die Wirtschaftswissenschaften und die Managementtheorien der letzten Jahrzehnte ansieht wird man feststellen, dass außer fixen Ideen, die sich nachträglich als schwankender Boden herausgestellt haben nichts wirklich Tragfähiges angeboten wurde. Wäre es nicht an der Zeit aufzuhören die unternehmerische Welt als ein geordnetes und kontrollierbares „Nebenuniversum“ des Lebens zu sehen, wo einfach andere Gesetze gelten, die mit unserer chaotischen Alltagserfahrung nichts zu tun haben? Ist uns im Alltag nicht klar, dass Umstände nicht beliebig kontrollierbar, und sowohl Ressourcen als auch unsere Möglichkeiten endlich sind? Wer würde seine eigene Wohnung, Haus und Garten mit Gift und Müll anfüllen und sich selbst dann erklären, dass er sich was Gutes getan hat? Natürlich wissen wir diese Dinge und machen im Privatleben das Beste daraus. Und jeder der privat etwas anderes behauptet wird als Narr gesehen.
In der Wirtschaft ist es genau umgekehrt, da kommen immer wieder Manager mit solchen Aussagen auf die Titelseiten als „Manager des Jahres“. Allzu oft sieht man dieselben Personen nur weniger Jahre später wieder auf den Titelseiten mit gegenteiligen Schlagzeilen. Und dann gehen wir selbst in unsere Büros und tun ebenfalls den ganzen Arbeitstag so als wäre das Gegenteil wahr. Wer sagt, dass es sich nicht auch mit langsameren Verbrauchszyklen, und mit Wiederverwertung und Reparatur von „Wertgegenständen“ statt „Verbrauchsgütern“ gut wirtschaften lässt? Wer sagt, dass daraus nicht auch Wohlstand und Wohlergehen entstehen können, allerdings nicht in solchen Extremen, die die unerfüllbare Gier einzelner ins unermessliche Wuchern lässt, aber wohl so, dass ein guter Durchschnitt aller Menschen gut leben kann.
Die Alternative
Wie auch immer der Einzelne und vor allem die mächtigen Lobbys diese Entwicklungen betrachten, ich bin gewiss, dass da die Zukunft liegt. Der Mut die Dinge direkt, ungeschminkt und von Herzen zum Ausdruck zu bringen. Mitgefühl an der richtigen Stelle nicht nur zu heucheln, sondern wirklich zu empfinden. Ein Ja und ein Nein von Herzen nicht nur nach unten sondern auch nach oben und nach außen zu wagen. Das kann vielleicht in Einzelfällen zu „Problemen in einem blankpolierten Lebenslauf“ führen, aber Unternehmen und Unternehmer die wirklich an eine Zukunft Ihres Unternehmens denken werden genau diese Geradlinigkeit in der Persönlichkeit zu schätzen wissen. Wer hat den schon den Mut, für eigene Überzeugungen auch Nachteile in Kauf zu nehmen? Warum werden solche Menschen nicht wie Juwelen von den Konzernen gesucht? Warum werden immer öfter rundgelutschte Jasager in immer wichtigere Unternehmenspositionen gehievt, die weder Visionen noch Leidenschaft für Ihr Tun mitbringen, außer für die Boni des Managements?
Es mag sein, dass der eine oder andere diese Haltung nicht teilen mag, aber ich habe mich entschlossen, genauso zu arbeiten und mich hier nicht mehr an gängigen geschliffenen Vorbildern zu orientieren. Man kann darüber denken was man will, jedenfalls schätzen meine Mitarbeiter und Kollegen diese Haltung.
Die Praxis
Es mag sein, dass das in einem Kleinunternehmen leichter zu realisieren ist als in großen Konzernen. Tatsache ist aber, dass ich hauptsächlich mit Menschen arbeite, die viele Jahre und Jahrzehnte in großen Konzernen gearbeitet haben und daher auch beide Seiten gut vergleichen können. Tatsache ist ebenfalls, dass sie sich in meinem Unternehmen wesentlich besser aufgehoben fühlen als in den Konzernen in früherer Zeit. Und das obwohl wir wesentlich mehr Risiko, Unsicherheit und weniger Komfort im Service bieten können. Aber alle fühlen sich von Herzen wahrgenommen, wertgeschätzt und angenommen.
Und das obwohl die Leistungen monatlich aufgezeichnet und in Relation zu den Kosten besprochen werden. Aber umgekehrt bestimmen die Mitarbeiter allein und selbst in welchem Umfang sie sich zu Leistung und Ergebnissen verpflichten und wann sie arbeiten wollen und wann nicht. Es gibt nur eine einzige Regel zur Leistungserbringung: Termine und Leistungen zu denen sich ein Mitarbeiter freiwillig verpflichtet hat werden –soweit dies von dessen eigener Leistung abhängt- pünktlich, vollständig und in höchster Qualität geliefert. Wir haben also vollkommene Selbstbestimmung der Mitarbeiter. So etwas ist möglich? Ja, ist es und dazu noch profitabel.
Der Weg?
Ich denke, dass dieser Weg beispielhaft und wirklich neu ist, weil wir an uralte Werte und Wertschätzung anknüpfen. Einfach deshalb weil wir uns nicht an Modellen anderer orientieren, sondern diesen vorhandenen aber zugewachsenen Weg neu gebahnt haben. Es ist ein guter Ansatz als Unternehmensberater selbst neue Wege zu erproben, wenn man dann anderen den neuen Weg empfiehlt.
Interessiert? Das sollten Sie sein, wenn Sie als Unternehmer zukunftssicher vorangehen wollen oder als außerordentlich begabter Mitarbeiter mit Erfahrung nach neuen Herausforderungen suchen wollen oder müssen.
Über den Autor
Christian Gold ist Eigentümer und Geschäftsführer von Time-Sharing Management GmbH (TSM). Gemeinsam mt einem Team an Experten beratet er Unternehmen zu Strategie und Organisation, Logistik und IT sowie Energie und Netzleittechnik. Die Expertise der Fachkräfte und Manager der TSM umfassen Beratung, Begleitung und Umsetzung von Aufgaben in den Bereichen M&A, Finanzierungen, Sanierung und Restrukturierung, Management-Consulting sowie Logistik und IT.
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://archiv.report.at/