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Kulinarik und Authentisches

\"KulinarikIm österreichischen Tourismus sind neue Konzepte und Lösungen gefragt, um Kunden anzusprechen.

Der Thermen-Trend in Österreich geht langsam seinem Ende zu, Wellness ist für Touristen mittlerweile etwas Selbstverständliches.  Was die Gäste in ihrem Urlaub schätzen, sind vor allem individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, authentische Gastfreundschaft und erstklassige Küche.

 

Von Valerie Uhlmann

 

Der österreichische Thermen-Markt ist gesättigt. Jahrelang schossen verschiedenste Thermaleinrichtungen und Wellness-Oasen wie Pilze aus dem Boden. Das Geschäft mit den Thermen-Touristen und Wellness-Urlaubern lief gut. Dass dieser Trend nun langsam ein Ende hat, zeigt unter anderem das prominente Beispiel der »Auqualux«-Therme der obersteirischen Gemeinde Fohnsdorf. Durch den Bau und die Instandhaltung der Therme wurde die Ortschaft immer tiefer in die Pleite getrieben und muss nun von einem Regierungskommissär geführt werden. In den ­vergangenen Jahren mussten sich zahlreiche Gemeinden mit Thermalanstalten vom Land unter die Arme greifen lassen. Dass das Angebot an Thermen in Österreich mittlerweile stärker gestiegen ist als die Nachfrage, zeigt eine vom Regionalmanagement Burgenland  (RMB) in Auftrag gegebene Studie. »Man kann wahrscheinlich schon fast von einer Marktsättigung ausgehen«, erklärt Studienautor und Wirtschaftsforscher Oliver Fritz. Um den Erfolg der österreichischen Thermen zukünftig zu sichern, wären weitere Investitionen in deren Standorte vonnöten.

»Der Wellness-Markt ist wirklich übersättigt«, meint Gisela Holleis. Die Eigentümerin des Hotels Salzburgerhof in Zell am See und weiterer Hotels gilt als Expertin am Wellness-Sektor. »Das Angebot ist einfach zu groß geworden. Der Wellness-Bereich wird sich bestimmt noch weiterentwickeln, aber wenn immer weiter ausgebaut und errichtet wird, wirkt sich das natürlich irgendwann für alle Betriebe aus.« In der Vergangenheit hätten einige Betriebe, ohne viel nachzudenken, einfach ein Hallenbad oder eine Sauna angebaut, meint Max Eidlhuber, Präsident der Hotel-Kooperation Herrenhäuser & Schlosshotels. »Diese werden jetzt weniger frequentiert. Denn es braucht eine gewisse Ernsthaftigkeit und Authentizität dahinter, um einen Wellness-Betrieb professionell zu führen«, stellt Eidlhuber fest. Die Hotels im Wellness-Bereich kämpfen laut Wolfgang Neuhuber, Geschäftsführer der Kooperation Genießerhotels & -restaurants, untereinander um die Kunden und lizitieren dadurch die Preise hinunter. Da aber Wellness mittlerweile zum Standardservice eines durchschnittlichen Hotels zählt, besteht die große Frage darin, wie man sich als Anbieter von Wellness überhaupt noch hervortun kann. »Natürlich ist das Preis-Leistungs-Verhältnis wichtig, aber in erster Linie muss die Qualität stimmen«, ist sich Gisela Holleis sicher. Auch Wolfgang Neuhuber sieht die Qualität des Wellness-Angebots als ausschlaggebend: »Die Qualität definiert sich über das Können der Mitarbeiter, also darüber, dass ihre Ausbildung wirklich fundiert ist.« Außerdem müssten die Treatments sowohl vom Gesundheits- als auch vom Relax-Aspekt stimmen und auch die Produkte einer gewissen Qualität entsprechen. »Es geht bei Wellness nicht nur ums warme Wasser«, betont Eidlhuber. »Die Leute möchten einen Zusatznutzen aus ihrem Urlaub ziehen.«

Megatrend Mobilisierung

Der Thermen-Trend hat in Österreich seine Blütezeit also bereits hinter sich, und Wellness ist mittlerweile selbstverständlich geworden. Deshalb sind neue Tourismus-Konzepte und Angebote gefragt, um Kunden anzusprechen.

In der Studie »Österreich 2025« hat das Zukunftsinstitut Österreich zusammen mit Karmasin Motivforschung die zentralen gesellschaftlichen Entwicklungen – die sogenannten Megatrends – und deren Auswirkungen auf Österreich untersucht. Der Tourismus in Österreich wird laut Studie zukünftig durch die weltweiten Megatrends der Mobilisierung und der Globalisierung geprägt sein. Da die Menschen immer mobiler werden, in Bezug auf die Art ihrer Fortbewegung sowie auf ihre Lebensgestaltung, wird es immer unwichtiger, dass die Entfernung zu einem Urlaubsziel nicht zu groß ist. Da man einfach und günstig auch weit entfernte Destinationen erreichen kann, stellt sich vor allem für die Touristen aus Österreichs Nachbarländern die Frage, warum man überhaupt nach Österreich reisen soll. Das bedeutet, wenn bisher die Nähe zum Reiseziel die Wahl bestimmte, soll es zukünftig der Zielort selbst sein, der die Wahl ausmacht. Durch den Megatrend der Globalisierung soll sich Österreich vermehrt Gedanken über seine Wirkung nach außen machen. Dabei sei es aber wichtig, nicht bei regionalen Fragen stehen zu bleiben, sondern diese in größere Kategorien, wie zum Beispiel die Region »Die Alpen«, einzufügen. Österreich dürfe, um touristisch interessant zu bleiben, den Fokus nicht so sehr auf den Tourismus selbst legen, sondern müsse den Lebensraum Österreich an sich in den Mittelpunkt rücken.

Eher kurz, dafür öfter

Urlaub, wie man ihn heute noch versteht, soll laut der Studie des Zukunftsinstituts Österreich auf lange Sicht ein überholtes Konzept sein. Denn durch die Vermischung der Frei- und Arbeitszeit der Menschen werde es zukünftig immer wichtiger, die bisher nur im Urlaub empfundene Erholung und das Glücksgefühl in den Alltag zu integrieren. Diese Entwicklung schlägt sich auch im Reiseverhalten nieder. »Der Trend geht immer mehr zu Kurzaufenthalten. Die Gäste kommen eher am Wochenende und an Feiertagen, was es für Hoteliers manchmal schwierig macht. Dafür machen die Leute aber auch öfter Urlaub«, erklärt Gisela Holleis. Hier müsse sich die Hotellerie anpassen und Aufenthaltsdauer sowie Preise flexibel gestalten. »Die Hoteliers müssen über ihren Schatten springen und Schnäppchen anbieten«, betont Max Eidlhuber. Grundgelegt sieht Wolfgang Neuhuber diesen Trend in der Finanzkrise. »Der Euro sitzt nicht mehr so leicht wie früher«, so Neuhuber. »Durch die Krise gibt es ein Umdenken, ein Umschichten der privaten Geldmittel, ein Nachdenken, wofür man sein Geld ausgibt.« Diese Entwicklung sei auch in der Restaurantszene am Wiederaufleben von Wirtshaus und Beisl zu erkennen.

Authentisches erleben

Einen weiteren Tourismus-Trend sieht Max Eidlhuber in der Authentizität des Angebots. »Die Leute wollen einfach mehr Authentisches erleben«, meint er. In der heutigen Zeit, da die Individualisierung des Einzelnen immer mehr voranschreite und jeder sich selbst verantwortlich sei, wollen die Menschen ihre Reisen nach ihren individuellen Vorstellungen gestalten. Deshalb würden eher Orte mit individuellem Charme und authentischer Gastlichkeit geschätzt als die manchmal kulissenhaften Umgebungen und künstliche Freundlichkeit von Kettenhotels.

Trend regionale Produkte

Eine sehr große Rolle im Österreich-Tourismus spielt das Thema Kulinarik. »Gerade im Alpenraum  erkennen alle führenden Hoteliers die Kulinarik als Basisthema an«, erklärt Neuhuber. »Das heißt, selbst der schönste Wellness-Bereich hilft einem Hotel nichts, wenn dort mit Fertigprodukten gekocht wird.« Während sich die Spitzen­gastronomie früher sehr stark über internationale Produkte definierte, wird jetzt regionale Küche mit ihren Produkten immer wichtiger. Der Markt dafür habe sich erst langsam aufgebaut, doch nun finde man im regionalen Bereich echte Spitzenprodukte, so Neuhuber. Auch die Studie »Österreich 2025« betont die Wichtigkeit einer attraktiven regionalen Küche. Sie sei als Ausdruck für Lebensqualität und Lebenslust ein ­wesentliches Kriterium für den Sex-Appeal einer Region.

Auf internationalen Ebene sieht Max Eidlhuber einen immer stärkeren Trend zum Heritage-Travel. Vor allem für US-Amerikaner und Kanadier der zweiten und dritten Generation sei die Entdeckung ihrer europäischen Wurzeln ein starker Reiseanreiz. »Viele der US-Amerikaner, die nach Irland kommen, reisen auf den Spuren ihrer Vorfahren«, so Eidlhuber. Aber auch in Mittel- und Osteuropa bereisen immer mehr Menschen die Herkunftsorte ihrer Familie.

 

>> Schlosshotels & Herrenhäuser:

Der Verein »Schlosshotels & Herrenhäuser« wurde 1965 gegründet und ist eine der ältesten Hotel-Kooperationen Österreichs. Die 68 Mitglieder des Zusammenschlusses sind romantische Hotels in Schlössern und Burgen, historische Landhäuser und Restaurants in Österreich und den umliegenden Nachbarländern. »Jedes unserer Häuser hat eine eigene Geschichte und unverwechselbare Atmosphäre. Doch eine Sache verbindet sie alle: die authentische Gastlichkeit im Gebäude, in der Lage und auch in der Art der Gastgeber«, erklärt Präsident Max Eidlhuber die Grundidee der Kooperation. In der Umgebung dieser einzigartigen Hotels sollen die Gäste mehr Authentisches erleben.

INFO: www.schlosshotels.co.at

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