Lichtzukunft
- Written by Mag. Bernd Affenzeller
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Rudolf Koch, Geschäftsführer von Philips Lighting Österreich, über die Rolle von LEDs im Smart Building und Lösungen, die heute nach Science-Fiction klingen, bald aber nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken sein werden.
Report: Auf der Weltleitmesse Light & Building in Frankfurt war das Thema LED allgegenwärtig. Welchen Stellenwert hat die LED-Technologie heute in der Praxis?
Rudolf Koch: Die Nachfrage nach energieeffizienter Beleuchtung wird immer größer. Deshalb steigt der Stellenwert von LED konstant an. Bei Philips sind LEDs derzeit für rund 30 Prozent des Umsatzes im Lichtsegment verantwortlich, bis 2020 rechnen wir mit etwa 80 Prozent.
Report: Spricht man über die Zukunft von Immobilien, ist immer öfter die Rede vom intelligenten Gebäude. Welche Rolle spielen Lichtlösungen im Smart Building?
Koch: Die Digitalisierung und Vernetzung des Lichts bringen auch hier neue Möglichkeiten und Chancen im Bereich der Steuerungs- und Gebäudetechnik. Als Teil eines Smart Buildings kommt der LED-Beleuchtung und ihrer Steuerung eine wichtige Bedeutung zu. Licht- und Gebäudetechnik werden miteinander kombiniert, um Energie zu sparen und Nutzern mehr Komfort zu ermöglichen und die Flexibilität zu erhöhen.
Report: Auf welche Hindernisse stoßen Sie seitens der Bauherren und Bauträger?
Koch: Geringe Anschaffungskosten sind natürlich ein wichtiges Kriterium für Bauherren und Bauträger. Doch der Trend geht zunehmend in Richtung nachhaltige und zertifizierte Objekte. Ich bin überzeugt, dass dadurch auch das Bewusstsein für nachhaltige Beleuchtung immer größer wird. Zertifizierte, nachhaltige Immobilien erzielen einen Mehrwert sowohl bei der Immobilienbewertung als auch zu Marketingzwecken. Und bei Philips sind wir überzeugt, dass nachhaltige Beleuchtung niedrige Bewirtschaftungskosten bringt und langfristig einen höheren Wert der Immobilie darstellt.
Report: Wie hoch schätzen Sie die Einsparpotenziale, die sich in Immobilien mit neuen Lichtlösungen erzielen lassen?
Koch: Hier muss man klar zwischen Sanierungen und Neubau unterscheiden. Ein großes Potenzial sehen wir in der Sanierung von Industrieanlagen, wo ein Großteil der Beleuchtungsanlagen zehn oder 15 Jahre alt sind. Hier kann man mit der Umrüstung auf LED bis zu 80 Prozent Energie einsparen.
Report: Mit Office Connected wollen Sie mit vernetzter Bürobeleuchtung »ein nachhaltiges und motivierendes« Arbeitsumfeld schaffen. Werden Gebäude damit nicht nur intelligent, sondern auch unnötig kompliziert?
Koch: Unsere Connected-Lighting-Systeme machen Beleuchtung intelligent, sind aber gleichzeitig so einfach für den Anwender, dass es hier keine Berührungshemmnisse gibt. Wir erarbeiten all unsere Konzepte gemeinsam mit Partnern und Kunden und dabei steht ganz klar die Nutzerfreundlichkeit im Vordergrund. Wir können uns heute auch ein Leben ohne Internet oder Smartphones gar nicht mehr vorstellen. Das gilt morgen genauso für die Automatisierung in Räumen und Gebäuden. Die Transformation von analogem zu digitalem Licht entspricht dem Wandel der Zeit, die Technologie ist da und die Zeit reif.
Report: Auch für den öffentlichen Bereich haben Sie intelligente Lichtlösungen etwa für die Straßen-, Fuß- und Radwegbeleuchtung im Angebot. Die höheren Investitionskosten wirken für viele Städte und Gemeinden aber abschreckend. Nach welchem Zeitraum amortisieren sich die Anfangskosten? Und welchen zusätzlichen Mehrwert können Sie bieten?
Koch: Gerade in der Straßenbeleuchtung findet man oft Anlagen vor, die 25 oder 30 Jahre alt sind und dementsprechend ist auch die Technologie veraltet. Eine Umrüstung einer solchen Anlage auf LED amortisiert sich im Schnitt in wenigen Jahren. Üblicherweise sind diese Anlagen etwa 35 Jahre lang in Betrieb. In dieser Zeit muss eine LED ein bis zwei Mal getauscht werden, hingegen müssen herkömmliche Lampen alle vier Jahre gewechselt werden.
Zu den Vorteilen der LED-Technologie zählen hohe Effizienz, eine lange Lebensdauer, niedrige Wartungskosten und vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. LED kann im Vergleich zu herkömmlichen Lichtquellen Ressourcen schonen. Da weltweit mehr als 20 Prozent des Stromverbrauchs für Beleuchtung verwendet werden, dürften sparsame und intelligent gesteuerte Lösungen hier nennenswerte Effekte erzielen.
Report: Viele Lichtlösungen, die im Rahmen der Light & Building in Frankfurt präsentiert wurden, klingen aus heutiger Sicht fast wie Science-Fiction. Welche dieser Zukunftslösungen werden aus Ihrer Sicht kurz- und mittelfristig den Weg in unseren Alltag finden?
Koch: Viele unserer auf der Light & Building gezeigten Lösungen klingen noch wie eine Zukunftsvision, aber wir haben für alle gezeigten Lösungen bereits Referenzanlagen, wie etwa die Lösung für das intelligente Bürogebäude. Die erste Installation dieses Systems erfolgte von OVG Real Estate für Deloitte in Amsterdam, wo bereits 6000 Leuchten ausgetauscht wurden. Damit lassen sich bis zu 70 Prozent der CO2-Emissionen eines Gebäudes einsparen.
Das Navigationssystem per Licht, das »Indoor Positioning«, befindet sich noch in der Konzeptphase. Aber auch hier gibt es bereits ein Pilotprojekt in einem Museum in Holland. Auch die intelligente Straßenbeleuchtung »City Touch 2.0« kommt heuer noch in der Gemeinde Oberwart zum Einsatz. Sie sehen also, diese neuen Konzepte sind nicht mehr nur Zukunftsmusik, sondern bereits jetzt im Einsatz.
Report: Philips Austria ist Ende 2013 in das neue Headquarter im Office Park Euro Plaza übersiedelt. Welche Lichtlösungen kommen dabei zum Einsatz?
Koch: Der Büroplanung des neuen Hauptquartiers von Philips Austria liegt das unternehmensweite Konzept der Arbeitsplatzstrategie Work Place Innovation (WPI) zugrunde. Damit hat sich nicht nur der Ort, an dem wir arbeiten, geändert, sondern die Art, wie wir jetzt und in Zukunft arbeiten, ist deutlich anders. Flexibel, in ständiger Kommunikation mit unseren Kunden und untereinander sowie in einer inspirierenden Umgebung, in der wir die innovativste Technologie einsetzen. Das Konzept beinhaltet die technische Ausstattung des Arbeitsplatzes, die Gestaltung einer inspirierenden Arbeitsumgebung und das Wegfallen von Kleinbüros hin zu neuen flexiblen Raumkonzepten. Deshalb haben wir unser neues Zuhause zu 100 Prozent mit LEDs ausgestattet, kombiniert mit Präsenzmeldern und tageslichtabhängiger Steuerung. Die Beleuchtung lässt sich auf vielfältige Weise individuell anpassen. In einem Teil der Besprechungsräume sorgt auf Wunsch farbiges Licht für Atmosphäre, in manchen Räumen kann die Farbtemperatur des weißen Lichts zwischen kalt und warm variiert werden, um so entweder eine anregende oder entspannende Lichtstimmung zu schaffen.