Burgenland: Best Practice in Wohnbau und Regionalität
- Written by Mag. Bernd Affenzeller
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Mit einer Überarbeitung der Wohnbauförderung, der Förderung von Baulückenschließungen und Ortskernentwicklungen setzt das Burgenland erfolgreiche Schritte gegen die Zersiedelung und stärkt gleichzeitig die regionalen Strukturen. Einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung und Förderung ländlicher Strukturen liefert auch die Massivbaubranche.
Millionen Euro steckt das Burgenland jedes Jahr in die Wohnbauförderung. Doch gerade im Eigenheimbereich sind die Förderanträge und -zusagen in den letzten Jahren massiv eingebrochen. Um diesen Negativtrend zu stoppen, wurden einige »Attraktivierungsmaßnahmen gesetzt«, wie der neue Wohnbaulandesrat und in dieser Funktion Nachfolger von Ex-Landeshauptmann Hans Niessl, Heinrich Dorner, im Rahmen eines von BauMassiv veranstalteten Round Tables in Eisenstadt erklärte. Dazu zählen die Anhebung des Gehaltsobergrenze ebenso wie die Förderung von Baulückenschließungen oder Abrissförderungen. In Verbindung mit einer breit angelegten Informationskampagne konnte der Abwärtstrend gestoppt werden. »Die Anträge auf Wohnbauförderung im Eigenheimbereich haben wieder massiv angezogen und liegen jetzt um 100 Prozent über dem Vergleichzeitraum des Vorjahres«, berichtet Dorner.
Während der Eigenheimbereich in den letzten Jahren zu einem echten Wohnbauförderungs-Sorgenkind geworden ist, hat die Wohnbauförderung im mehrgeschoßigen Wohnbau ungeahnte Höhenflüge erreicht. »Wir verzeichnen seit einigen Jahren eine extrem hohe Bautätigkeit«, sagt Alfred Kollar, Generaldirektor der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft OSG. Aktuell hat die OSG 1.410 Wohnungen und Reihenhäuser in Bau, aufgrund der kleinteiligen Struktur des Burgenlandes allerdings auf 141 Baustellen verteilt. Für Kollar verfügt das Burgenland über eine der besten Wohnbauförderungen Österreichs. »Das gilt nicht nur für die Förderbedingungen, sondern auch für die Tatsache, dass es kaum Wartezeiten und keine Kontingente gibt«, so Kollar. Wenn die Voraussetzungen stimmen, wird gefördert.
Fokus Suffizienz
Heute wohnen in rund 15.000 OSG Wohnungen und Reihenhäusern mehr als 35.000 Menschen. Großen Wert legt die OSG bei ihren Projekten darauf, moderne Bauten zu schaffen, die aber auch in die Umgebung passen. Dabei spielt die Suffizienz eine entscheidende Rolle. »Mir war der Begriff in Bezug auf das Bauwesen nicht geläufig. Aber danach streben und arbeiten wir«, erklärt Kollar. Suffizienz meint das Ersetzen alter Bausubstanz durch Sanierung und Adaptierung, aber auch durch Neubau.
»Damit vermeiden wir zusätzliche Versiegelungen auf der grünen Wiese und stärken die gewachsenen Strukturen in den Ortszentren«, so Kollar, der alte Schulen und verlassene Gasthäuser aufkauft und entsprechend umgestaltet. Genau auf diese sowohl gesellschaftspolitisch als auch ökologisch sinnvollen Maßnahmen zielen die Förderung von Baulückenschließungen oder Abrissförderungen des Landes ab. »Wir beleben auch die Erdgeschoßzonen mit Büros oder Arztpraxen und führen teilweise mit Partnern die Gasthäuser fort. Damit sind wir vom Ortsrandentwickler zu einem Ortskerngestalter geworden«, ist Kollar überzeugt.
Regionale Strukturen
Die Stärkung der Regionen und ländlichen Strukturen ist auch seit jeher ein Anliegen der Massivbaubranche. »Wir sichern und fördern die Regionalität«, sagt Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie. Der durchschnittliche Transportweg vom Werk zum Kunden beträgt nur 35 km. »Damit sind wir die Nahversorger im Bauwesen«, so Pfeiler. Die Branche stärkt aber auch selbst die regionalen Strukturen. Allein im Burgenland sichern Zement, Ziegel, Beton und Putze 1.800 Arbeitsplätze und so insgesamt rund 3.540 Existenzen.
Die Hälfte der Beschäftigten kommt direkt aus der Region, das reduziert den Berufsverkehr. Das neue Wohnbaufördergesetz im Burgenland hilft laut Pfeiler, diese Regionaltät weiter zu fördern. Es brauche aber noch weitere Impulse, auch in anderen Bundesländern. »Die nachhaltigen Qualitäten unserer Baustoffe müssen in den ökologischen Kriterien der Förderung berücksichtigt werden und eine Herkunftskennzeichnung sowie die Berücksichtigung des Lebenszyklus der Baustoffe in den Förderungskriterien, das wären wichtige nächste Schritte«, fordert Pfeiler.