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Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte

\"E.Ein Gastkommentar von Ewald Nowotny, Gouverneur, Oesterreichische Nationalbank.

 

Der Aufholprozess in Zentral-, Ost- und Südosteuropa gewinnt wieder an Fahrt und bringt damit weiter positive Impulse für die österreichische Wirtschaft.


Die letzten 15 Jahre waren für die österreichische Wirtschaft insgesamt gesehen eine Erfolgsgeschichte. Zwei Entwicklungen waren dafür besonders ausschlaggebend: Durch den Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 war Österreich auf einen Schlag von der Peripherie des damaligen Westens direkt ins Zentrum des »neuen« Europas gerückt. Österreichische Unternehmen erkannten schnell die Chancen offener Grenzen und neuer Geschäftsmöglichkeiten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa und verstärkten die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen in die bald dynamisch wachsende Region. Der EU-Beitritt Österreichs 1995 löste einen abermaligen Internationalisierungsschub aus, welcher durch die Übernahme des Euro 1999 noch einmal verstärkt wurde.

Ausrichtung nach Osten

Österreich profitierte somit besonders von der fortschreitenden europäischen Integration. Studien zeigen, dass Österreichs EU- und Euroraum-Beitritt  zusammen mit der Osterweiterung der Europäischen Union einen zusätzlichen Wachstumsschub von 0,5 bis 1 Prozent pro Jahr für die österreichische Wirtschaft bewirkt haben. Nach diesen Berechnungen wurden dadurch bis 2006 zwischen 100.000 und 150.000 neue Jobs geschaffen. Darüber hinaus kam es zu einer Aktivierung der österreichischen Leistungsbilanz und einer deutlich stärkeren internationalen Ausrichtung der österreichischen Wirtschaft. So hat sich beispielsweise der Bestand an österreichischen Direktinvestitionen im Ausland im Zeitraum von 1990 bis 2009 um das Dreißigfache erhöht. Auch die österreichischen Banken spielten in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Mit namhaften Marktanteilen wurden sie zu wichtigen Akteuren in Zentral-, Ost- und Südosteuropa. Heute entfallen rund ein Viertel der Aktiva des österreichischen Bankensektors und fast die Hälfte des Vorsteuerprofits auf das Osteuropageschäft.

Die weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre gingen auch an der österreichischen Wirtschaft nicht spurlos vorüber. Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich Österreich aufgrund einer umsichtigen nationalen und europäischen Wirtschaftspolitik vergleichsweise rasch von der Krise erholt und wird laut Prognosen in den nächsten beiden Jahren schneller wachsen als der Euroraum insgesamt. Die konsequente Ausrichtung an den dynamischen Märkten Osteuropas trägt neben der günstigen Entwicklung in Deutschland substanziell dazu bei. Obwohl Zentral-, Ost- und Südosteuropa schwer von der Krise getroffen wurden, erwiesen sich Befürchtungen bezüglich eines wirtschaftlichen Kollapses als unbegründet, nicht zuletzt auch wegen der Unterstützung der Region durch die EU und die internationalen Finanzinstitutionen. Trotz einer gewissen Heterogenität sind inzwischen viele Länder der Region in vergleichsweise kurzer Zeit auf einen wirtschaftlichen Expansionspfad zurückgekehrt, einige wenige – wie etwa Polen – schlitterten erst gar nicht in die Rezession. Die außenwirtschaftlichen Positionen der Länder Osteuropas haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. Eine engagierte Fortsetzung der angelaufenen Konsolidierungs- und Reformmaßnahmen im Fiskalbereich und im Finanzsektor ist nun ein Gebot der Stunde, um die Nachhaltigkeit des Erholungsprozesses in der Region weiter zu stärken.

Wachstum über EU-Schnitt

Vor diesem Hintergrund werden sich die Wachstumsraten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa laut aktuellen Prognosen im regionalen Durchschnitt mittelfristig wieder bei rund vier Prozent pro Jahr einpendeln. Damit wird das Wachstum zwar nicht ganz an die Rekordwerte vor Ausbruch der Krise he­ranreichen, aber trotzdem um rund zwei Prozentpunkte höher als im Euroraum liegen. Damit setzt die Region ihren Aufholprozess gegenüber Westeuropa fort und bleibt ein attraktiver und wichtiger Wachstumsmarkt für österreichische Unternehmen.

Österreichs Strategie einer umfassenden Europäisierung seiner Wirtschaft hat also reiche Früchte getragen und wird das meiner festen Überzeugung nach auch in Zukunft tun. Diese Tatsache sollte man sich vor Augen halten, besonders jetzt, da die öffentliche Diskussion von Problemen in einzelnen Euroraum-Ländern und damit verbundenen Kosten geprägt ist. Die europäische Integration hat uns Österreichern bisher enormen Nutzen gebracht – und das nicht nur in ökonomischer, sondern auch in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht. Großes Potenzial besteht auch für die Zukunft und sollte engagiert genutzt werden.

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