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»Es ist nicht kostendeckend, geht aber in die richtige Richtung«

Foto: »Den Umsatzrückgang der ersten Monate können wir bis Jahresende auf jeden Fall wieder aufholen«, erklärt Peter Radel. Foto: »Den Umsatzrückgang der ersten Monate können wir bis Jahresende auf jeden Fall wieder aufholen«, erklärt Peter Radel.

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht der neue Geschäftsführer von Peri Österreich, Peter Radel, über seine Pläne und Ziele, unterbezahlte Dienstleistungen und was er anders als sein Vorgänger machen will. Außerdem erklärt er, warum er Lean Construction für praxistauglicher als BIM hält und was er als Geschäftsführer von Peri Griechenland über Krisenmanagement gelernt hat.

Report: Sie haben im Sommer interimistisch die Geschäftsführung von Peri Österreich übernommen. Jetzt werden Sie offiziell neuer Geschäftsführer von Peri Österreich. Wie sehen Ihre Pläne aus? Was sind die wichtigsten Ziele?

Peter Radel: Man soll sich ja nicht zu viele Ziele setzen, sondern sich auf einige wenige konzentrieren. Das wichtigste Ziel ist, die aktuelle Situation auch als Chance zu sehen. Ich war neun Jahre Geschäftsführer von Peri in Griechenland und Zypern. Da habe ich die Griechenlandkrise hautnah miterlebt und konnte auch mein Krisenmanagement verbessern. In dieser Zeit habe ich auch gelernt, dass sich eine Krise immer in den Köpfen der Menschen abspielt. Man kann Krisen heraufbeschwören und verstärken oder das genaue Gegenteil tun. Das ist sicher eine meiner Aufgaben, die aktuelle Situation nicht als Krise zu sehen. Dann werden wir auch gut durch die nächsten Monate kommen.

Report: Sie sagen, dass sich eine Krise zu einem großen Teil in den Köpfen abspielt. Heißt das, dass Peri wirtschaftlich bislang gut durch die Krise gekommen ist?

Radel: Ja, das kann man so sehen. Den Umsatzrückgang der ersten Monate können wir bis Jahresende auf jeden Fall wieder aufholen.

Report: Am österreichischen Schalungsmarkt gibt es einen dominierenden Platzhirschen. Immer wieder wird beklagt, dass der Preiskampf ruinöse Ausmaße annimmt. Wie schätzen Sie den heimischen Markt ein?

Radel: Der österreichische Markt ist auf jeden Fall herausfordernd. Von den Schalungslieferanten wird viel verlangt. Nicht nur in Sachen Materialqualität, sondern auch in Sachen Dienstleistung. Es wird eine intensive Unterstützung in der Arbeitsvorbereitung erwartet. Daran hat sich in den letzten Jahren nichts geändert. Da wurde viel an die Lieferanten ausgelagert. Diese Dienstleistung wird von uns erwartet, das ist aber auch unsere Stärke, mit der wir uns vom Mitbewerb differenzieren können.

Report: Sind die Kunden bereit, dafür zu zahlen oder wird die Dienstleistungen immer noch »mitverschenkt«?

Radel: Der Trend geht schon dahin, dass wir für die Dienstleistung auch etwas verrechnen können. Das ist zwar immer noch nicht kostendeckend, geht aber in die richtige Richtung. Die Einsicht, dass man für eine Planung und Hilfestellung auch zahlen muss, ist vorhanden. Daran haben wir in den letzten Jahren aber auch intensiv gearbeitet.

Report: Wird sich der Wettbewerb durch die Coronakrise weiter zuspitzen?

Radel: Der Wettbewerb ist jetzt schon intensiv, aber eine weitere Verschärfung sehe ich eigentlich nicht.

Report: Ein großes Thema der Bauwirtschaft ist die mangelnde oder stagnierende Produktivität. Welchen Beitrag zur Produktivitätssteigerung kann ein Schalungslieferant wie Peri leisten?

Radel: Wir haben viele innovative Produkte, mit denen wir helfen können, die Produktivität zu verbessern. Wir haben etwa mit der Skymax ein neues Deckensystem eingeführt, das genau in diese Richtung geht. Der Slogan lautet: »Mit Leichtigkeit schnell und sicher.« Da geht es um eine höhere Geschwindigkeit und eine Reduktion des Aufwands. Dafür sind Kunden auch bereit, zu zahlen.

Report: Welche Rolle spielen bei Peri Österreich Trendthemen wie BIM oder Lean Construction?

Radel: Es sind nicht mehr nur die ganz großen Unternehmen, die sich mit diesen Themen beschäftigen, sondern auch der Mittelstand. Die Themen liegen auf dem Tisch, aber der Weg dorthin wurde noch nicht gefunden. Gerade bei BIM müssen wir in Österreich unseren eigenen Weg finden. Die Lösung, die in Großbritannien funktioniert, wird man nicht auf Österreich übertragen können.

Ich persönlich bin aber der Meinung, dass Lean in der Praxis heute einen viel höheren Stellenwert hat als BIM. Viele BIM-Projekte beginnen mit digitalen Plänen, um die sich dann aber niemand kümmert und die irgendwo verkümmern. Da fehlt dann das Vertrauen in den aktuellen Status des Modells und es wird wieder auf die zuletzt freigegebenen, analogen Pläne zurückgegriffen. Für den flächendeckenden Einsatz von BIM bräuchte es mehr Manpower. Aber da ist kaum jemand bereit, dafür zu zahlen. Aber natürlich beschäftigen wir uns bei Peri sehr intensiv mit dem Thema BIM und haben auch die entsprechenden Lösungen im Angebot.

Das Thema Lean haben wir auch intern heuer verstärkt aufgegriffen und arbeiten etwa daran, unsere Abläufe im Lager und der Logistik nach Lean-Prinzipien zu optimieren. Material, das von der Baustelle zurückkommt, wird gezählt, geprüft, gereinigt und im Lager einsortiert, um neu ausgeliefert werden zu können. Eine Analyse der Ist-Situation hat ergeben, dass Abläufe verbessert werden können.

Da geht es um die Frage, wie oft ein Teil in die Hand genommen oder mit dem Stapler bewegt wird. Da haben wir ein gar nicht so kleines Verbesserungspotenzial analysiert. Eine weitere Folge ist auch, dass wir im nächsten Jahr in eine zweite Reinigungsmaschine investieren werden, um die Abläufe zu verbessern. Wir werden an vielen Schräubchen drehen und damit nicht nur Kosten sparen, sondern auch unsere Qualität erhöhen.

Report: In Deutschland sorgt Peri aktuell mit dem 3D-Druck von Wohnhäusern für Aufsehen. Ist ähnliches auch für Österreich geplant? Welches Potenzial sehen Sie im 3D-Druck?

Radel: Wir haben bewiesen, dass wir über Lösungen verfügen, die dem Praxistest standhalten. Bei Peri Österreich steht der 3D-Druck aber nicht im Fokus. Wenn aber ein Kunde kommt, dann können wir dank dem Know-how und der Unterstützung der Zentrale liefern. Man sollte diese neuen Baumethoden nicht unterschätzen, aber den ganz großen Durchbruch sehe ich kurz- und mittelfristig nicht. Langfristig könnte aber vielleicht ein gewisser Teil des Baugeschehens abgedeckt werden.

Report: Angenommen, wir würden uns in einem Jahr treffen. Was müsste passiert sein, was auf Schiene gebracht sein, damit Sie von einem erfolgreichen ersten Jahr als Geschäftsführer von Peri Österreich sprechen?

Radel: Jeder Geschäftsführer hat seinen eigenen Stil, seine eigenen Strategien und Ziele. Ich werde nicht so weitermachen wie bisher, sonst wäre ich auch fehl am Platz. Man soll und wird meine Handschrift schon erkennen. Ein ganz besonderes Anliegen ist mir, unsere Mannschaft zu stärken. Ich möchte die Mitarbeiter noch mehr in die strategischen Entscheidungen und Zielsetzungen einbinden. Ich werde sehr transparent einen Überblick geben, wo wir stehen, wo unsere Stärken sind und wo wir uns verbessern müssen.

Wie werden wir von außen wahrgenommen, von den Kunden, aber auch der Zentrale in Deutschland. Wenn es hier Klarheit für alle gibt, kann man gemeinsam an Verbesserungen arbeiten. Das habe ich in Griechenland so gemacht und werde das auch hier so machen. Ich denke, das zeichnet mich auch aus, dass ich jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin als gleich wichtig erachte.

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