Report: Die IT-Branche ist im letzten Jahr eingebrochen. Wie soll es da weitergehen?
Zelles: Der Markt ist sicherlich schwieriger geworden, Mitbewerber verschwinden vom Markt. Da ist es wichtig, eine gute Kapitaldecke zu haben. Eine schwierige Phase hat in der Regel zur Folge, dass die Stärkeren stärker werden. Wir gehen davon aus, dass wir im CAD-Bereich wachsen. Interessant ist, dass der schwierigste Bereich, der Baubereich, das größte Wachstum hat.
Wo setzen Sie für die Zukunft Schwerpunkte im CAD-Bereich?
Z: Das Wichtigste ist die Prozesskette. Was wir erreichen wollen, ist, dass unsere Anwender, bevor sie was aufs Papier malen, das gleich digital machen. In nachgelagerten Prozessen müssen sie dann nicht mehr mit dem Plan vor Ort gehen, sondern haben die Daten auf mobilen Geräten dabei.
Best: Wir wollen die Software und den Markt so vorbereiten, dass die Anwender mit Datenbanken von der Entwurfssoftware bis zur Datenverwaltung arbeiten, so dass sie Zeit und Kosten sparen.
Werden Sie Schnittstellen weiter entwickeln, beispielsweise vom Architectural Desktop zu Statikprogrammen?
B: Wir haben Partner, die diese spezielle Software anbieten. Man sollte nicht den Anspruch haben, alles abzudecken. Bereiche wie Facility Management sind so schwierig, dass Autodesk sich zurücknimmt. Wir bieten eine Plattform zwischen Herstellern und Kunden, auch wenn wir nicht der direkte Hersteller sind. Am Ende wollen wir aber die Software natürlich verkaufen.
Z: Wir sind in 180 Ländern vertreten. Im schlimmsten Fall haben Sie 180 nationale Standards. Wir bieten das gemeinsame Vielfache an und kooperieren mit Partnern, die lokale Standards einbauen.
Die neue Version des Architectural Desktop setzt verstärkt auf Dreidimensionalität. Manche Praktiker orten einen Trend zurück zu 2D, weil die Datenmenge bei der Benutzung von Serverplattformen Probleme macht.
B: Man kann den Architekten nicht dazu bringen, komplett in 3D zu arbeiten. Er soll selber entscheiden, wann er in die 3D-Ebene kommt.
Z: Sie können ja zweidimensional arbeiten, im Hintergrund entsteht das 3D-Modell. Es wäre ungeschickt, das nicht zu machen. Die Datenmenge ist nicht das Problem.
Umfragen unter österreichischen Architekten und Ingenieuren zeigen, dass der Anteil von Autodesk im Vergleich zu anderen CAD-Programmen kontinuierlich sinkt, von 43 Prozent 1999 auf 37 Prozent heuer.
B: Diese Zahlen wundern mich, diese Studien würde ich gerne mal hinterfragen.
Z: Wir sind ja börsennotiert und müssen unsere Umsätze veröffentlichen. Wir haben von 1999 bis 2001 in Deutschland-österreich-Schweiz 11.000 Lizenzen verkauft. Die müssen ja irgendwo sein!
B: Wir betreiben intern Marktforschung. Von unseren Partnern kommen Rückmeldungen, dass die Kunden recht zufrieden sind.
Glauben Sie, dass Ihre Programme optimal sind?
B: Optimale Programme gibt es nicht. Es gibt bestimmt Programme, die einfacher zu lernen sind. Unsere sind anspruchsvoll, die kann man nicht in zwei Tagen erlernen.
Wo sehen Sie noch Potential für Entwicklungen?
Z: In der Integration in Prozesse, damit alle auf die Daten zugreifen und sie weiterbenutzen können.
B: Wir haben ja das Zeitalter des digitalen Datenaustausches erreicht. Der Architekt ist nicht mehr der Schöpfer eines Hauses, der oben thront und seine Papierpläne an andere weitergibt, die damit zurecht kommen müssen, sondern er ist ein Teil der Prozesskette, genauso wie der Haustechniker. Die Software kann eigentlich schon fast alles abdecken. Tolle Funktionalitäten muss man nicht mehr erfinden....
Z: ...Das hat man wahrscheinlich vor zehn Jahren auch gesagt!
B: ...Na ja, es gibt schon noch einiges, was man verbessern kann. Aber wir sagen, wir machen nicht mehr nur CAD, die noch eine Funktion mehr hat, sondern wir fangen an, in der Prozesskette zu denken. Zuerst mal hieß CAD, wir nehmen dem Architekten den Stift aus der Hand und geben ihm die Maus, und er zeichnet dort mit denselben Gedanken weiter, die er auf dem Tisch hatte. Unsere Generalrichtung ist heute, zusammen mit Partnern ein Haus zu bilden, wo wir Daten fließen lassen bis zur letzten Verwaltung.
Z: Manches wissen wir ja noch gar nicht. Seit dem 11. September ist ja das Thema Sicherheit so wichtig. Planungsdaten werden plötzlich in einem Zusammenhang genutzt, über den sich vorher niemand Gedanken gemacht hätte, beispielsweise für Sicherheitsbehörden.
Sie stellen österreichischen HTLs kostenlos Software zur Verfügung, dafür dürfen sie keine andere verwenden. Welche Strategie verfolgen sie damit?
Z: Wir tun viel für Schüler und Studenten. Wenn jemand jung ist und mit einer Software arbeitet und aufwächst....
Dann bleibt er dabei?
Z: Das könnte ein Nebeneffekt sein, den sehen wir aber gar nicht. Uns ist wichtig, dass zukünftige Architekten in der Lage sind, damit umzugehen. Dadurch kommen auch wir weiter, weil sie auf andere Nutzungsideen kommen. Der andere Aspekt ist, den Staat zu unterstützen, weil da die Mittel nicht in dem Ausmaß vorhanden sind. Das ist ein Geben und Nehmen.
B: Natürlich hat man die Hoffnung, dass ein Student, der mit der Studentenversion arbeitet, irgendwann die Vollversion kauft. Wenn sich so ein Prozess nicht bezahlt macht, würde kein Mensch eine solche Kooperation eingehen.
Roland Zelles (36), diplomierter Vermesser, ist Area Sales Director für Autodesk Deutschland/ österreich/ Schweiz sowie Vertriebsleiter.
Britta Brest, Architektin, ist Product Manager für den Bereich AEC (Architecture, Engineering, Construction).