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Hedy Lamarr-Lectures 2010

\"JosefEnde Februar wurden die \"Hedy Lamarr-Lectures 2010\" gestartet. Im Fokus stehen Vorträge zur Wissensgesellschaft aus sozialwissenschaftlicher Sicht.

Die Rolle des Wissens hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Individuelles und kollektives Wissen, seine Organisation und Nutzung werden immer mehr zur Grundlage unseres gesellschaftlichen Handelns. Wissen wird zur zentralen Quelle von Produktivität und wirtschaftlichem Wachstum. Wissensbestände wachsen exponentiell, ihre Verfallszeiten werden immer kürzer. Zudem verändern neuen Informations- und Kommunikationstechnologien Verfügbarkeit von und Zugang zu Information und Wissen radikal. Mit den möglichen gesellschaftlichen Folgen dieser Veränderungen, auf nationaler wie globaler Ebene, befassen sich die „Hedy Lamarr-Lectures“, die von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Telekom Austria Group und dem Medienhaus Wien veranstaltet werden.

Die ÖAW Lectures – eine Veranstaltungsreihe, die seit 1998 durchgeführt wird – haben mit den Hedy Lamarr-Lectures zum ersten Mal einen sozialwissenschaftlichen Themenschwerpunkt und sind erstmals einer Frau gewidmet. Die Schauspielerin und Erfinderin Hedy Lamarr (1914-2000), ohne deren Erfindung des Frequenzsprungverfahrens die heutige Mobilfunktechnik nicht denkbar wäre, ist Namensgeberin. Lamarr, die in die USA emigrierte und Gegnerin des Nationalsozialismus war, hatte dieses Verfahren ursprünglich für die Funkfernsteuerung von Torpedos entwickelt; es wurde jedoch vom US-Militär nicht eingesetzt. Seit den 1990er Jahren wurde ihr Beitrag zur Funktechnologie durch mehrere Auszeichnungen gewürdigt.

Die sozialwissenschaftlich ausgerichtete Vorlesungsreihe thematisiert grundlegende Fragen der Wissens- und Informationsgesellschaft.  Sie will einen Beitrag dazu leisten, den Veränderungen der Lebenswelt, der Politik, der Wirtschaft, der Öffentlichkeit, dem Wandel von Organisationen und Unternehmen sowie der Wissenschaft nachzugehen. Die Vortragsreihe, die im Festsaal der ÖAW stattfindet, startete am 22. Februar mit Prof. Anton Pelinka, Central European University, Budapest, und Institut für Konfliktforschung, Wien.

In seinem Eröffnungsvortrag “Die unvollkommene Information – Voraussetzung für die unvollkommene Demokratie“ zeigte der Politologe auf, dass Information höchst ungleich gestreut ist, weil das Interesse an und der Zugang zu Information ungleich verteilt sind – auch und gerade in der Informationsgesellschaft. Dieses Ungleichgewicht steht in einem Spannungsverhältnis mit dem Grundsatz der politischen Gleichheit, der sich im gleichen Stimmrecht für alle ausdrückt. Der Vorstellung von einer perfekten Demokratie entspricht die Vorstellung von einer perfekten Information. Pelinka zeigt jedoch die Wirklichkeit auf: „Auch wenn alle Zugangshürden zur Information beseitigt sind, bleibt die Realität davon bestimmt, dass nur wenige Menschen sich intensiv für Politik interessieren, dass sehr viele Menschen mehr oder weniger informationsresistent sind.“ Er fordert daher „ein ständiges Bemühen um den Abbau der Distanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit“, denn „dies ist die einzige Gewähr dafür, dass die Distanz nicht noch größer wird, dass die Information nicht noch selektiver, die Politik in der Demokratie nicht noch elitärer wird.“
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