Das Jahr 2005 ist alleiniger Rekordhalter. Seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen wurden noch nie mehr als die 28 tropischen Stürme, von denen 15 Hurrikanstärken erreichten, registriert. Das Folgejahr konnte lediglich mit neun tropischen Stürmen, von denen fünf als Hurrikan klassifiziert wurden, aufwarten. Schuld daran soll der Temperaturunterschied zwischen dem tropischen Nordatlantik und dem tropischen Indischen und Pazifischen Ozean sein.Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Meereswissenschaften in Kiel unter der Leitung von Mojib Latif. Demnach kontrolliert der Temperaturunterschied die so genannte vertikale Windscherung, darunter versteht man die änderung des Windes mit der Höhe. Diese vertikale Windscherung ist ein wichtiger Parameter für die Entstehung tropischer Wirbelstürme. Eine schwache Windscherung begünstigt die Entstehung von Hurrikanen, während eine starke Windscherung ihre Entwicklung behindert. In den vergangenen Jahren hat nun eine stärkere Erwärmung des tropischen Nordatlantiks im Vergleich zum Indo-Pazifik zu einer Verringerung der Windscherung über dem tropischen Nordatlantik geführt. Dies erleichterte die Bildung von tropischen Wirbelstürmen und führte zu einer überdurchschnittlichen Anzahl. Im Jahr 2006 war diese Temperaturdifferenz zwischen dem tropischen Nordatlantik und dem Indo-Pazifik infolge eines El Nino Ereignisses, einer Erwärmung des äquatorialen Pazifik, deutlich reduziert. Damit wurde die vertikale Windscherung über dem tropischen Nordatlantik verstärkt, wodurch sich laut Studie die geringe Zahl tropischer Stürme im Atlantik im letzten Jahr erklären lässt. Diese Erkenntnis soll helfen, die Vorhersage der Hurrikansaison deutlich zu verbessern. "Damit können wir sehr viel verlässlicher als bisher schon im Frühsommer prognostizieren, ob es viele oder wenige Hurrikane geben wird", erklärt Latif. Die Prognose von Entstehung und Zugbahn einzelner Hurrikane ist mit diesem Instrument aber nicht möglich, das bleibt der Wettervorhersage überlassen.Auch für kontroversielle Debatten liefert die Studie Material. Latif will aus den Studienergebnissen herauslesen, dass die große Anzahl von Hurrikanen im Jahr 2005 nicht auf den globalen Klimawandel zurückgeführt werden kann. Latif ist überzeugt, dass durch den Anstieg der Meeresoberflächentemperaturen infolge der globalen Erwärmung zwar ein häufigeres Auftreten sehr starker Hurrikane zu erwarten ist, die Anzahl an tropischen Wirbelstürmen aber nicht unbedingt steigen müsse. Schließlich sei 2005 hinsichtlich der Anzahl tropischer Wirbelstürme weltweit lediglich ein durchschnittliches Jahr gewesen.