Weniger Firmenpleiten 2018
- Written by Redaktion
- font size decrease font size increase font size
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist 2018 um knapp zwei Prozent gesunken. Allerdings sind sowohl die Zahl der betroffenen Dienstnehmer als auch die Schulden deutlich gestiegen. Zwei der fünf größten Pleiten des Jahres kommen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft.
Im Jahr 2018 wurden insgesamt 4.982 Unternehmen in Österreich insolvent. Das ist ein Rückgang von 1,9 % gegenüber 2017 (5.079 Fälle). Die eröffneten Insolvenzverfahren (2.979) waren mit 1,5 % rückläufig (3.025) und die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren (2.003) sogar mit 2,5 % (2.054). In »real terms« ist das Insolvenzgeschehen aber eher gestiegen als gesunken, wie KSV1870 Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner erklärt. »Der leichte Rückgang bei der Anzahl der insolventen Unternehmen wird durch die gestiegenen Passiva und betroffenen Dienstnehmer deutlich relativiert.« Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer hat sich auf 18.600 (+ 14 %) gegenüber 2017 (16.300) erhöht. Die Passiva sind aufgrund einiger Großinsolvenzen entgegen dem Trend um 12,5 % auf insgesamt 2,1 Mrd. Euro angewachsen.
Keine Überraschungen gibt es bei den »Branchensiegern«. Sowohl nach Anzahl der Insolvenzfälle als auch der Höhe der Passiva liegt die Bauwirtschaft hinter den unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Die traditionelle Spitzenposition der Bauwirtschaft liegt laut Kantner an den kleinteiligen Strukturen mit vielen Unternehmen und aufgrund der hohen Bilanzsummen auch hohen Verbindlichkeiten. Mit Waagner Biro als traurigem Spitzenreiter mit Passiva in der Höhe von fast 200 Mio. Euro und der Wienwert Gruppe mit 71,1 Mio. Euro kommen heuer zwei der fünf größten Pleiten aus der Bau- und Immobilienbranche. Auch wenn die Zahl der betroffenen Dienstnehmer und die Höhe der Passive einigen Großinsolvenzen geschuldet ist und die Zahl der Insolvenzfälle rückläufig ist, sollte keine allzu große Freude aufkommen. »Die seit Jahren rückläufigen Insolvenzzahlen sind primär nicht der Robustheit einer Konjunktur geschuldet, sondern extrem niedrigen Zinsen, von denen naturgemäß die schwachen und hoch verschuldeten Unternehmen überproportional profitieren«, erklärt Kantner. Ob diese Unternehmen in der Lage waren, ihre Geschäftsmodelle zu verbessern und zu erneuern, wird sich erst im Aufschwung und der darauffolgenden Zinsanpassung nach oben zeigen.