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Der Druck wird nicht weniger

»Wir wollen die Rentabilität des Konzerns weiter steigern. Nicht durch die Erschließung neuer Märkte, sondern durch ein noch stringenteres Risikomanagement«, sagt der neue Strabag-Chef Thomas Birtel. »Wir wollen die Rentabilität des Konzerns weiter steigern. Nicht durch die Erschließung neuer Märkte, sondern durch ein noch stringenteres Risikomanagement«, sagt der neue Strabag-Chef Thomas Birtel.

Im Report(+)PLUS-Interview spricht der neue Strabag-CEO Thomas Birtel über Haselsteiners Fussstapfen, führt aus, in welchen Märkten er das grösste Potenzial sieht und erklärt, warum die Pleite der Alpine den Margendruck nicht verringern wird.

(+) Plus: Sie haben im Juni Hans Peter Haselsteiner an der Spitze der Strabag abgelöst. Wie groß war der Druck, in die Fußstapfen dieses legendären Bauunternehmers zu treten und wie fällt Ihr Fazit nach dem ersten halben Jahr aus?

Thomas Birtel: Hans Peter Haselsteiner hat mir einen finanz- und innovationsstarken, führenden europäischen Baukonzern übergeben – von dieser Seite war der Druck durchaus auszuhalten. Außerdem bin ich schon fast 20 Jahre im Konzern und kenne meine Kolleginnen und Kollegen gut – und sie kennen mich. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass nicht nur die Strabagianer, sondern auch unser Umfeld den Wechsel an der Konzernspitze als reibungslos empfindet.

(+) Plus: Beim Börsegang 2007 wurde als Ziel ausgegeben, die Strabag solle das größte Bauunternehmen Europas werden. Das ist bislang nicht gelungen. Worauf führen Sie das zurück?

Birtel: Wir haben uns im Ranking der größten europäischen Baukonzerne zwar seit dem Börsegang vorgearbeitet und sind inzwischen tatsächlich, gemessen an unserem Auslandsanteil, der größte Baukonzern Europas geworden. Bei der Zielsetzung von 2007 stand aber die absolute Größe und dies im Blick auf die künftige Rolle des russischen Infrastrukturmarktes im Visier. Diese Perspektive hat sich nicht realisieren lassen.

(+) Plus: Bleibt das Ziel, das größte Bauunternehmen Europas zu werden, auch unter Ihrer Führung aufrecht?

Birtel: Ja, das Ziel bleibt aufrecht. Wir werden aber unsere Führungsrolle künftig an weiteren Kriterien festmachen, wie etwa der Finanzstärke des Konzerns und seiner Innovationskraft.

(+) Plus: Welche anderen Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?

Birtel: Wir arbeiten daran, die Rentabilität des Konzerns, auch bei stagnierenden Märkten, zu steigern. Dies wird weniger durch eine grundsätzlich neue strategische Ausrichtung wie etwa neue Märkte als vielmehr durch ein noch stringenteres Risikomanagement gelingen.

(+) Plus: 2013 wurde überschattet von der Alpine-Pleite. Welche Auswirkungen hat es auf die Strabag, wenn die Nummer zwei am Markt plötzlich nicht mehr da ist?

Birtel: Aus heutiger Sicht rechnen wir nicht mit einer Verringerung des Margendrucks im Verkehrswegebau und in den Bundesländern. Besonders betroffen sind dabei Oberösterreich und Kärnten. Wir gehen weiterhin von einem hohen Preiswettbewerb in der österreichischen Baubranche aus. Im Übrigen hat der Heimatmarkt Österreich für uns ein zwar großes, aber nicht dominantes Gewicht.

(+) Plus: Sind in den nächsten Jahren in Europa weitere Großpleiten à la Alpine zu befürchten?

Birtel: Das sehe ich nicht. Allerdings zeigen etwa die Erfahrungen in Polen in den letzten beiden Jahren, wie unvermittelt die ganze Branche in einem Land in die Krise geraten kann.

(+) Plus: Wie geht es der Strabag in Österreich?

Birtel: In Österreich haben wir im Hochbau derzeit sehr gut zu tun, besonders im Großraum Wien. Aber wie gesagt gehen wir nicht davon aus, dass der Marktaustritt der Alpine zu einer Erleichterung des Wettbewerbsdrucks führen wird.

(+) Plus: Mit welchen nationalen und internationalen Entwicklungen rechnen Sie in den nächsten zwei Jahren?

Birtel: Unsere Bücher sind mit einem Auftragsbestand von 14 Milliarden Euro sehr gut gefüllt. Besonders im deutschen Hochbau konnten wir uns über einige neue Großaufträge freuen. Hier dürften sich jedoch auch der Verkehrswegebau und das Baustoffgeschäft zu erholen beginnen. Die Entwicklung in unserem Heimatmarkt Österreich sehen wir, wenn auch regional unterschiedlich, positiv und rechnen mit einem geringen Aufschwung. In Ballungszentren wie Wien prognostizieren wir ein Wachstum von 2–3 %; in den Bundesländern sehen wir dies nicht so stark. In Polen, wo nach dem Ende des Booms rund um die Fußballeuropameisterschaft der größte Rückgang bei der Leistung zu verzeichnen war, treten erste Anzeichen einer leichten Verbesserung des Klimas im Bausektor zutage: So sind über 700 km Schnellstraßen zwischen 2014 und 2020 in Polen zur Realisierung vorgesehen.

In Süd- und Osteuropa haben wir im Jahr 2013 einige Infrastrukturgroßaufträge gewonnen, wie einen Autobahnabschnitt in Bosnien. Außerhalb Europas haben wir speziell im arabischen Raum gepunktet. Dort haben wir Großaufträge im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erhalten, wie etwa zwei Straßenprojekte im Oman und das Projekt zum Bau eines LNG-Tanks im Sultanat Brunei. Auch in Skandinavien sehen wir in den kommenden Jahren noch weiteres Potenzial. Das Gleiche gilt für einige Länder Südamerikas, wie etwa Chile, wo wir seit Jahrzehnten im Mining-Geschäft aktiv sind.

Last modified onDonnerstag, 14 August 2014 11:23
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