Wetten auf Wettbewerb
- Written by Redaktion_Report
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Weil für ihn Gewinne nicht per se böse sind, bringt Mitterlehner eine neue Idee in den Diskurs: »Ein Kodex für Gewinnverwendung wäre eine Idee«, glaubt er. Werden Gewinne in neue Kraftwerke gesteckt, sei das okay, weil damit ja mehr Energie verfügbar werde, was den Preis niedrig halte. Eher wenig Verständnis hat Mitterlehner dafür, dass EVU ihr Geld in Wasser- und Abwasserprojekte pumpen. Insgesamt glaubt er jedoch daran, dass weitere Privatisierungen eine Belebung des Marktes und sinkende Preise bringen könnten.
Dass Wettbewerb auch funktionieren kann, wenn die am Markt tätigen Unternehmen mehrheitlich im Eigentum der öffentlichen Hand stehen, belegt für Haas das Beispiel Norwegen. »Das zeigt, dass öffentliche Unternehmen effizient wirtschaften und kein Unterschied zu Privaten besteht«, glaubt er.
Als »Unsinn« bezeichnet der im Publikum anwesende Johannes Sereinig die gänzliche Ablehnung von Privatisierung. »Wir sind ein sehr kleines Land mit sehr kleinen Unternehmen«, gibt er zu bedenken. Sereinig glaubt, dass die Art der Regulierung letztlich entscheidet, ob ein Markt funktioniert oder nicht. Bekanntlich wird derzeit in Brüssel das totale Unbundling, also die eigentumsrechtliche Trennung zwischen Netzbetreiber und Energieerzeuger, überlegt. Das würde die heimischen EVU hart treffen, wo sie laut E-Control doch schon die gesellschaftsrechtliche Trennung nur partiell umgesetzt haben. Der Verbund hat diese Chance längst gewittert und bittet schon ziemlich offen zum Verhandlungstisch. Das sei gescheiter als die österreichische Stromlösung, schickte Verbund-Chef Hans Haider kürzlich einen Gruß aus Italien, wo er gerade ein Kraftwerk eröffnete. Was die Gewinne der OMV selbst betrifft, hat Ruttensdorfer ein reines Gewissen. Von den 700 Millionen, die 2005 nach Steuern blieben, wurden zwanzig Prozent an die Aktionäre ausgeschüttet, der Rest investiert. In Raffinerien, in Pipelines und in die Förderung von neuem öl - kurzum, um die Versorgung zu sichern. Was den ölpreis der Zukunft betrifft, ist Ruttensdorfer zuversichtlich. Derzeit seien 360 große Entwicklungsprojekte im Laufen. Die Förderung werde von 85 Millionen Fass pro Tag auf hundert Millionen gesteigert. »In vier Jahren haben wir deutliche Reservekapazität, da der Verbrauch nicht so drastisch steigt«, glaubt er. »Reiner Zweckoptimismus, weil sie Angst haben vor einem Nachfragerückgang«, kontert Mitterlehner launisch.