Zukunftsmarkt Asien
- Written by Redaktion_Report
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Die Verhandlungen zogen sich über Monate hin. Jede Einzelheit wurde endlos diskutiert. Mehrere Reisen nach Shanghai, bei denen die chinesischen Gastgeber mit großzügigen Geschenken bedacht wurden und man unzählige Stunden bei üppigem Essen verbrachte, machten eine Gegeneinladung nach österreich unumgänglich. Die Chinesen reisten mit einer 25-köpfigen Delegation an. Der auf zehn Tage anberaumte Aufenthalt mit Werksbesichtigungen bei anderen Kunden und mehrstündigen Restaurantbesuchen zweimal täglich geriet zum logistisch durchgeplanten Staatsakt und brachte den österreichischen Holztechnikspezialisten, der den Auftrag wie einen Bissen Brot brauchte, an den Rand des Ruins.
Als man schließlich auf Abschluss des Joint Ventures zur Errichtung einer Möbelfabrik in Shanghai drängte, zogen sich die chinesischen Verhandlungspartner merklich verstimmt zurück: So vorschnell würden sie keinesfalls zustimmen und überhaupt wäre doch noch nicht alles besprochen. »Wir hatten jahrelang erfolgreich in Russland Geschäfte gemacht. Chinesen seien ähnlich zu packen, dachten wir«, erzählt der technische Leiter der damaligen Verhandlungsgruppe. Stutzig machte ihn die Beharrlichkeit, mit der kleinste Details über jede einzelne Maschine gefordert wurden. »Später sahen wir dann unsere Maschinen, exakt nachgebaut, nur mit anderer Lackierung, in chinesischen Prospekten.«