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Auf Schiene

\"WESTbahn-MastermindDer neue ÖBB-Konkurrent hat den Betrieb aufgenommen. Schon im Vorfeld hat die WESTbahn die Bundesbahn gehörig unter Druck gesetzt.

 

Am zweiten Adventsonntag war es endlich so weit: Unter enormer Anteilnahme der Medien hat der neue ÖBB-Konkurrent WESTbahn den Betrieb aufgenommen. Krone, Kurier und Co berichteten seitenweise. Pendler wurden zu Erlebnissen ihrer »Jungfernfahrt« befragt, Minuten im Fahrplan abgewogen, selbst Farbe und Design der Zuggarnituren im Detail erörtert. Ganz neu ist der Medienwirbel nicht. Seit der Gründung 2008 war das Unternehmen bislang »virtuell«. WESTbahn-Chef Stefan Wehinger und Mastermind Hans Peter Haselsteiner machten jedoch aus der Not eine Tugend: Kontinuierlich lieferten sie den Stoff, aus dem Medien gerne »Geschichten« schnitzen. Selbst das deutsche Medienflaggschiff Die Zeit berichtete im Sommer über das Bahnduell in Ösiland und behauptete, dass die ÖBB erstmals mit Konkurrenz kämpfen müsse. Das ist so spektakulär wie falsch: Der EU-Startschuss für die Bahnliberalisierung fiel bereits 1991, seit 2003  muss auch die ÖBB den Trassenzugang für ihre Konkurrenz gewährleisten. So gab es schon bei WESTbahn-Gründung 2008 rund 30 beim Rail-Regulator verzeichnete Konkurrenten, eine bunte Mischung nicht nur aus Rübentransportern, Tourismus- und Lokalbahnen, sondern auch potenten Cargo-Unternehmen wie Voest-Alpine-Töchter, die nicht nur werkseigene Erz- oder Kalktransporte organisieren, sondern den ÖBB bei Gütertransporten auch international zusetzen.

Neu ist die Bahnkonkurrenz also nicht. Neu ist nur der Medienwirbel, mit dem Wehinger und Haselsteiner ÖBB-Boss Christian Kern gehörig unter Druck setzen. Das hat auch gute Seiten. Für Geschäftskunden wichtige Services wie WLAN oder durchgehende Handyverbindungen hätten die ÖBB sicher auch ohne WESTbahn einmal eingeführt. Durch Druck der WESTbahn geht das freilich schneller. Ein Nebeneffekt sind auch die jüngsten Aktionspreise, mit denen die Staatsbahn ihre Kunden binden will. Neu sind auch juridische Nebengeräusche: Bislang herrschten zwischen ÖBB und ihren liberalisierten Konkurrenten Friede, Freude und Eierkuchen. Haselsteiner und Kern finden hingegen nicht einmal einen gemeinsamen Nenner, wie viele juridische Verfahren gerade offen sind. Ein Dutzend oder doch nur vier?

Die Eröffnung der WESTbahn ist gerade ein paar Tage her. Ruhiger für den Personenverkehr werden die Zeiten nicht. Erst am 6. Oktober hat Haselsteiner die WESTbus – ein Joint Venture zwischen seiner Holding und dem Busunternehmer Blaguss – im Firmenbuch eingetragen. Kaum war die Tinte getrocknet, nimmt die noch blutjunge WESTbus auch im Straßenverkehr den Konkurrenzkampf auf. Neben München und Prag werden von Wien aus auch Salzburg, Graz oder Klagenfurt via Bus zu Kampfpreisen miteinander verbunden.

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