"Mehr Innovation am Bau würde nicht schaden
- Written by Mag. Bernd Affenzeller
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Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklärt Erwin Platzer, Geschäftsführer Meva Österreich, was er von BIM hält, welche Rolle Meva in Zukunft spielen kann und dass die niedrigen Margen der Branche mitunter hausgemacht sind.
Report: Der Wirtschaft geht es aktuell gut, auch in der Bauwirtschaft ist die Stimmung laut Wifo-Experten »historisch gut«. Die Schalungshersteller klagen dennoch über niedrige Preise und schlechte Margen. Geht es der Schalungsindustrie nicht gut?
Erwin Platzer: Die Auslastung ist sehr gut, aber die Preise sind leider tatsächlich sehr bescheiden. Da wird es dem Mitbewerb nicht anders gehen, denn die Preise auf den Baustellen sind so, wie wir sie alle machen. Für mein Unternehmen kann ich sagen, dass wir in Österreich die schlechtesten Preise von ganz Europa haben. Das ist ein österreichisches Phänomen. Die Baupreise waren immer schon sehr tief, die schlechten Margen beginnen ja schon bei der Bauindustrie, der es nicht gelingt, höhere Preise zu erzielen. Das hat vorrangig damit zu tun, dass der aktuelle Bauboom zu einem großen Teil im Wohnbau stattfindet, und hier vor allem im geförderten Wohnbau.
Die im Rahmen der Wohnbauförderung festgelegten maximalen Errichtungskosten wurden seit 20 Jahren nicht einmal inflationsbereinigt und sind sehr knapp bemessen. Die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften bauen aber fast ausschließlich mit Wohnbauförderung, dem muss sich die Bauindustrie beugen. Und die gibt den Druck weiter an die Lieferanten.
Jeder der fünf Anbieter am Markt in Österreich ist für sich selbst verantwortlich, vernünftige Preise zu erzielen. Meva Österreich sucht hier seine Nischen sehr bewusst um selektive Projekte anzugehen bei denen Mehrwerte eine Rolle spielen.
Report: Höhere Margen lassen sich nur mit Sonderlösungen, verstärkten Dienstleistungen oder günstigere Produktionskosten erzielen. Welche Strategie verfolgen Sie mit Meva?
Platzer: Man muss in allen Bereichen etwas machen. Aber mit den Produktionskosten tu ich mir schwer, weil produziert wird bei uns nur in Deutschland. Aber natürlich versuche ich, die Logistikkosten so gering wie möglich zu halten. Und wir müssen aufhören, die Dienstleistung zu verschenken. Das Problem ist, dass viele Dienstleistungen, die wir im Angebot ausweisen, in Angeboten einiger Marktteilnehmer nicht einmal erwähnt werden, wie beispielsweise bei Nebenleistungen, wie der technischen Bearbeitung, die immer aufwändiger wird, der Schalungshersteller entsprechende Ingenieurressourcen vorhalten muss, deren Kosten entsprechend zu berücksichtigen sind.
Report: Wenn Sie diese Dienstleistungen einpreisen, sind Sie auf Preisebene vermutlich nicht konkurrenzfähig.
Platzer: Auf der reinen Preisebene nicht. Aber wir wissen, dass wir in der Dienstleistung sehr gut sind. Wir sind ein Nischenanbieter und wir haben das bessere Produkt. Das bessere Produkt lässt sich im Verkauf gut argumentieren, in der Miete ist dies oft schwer zu argumentieren. Denn kaum ein Bauunternehmen stellt die Schalung selbst auf. Das wird an Subunternehmen vergeben und nach Quadratmeter verrechnet. Da spielt es dann keine Rolle, ob eine Schalung schneller und einfacher aufzustellen ist. Was sich sehr wohl verkaufen lässt, ist Planerstellung, technische Unterstützung vor Ort und Sonderschalungen. Was man ebenfalls verrechnen kann, ist die direkte Dienstleistung an der Schalung, die nach der Miete zurückkommt: Reinigung und Reparatur.
Report: Sie haben schon erwähnt, dass die Auslastung der Unternehmen aktuell sehr gut ist, die Lieferzeiten werden länger. Denkt man bei Meva daran, die Produktion zu erhöhen und etwa auch den Mietpark aufzustocken?
Platzer: Meva hat in den letzten beiden Jahren massiv in den Mietpark investiert, weitere Zuführungen wären, so glaube ich, keine gute Idee, denn irgendwann ist der Boom auch wieder vorbei und dann würden die Überkapazitäten wieder zu einem enormen Preisverfall führen. Allerdings haben wir jetzt mit dem Problem zu kämpfen, dass Schalungen nach Projektende teilweise nicht zurückgebracht werden, weil der Kunde fürchtet, für die nächste Baustelle keine mehr zu bekommen. Das erschwert unsere Forecastplanung entsprechend.
Report: Sehen Sie eine Erholung der Margen?
Platzer: Derzeit nur sehr schwach.Der Bauboom wird vielleicht noch ein, zwei Jahre dauern. Und auch wenn es uns nächstes Jahr gelingt, die Preise etwas zu erhöhen, sind wir immer noch lange nicht dort, wo wir einmal waren. Zum Glück sind wir aber auch vom preislichen Tiefpunkt im Jahr 2015 ein Stück weit entfernt.
Report: Ihr Vorgänger Gerhard Wagner hat noch im März im Interview gegenüber dem Bau & Immobilien Report gesagt, dass die Investitionsbereitschaft steigt und ein verstärkter Trend in Richtung Kauf spürbar ist. Ähnlich wurde die Situation von Doka, Peri und Ringer gesehen. Ist tatsächlich eine Trendumkehr spürbar?
Platzer: Das muss man sehr differenziert betrachten. Große Unternehmen tendieren nach wie vor zur Miete, aber die Baumeister kaufen wieder verstärkt Schalung, weil sie damit deutlich flexibler sind.
Report: Wo steht Meva in Sachen BIM?
Platzer: Wir sind die einzigen in Österreich die bereits jetzt ausschließlich in 3D planen. Mit dem Thema BIM beschäftigt sich eine eigene Abteilung in der Zentrale in Deutschland. Ob wir wollen oder nicht, können wir uns dem Thema nicht verschließen, sondern versuchen uns hier positiv zu differenzieren. Wir arbeiten bereits in mehreren Ländern erfolgreich zusammen mit wichtigen Bestandskunden, um über gemeinsame BIM Planungen sehr früh am Bau beteiligt zu werden. Wir sind überzeugt, hier strategische Vorteile zu erzielen, wenn wir es richtig machen.
Report: Doka, Peri und Hünnebeck haben Ende letzten Jahres einen neuen Verein für Leistungstransparenz bei Betonschalungen gegründet. Meva ist nicht mit Bord. Was spricht gegen eine Mitgliedschaft?
Platzer: Einen ähnlichen Verband gibt es in Deutschland schon lange. Meva war sogar einer der Mitbegründer. Für Österreich steht eine endgültige Entscheidung noch aus.
Report: Sie sind seit rund einem halben Jahr Geschäftsführer von Meva. Womit waren Sie in dieser Zeit hauptsächlich beschäftigt?
Platzer: Meine Hauptaufgabe war, das Unternehmen neu zu ordnen. Die interne Organisation und Auftragsabwicklung waren verbesserungswürdig. Mit einer besseren Organisation und Auftragsabwicklung werden auch die Logistikkosten sinken, das wird sich vor allem im nächsten Jahr bemerkbar machen. Im Projektmietgeschäft gehen wir nunmehr sehr bedacht und selektiv vor.
Report: Mit welcher Umsatzentwicklung rechnen Sie für das laufende Jahr? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Platzer: Wir werden kein signifikantes Umsatzwachstum anstreben. Unser Ziel ist aber auch nicht unbedingt ein großes Umsatzwachstum, sondern vielmehr wollen wir das Ergebnis verbessern.